Hotellerie

«Wir möchten Hotels in der Schweiz mit an Bord nehmen»

Jean-Claude Raemy

Der Relaunch von Hoteliers.com stiess auf grosses Interesse. Ronald Arndt, Account Manager D/A/CH bei der Plattform, spricht im Interview über die Finanzierung und die Expansionspläne des Unternehmens.

Letzte Woche berichtete Travelnews über den Relaunch des Portals hoteliers.com. Über diese Website können Konsumenten Hotelpreise und -verfügbarkeiten vergleichen und danach direkt beim Hotel buchen. Mit anderen Worten: Es bietet die Möglichkeit, die Abhängigkeit von grossen Buchungsportalen wie Booking.com zu umgehen. Das Thema stiess auf grosses Interesse. Allerdings ist hoteliers.com bislang vor allem im Benelux-Raum präsent. Wie sieht die weitere Expansion aus und wie verdient die Plattform überhaupt Geld? Wir haben bei Ronald Arndt, dem Account Manager von hoteliers.com für Deutschland, Österreich und die Schweiz, nachgehakt.


Herr Arndt, das Thema «Hilfe zur Direktbuchung beim Hotel» scheint einen Nerv zu treffen. Aber wenn Sie keine grossen Provisionen wie die gängigen Portale verlangen: Wie finanziert sich dann Hoteliers.com?

Die Hotels auf Hoteliers.com zahlen einen Mitgliedsbeitrag, welcher mit der Provision von nur einer Buchung pro Monat vergleichbar ist. Wir prüfen ein zusätzliches Cost-Per-Click-Modell, das es uns ermöglicht, mehr Marketing für die Website zu betreiben, was langfristig den Erfolg garantiert. Wir halten es für das Wichtigste, den Gästen zu zeigen, dass Online-Reisebüros (OTAs) nicht umsonst sind und dass sich auf dem Online-Buchungsmarkt etwas ändern muss. Alle Hoteliers sind sich inzwischen einig, dass die hohen Provisionen, welche Online-Reisebüros verlangen, nicht nachhaltig sind und unserer Branche schaden.

Hoteliers.com hat sich diesbezüglich «auf seine Wurzeln besinnt». Was wurde denn in den letzten Jahren gemacht?

Wir haben uns darauf konzentriert, Hotels dabei zu helfen, mehr direkte Buchungen zu generieren. Wir haben ein komplettes Portfolio an E-Commerce-Tools für Hotels entwickelt, das von einer Hotel-Website bis hin zu einer hochmodernen Buchungsmaschine mit Online-Zahlung reicht. Darüber hinaus haben wir uns auch auf Online-Marketing spezialisiert, wobei wir nicht nur die Tools, sondern auch das Wissen zur Verfügung stellen, wie man mehr Direktgeschäfte erzielen kann.

Was ändert sich denn nun mit dem Relaunch der Website?

Unser Ziel als Organisation bleibt mit dem Relaunch der Website dasselbe. Wir haben jedoch das Gefühl, dass sich der Markt verändert, da mehr Gäste sich der Provisionskosten bewusst werden und sich die Regeln der Tarifparität auf europäischer Ebene ändern. Dies ist der perfekte Zeitpunkt, um www.hoteliers.com wieder ins Rampenlicht zu rücken!

In der Tat: Der Schweizer Bundesrat hat das Vernehmlassungsverfahren zur «Lex Booking» kürzlich eröffnet, womit Paritätsklauseln zwischen OTAs und Beherbergungsbetrieben auch in der Schweiz verboten werden können. Das ist aus Ihrer Sicht wohl eine gute Botschaft.

Wir halten das für eine grossartige Nachricht. Die Tarifparität sollte so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören! Ohne Ratenparität gibt es viel mehr Möglichkeiten für Hotels, ihr Direktgeschäft zu verbessern, und wir helfen diesen gerne dabei.

«Wir haben keine Millionen von Investoren bekommen, um schnell einen Markt zu überrennen.»

Wir wüssten gerne etwas mehr über die Firma Hoteliers.com: Wie ist die Firma entstanden und wer sind die Köpfe dahinter?

Hoteliers.com wurde 2005 in Amsterdam gegründet und ist ein Unternehmen, das stets aus eigener Kraft gewachsen ist. Wir haben keine Millionen von Investoren bekommen, um schnell einen Markt zu überrennen. Stattdessen sind wir über die Jahre stetig gewachsen, haben von unseren Kunden gelernt und gemeinsam ein besseres Produkt entwickelt. Unser Inhaber und Direktor ist Erik Baumann, dieser hat übrigens weit zurück Schweizer Wurzeln. Für die DACH-Region als Verkaufsdirektor ist jedoch Erwin Kleiboer zuständig; er spricht fliessend die Sprache.

Bislang findet man auf Ihrer Website vor allem niederländische Hotels. Auf der Website gibt es zwar weitere acht angegebene Länder, darunter die Schweiz, doch ohne aktiven Link. Wann kommen die weiteren Hotels aus diesen Märkten dazu?

Wir möchten so schnell wie möglich Hotels in der Schweiz mit an Bord nehmen. Wir glauben, dass es wichtig ist, sich auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren und von dort aus aufzubauen. Da wir jetzt einen guten Kundenstamm in den Niederlanden und Belgien haben, wollen wir nun prioritär in Deutschland, Österreich und der Schweiz expandieren und zu einem echten europäischen Unternehmen werden.

Wie sieht denn der konkrete Expansionsplan der Firma aus? Und wie wird dieser finanziert?

Unsere Expansionsstrategie zielt wie gesagt auf die DACH-Region ab, da wir der Meinung sind, dass dies ein Markt ist, der sehr gut zu unseren Produkten passt. Es gibt viele unabhängige und familiengeführte Hotels, die den grössten Teil unserer Kundengruppe ausmachen. Wir investieren jetzt in den Aufbau von Beziehungen zu Hotels in diesen Märkten und erweitern unser Personal mit Einheimischen, die diese Märkte wirklich verstehen. Wir finanzieren dieses Wachstum aus unseren eigenen Einnahmen, obwohl wir auch darüber nachdenken, wie wir diesen Prozess mit einem externen Partner beschleunigen können, da die Corona-Krise auch unserem Unternehmen etwas zu schaffen macht.

Sind Sie denn bereits in Kontakt mit Schweizer Hotels?

Ja, wir stehen mit einer Reihe von Schweizer Hotels in Kontakt, obwohl wir noch kein lokales Team eingerichtet haben. Wir sind sehr froh über Pressekontakte wie zu Ihnen, welche uns helfen können, den Schweizer Hotelmarkt gemeinsam ein bisschen besser zu machen.