Hotellerie

Auf vier Standbeine stützt sich Simon Lehmanns Firma AJL Atelier: Consulting, Public Speeking, Mergers & Acquisitions sowie Revenue Management. Bild: Screenshot

Viel Dynamik in der Sparte «Vacation Rental»

Während ein Grossteil der Tourismusindustrie einen Tiefpunkt erlebt, boomt das Geschäft mit Ferienwohnungen. Branchenkenner Simon Lehmann, Gründer von AJL Atelier, erläutert die jüngste Marktentwicklung.


Jüngst meldete Ferienwohnungsvermittler E-Domizil neue Rekordzahlen. Auch Interhome registriert doppelt so viele Schweizer, die in diesem Jahr eine Ferienwohnung in der Schweiz buchen. Domestic Travel heisst derzeit der globale Trend. 70 Prozent der Touristen in Italien in diesem Jahr sind Italiener, in Spanien liegt die Quote einheimischer Touristen bei 60 Prozent, in anderen Jahren liegt die Quote dagegen unter 30 Prozent. Und die einheimischen Gäste weichen – gerade in diesen Zeiten – den Hotels eher aus.

«Statt Hotels bevorzugen die Leute Apartments und Ferienwohnungen», sagt Simon Lehmann im Gespräch mit Travelnews. Als langjähriger CEO von Interhome und späterer Präsident von Phocuswright kennt er wie kaum ein anderer die Mechanismem im Short Term Rental (für städtische Gebiete, u.a Geschäftsreisende) und Vacation Rental Geschäft (für touristische Gebiete).

«Vacation Rental erholte sich schon bei früheren Krisen am schnellsten, ob nach 9/11, Finanzkrise oder Sars», sagt Lehmann. «Die Tourismusströme verlagern sich, die meisten unserer Kunden verzeichnen in diesem Jahr ein Rekordjahr.»

«Statt Hotels bevorzugen die Leute Apartments und Ferienwohnungen», sagt Vacation-Rental-Spezialist Simon Lehmann.

In seiner Tätigkeit als Berater oder viel mehr als «go-to partner», wie er seine Tätigkeit umschreibt, stellt Lehmann zudem fest: «Das Marktpotenzial ist noch riesig. Die Branche richtet sich erst an 40 bis 50 Prozent der Reisenden. Viele Touristen, die auf klassische Hotels setzen, haben die Vorteile von Ferienwohnungen und City-Apartment noch nicht entdeckt.»

Beim Thema Short Term Rental, dem Geschäft mit City-Apartments, zeichne sich derzeit wegen fehlender Geschäftsreisender der Trend ab, dass immer mehr Anbieter sich auf den Leisure-Bereich ausrichten möchten, also Freizeit- statt Business-Gäste anpeilen. Sollte sich die Reisewelt im Lauf des nächsten Jahres wieder normalisieren, geht Lehmann von einem erheblichen Preiskampf aus, wenn sowohl Hotels wie City-Apartments verstärkt um Leisure-Reisende kämpfen werden. Auf die vollständige Rückkehr des Geschäftsreiseverkehrs angesprochen, äussert Lehmann gewisse Zweifel, sagt aber, dass Konferenzen und physische Meetings künftig weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden.

Lehmanns vier Standbeine

Vor drei Jahren machte sich Simon Lehman selbständig. Heute nennt er seine Firma AJL Atelier, die er zusammen mit seiner Gattin und vier weiteren Mitarbeitern führt. Auf vier Standbeine stützt sich AJL Atelier: Consulting, Public Speeking, Mergers & Acquisitions sowie Revenue Management.

AJL Atelier ist als go-to partner Anlaufstelle für Investoren, Operators oder Technologie-Firmen, die im Short Term & Vacation Rental Geschäft Fuss fassen oder weiterkommen möchten.

«Nach 20-jähriger CEO-Tätigkeit möchte ich zusammen mit meinem Team das Netzwerk und die Erfahrung nutzen, uns in diesem sehr dynamischen Markt einzubringen», sagt Lehmann. Während er derzeit als Speaker keine Konferenz-Auftritte hat, führt er nun auf Vimeo Experten-Talks durch, zu finden unter «Red Shoes Talks», seinem bekannten Markenzeichen.

Und neu arbeitet AJL Atelier mit dem Lausanner Start-up Hotel.school zusammen. «Um in diesem Geschäft tätig zu sein, benötigt man nur eine vermietbare Wohnung, um loszulegen – ähnlich wie bei Uber wo ein Auto reicht. Doch die Branche muss professioneller werden, neu bieten wir ab Dezember mit hotel.school Kurse zum Download an.»

(GWA)