Hotellerie

Traumhafter Blick aus dem Hotel Bergsonne auf den Vierwaldstättersee. Bilder: HO

Nach dem Znacht greift der Koch zum Fagott

Im Klanghotel Bergsonne auf Rigi Kaltbad soll aus einem ambitionierten Experiment ein professionelles kultur-touristisches Angebot werden.

Einer Bachsonate lauschen – vorgetragen von einer talentierten Nachwuchspianistin am Flügel – und dabei in den blau-rosa Abendhimmel über dem Vierwaldstättersee schauen. Nach einem sonnigen Wandertag auf der Rigi gemeinsam zu Abend essen und danach einem jungen Geiger zusehen, wie er mit Hingabe Paganini spielt. In solche Genüsse kommen in Rigi Kaltbad die Übernachtungsgäste des Hotel Bergsonne, das seit diesem Sommer ein Klanghotel ist. Dass der Koch nach dem Znacht noch zum Fagott greift, kann hier oben ebenfalls passieren.

Der frühere Kulturjournalist, Talentförderer und Luzerner Kantonsrat Urban Frye hat das ungewöhnliche Projekt ins Leben gerufen und führt seit wenigen Wochen das Hotel Bergsonne gemeinsam mit Musikstudenten aus der Schweiz und aus aller Welt. Das einfache, aber liebevoll zurechtgemachte Haus, das Frye bescheiden «eine bessere SAC-Hütte» nennt, dient Musikern und ihren Familien zum Ferien machen, zum ungestörten Üben und seit der Coronakrise nun eben auch zum Arbeiten. «Die Hochschule hatte zu, Konzerte gab es keine, da hatten wir die Idee, dass sich die jungen Leute im Hotel etwas dazuverdienen können», berichtet Frye. Die Musiker kommen grossteils aus dem Umfeld der Music-Box, einem Wohnprojekt für Musikstudenten in Luzern.

Ein «Experiment» mit herrlicher Aussicht

Anspruch auf Perfektion gibt es in der Bergsonne nicht. Denn das Ganze ist – zumindest derzeit noch – «ein Experiment», wie Urban Frye selber sagt. Doch wer würde schon über ein liegengebliebenes Staubkorn klagen, wenn er das sehr gute Essen plus Talent-Konzert genossen hat und am Morgen zudem die herrliche Aussicht auf den See und die Berge direkt aus dem Zimmer oder von der grossen Terrasse aus in sich aufsaugen kann?

Bis Ende September steht nun das Programm mit den gastronomisch aktiven Musikstudenten. Was danach geschieht, ist offen. Urban Frye ist jedoch guter Hoffnung, dass er in seinem Hotel auch künftig Musik-, Natur- und Kulturliebhaber begrüssen kann. Familien mit Kindern sind ihm dabei ein besonderes Anliegen. «Unter den Flügel liegen und Beethoven hören», solche Dinge lässt sich der Musikfreak für kleine Zuhörer gerne einfallen. Und: Vielleicht gastiert ja – dank guter Beziehungen zur Kulturszene – auch häufiger mal ein bekannter Musiker in der Bergsonne. Hier möchte der Gastgeber aber noch nicht zu viel versprechen und alles soll spontan bleiben. Eine Zusammenarbeit mit den Rigi Musiktagen von Diemut Poppen ist aber in jedem Fall geplant.

Info: 22 Zimmer, die meisten mit Aussicht; Doppelzimmer ab 170 Franken; www.bergsonne.ch

(TN)