Hotellerie

Ein nachdenklicher Martin Nydegger – der Direktor von Schweiz Tourismus geht von markanten Einbussen aus. Bild: TN

«Diese Krise werden nicht alle überleben»

Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger rechnet mit einem Ausfall eines Viertels der asiatischen Gäste im zweiten Quartal und erheblichen Konsequenzen für die Schweizer Hotellerie.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP versucht Martin Nydegger, der Direktor von Schweiz Tourismus, die Auswirkungen der Corona-Krise zu beziffern. Dabei schickt er voraus, dass es an Fahrlässigkeit grenze, Prognosen in einer Welt abzugeben, in der sich die Tagesaktualität überschlage.

Für das Gesamtjahr rechnet Schweiz Tourismus mit einem Umsatzverlust von über 500 Millionen Franken. Dabei nicht eingerechnet seien Ausfälle für die Gastronomie und die Messen.

Zwar rechnet Martin Nydegger mit einem Plus bei Schweizer Gästen in diesem Jahr, weil diese häufiger in der Nähe Ferien machen dürften. Doch das zu erwartende Minus der ausländischen Gäste sei damit nicht auszugleichen. Für das zweite Quartal rechnet er bei den asiatischen Gästen mit einem Rückgang von einem Viertel, für das ganze Jahr von 20 Prozent. Ebenso könnte sich das Minus aus Nordamerika auf 20 Prozent belaufen. Mit einem Rückgang um 10 Prozent bis Ende Jahr rechnet Nydegger bei den europäischen Gästen.

Die Lage in der hiesigen Hotellerie werde tiefe Spuren hinterlassen. «Das werden nicht alle überleben. Es wird bedauerlicherweise zu Schliessungen führen», sagt Nydegger. Die Gewinnmargen in der Branche seien dünn. Viele Betriebe könnten daher auch in guten Zeiten gar nicht genügend Polster auffüllen, um eine solche Krise zu überstehen.

Der Ruf nach Unterstützung der Tourismusbranche durch die Politik sei wegen des unerwarteten externen Schocks gerechtfertigt, findet Nydegger. Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, sollten Mehrwertsteuern oder Sozialabgaben nicht sofort bezahlt werden müssen, fordert er. Zudem appellierte er an die Banken, sich kulant zu zeigen. Ausserdem müsste Kurzarbeit einfacher beantragt werden können. Mit alledem könnte man eine Pleitewelle zumindest abbremsen.

(nau/TN)