Hotellerie

Der mexikanische Ferienort Tulum an der Karibikküste der Yucatan-Halbinsel verzeichnet rückläufige Besucherzahlen. Bild: Spencer Watson

Mexiko leidet an Überangebot in der Hotellerie

Mexiko verzeichnet in der zweiten Jahreshälfte 2019 vor allem im Beherbergungssektor einen Rückgang. Besonders die Halbinsel Yucatan spürt die Auswirkungen der vielen Herausforderungen, mit denen das Land zurzeit kämpft.

Im zweiten Halbjahr 2019 verschlechterten sich die Auslastungszahlen der Hotels in Mexiko weiter. Im gesamten zentralamerikanischen Land ging der Umsatz pro verfügbarem Zimmer durchschnittlich um 6,6 Prozent auf umgerechnet 67 Schweizer Franken zurück. Gleichzeitig sank die Auslastung um 2,9 Prozent auf 61,6 Prozent. Gemäss Report des Hotel-Datenunternehmens STR wuchs das Zimmerangebot von Juli bis November um 3,2 Prozent, während die Nachfrage lediglich um 0,1 Prozent anzog.

«In Mexiko droht sicherlich ein Überangebot», sagt Jennifer Dohrmann-Alpert, Vizepräsidentin für Beratungsdienstleistungen beim weltweit tätigen Designbüro HKS, gegenüber «Travel Weekly», «wir haben gesehen, dass viele Entwicklungen in der Pipeline sind, besonders an der Riviera Nayarit und in Cabo San Lucas. Viele dieser Projekte werden zwischen 2020 und 2025 abgeschlossen. Sollte es eine wirtschaftliche Verlangsamung geben, könnten wir in den nächsten drei bis fünf Jahren deutliche Auswirkungen des Überangebots sehen.»

Dies seien aber nicht die einzigen Herausforderungen, die Mexiko zurzeit bewältigen muss. Durch die vermehrten kartellbedingten Gewaltdelikte wurden Sicherheitsbedenken ausgelöst, welche die Reiselust wohl gedämpft haben. Ausserdem beschloss die mexikanische Regierung Anfang 2019, die meisten Repräsentanzen der nationalen Tourismusbehörde zu schliessen. Infolge dieser Entscheidung flossen Millionen von Pesos bzw. Dollars für die Tourismusförderung in den Bau des geplanten «Maya-Zugs», der wichtige Ziele im Südosten Mexikos verbinden soll.

Yucatan spürt die Auswirkungen am meisten

Mexiko hat in der vergangenen Zeit vor allem in die touristische Expansion im All-Inclusive-Segment auf der Halbinsel Yucatan investiert. Diese befriedigten aber nicht unbedingt die Bedürfnisse der Millennials, weshalb von dieser Zielgruppe ein Rückgang erwartet werde, wie Dohrmann-Alpert weiter ausführt. Die Halbinsel hat in der jüngsten Vergangenheit die Hauptlast der Probleme getragen, wie die STR-Daten zeigen. Der Umsatz pro verfügbarem Zimmer sank um satte 12,9 Prozent auf umgerechnet 108 Schweizer Franken (111,94 US-Dollar, laut STR). Die Auslastung sank gleichzeitig um 2,5 Prozent. Ebenfalls negative Auswirkungen hatte die Plage aufgrund von Sargassum-Seegras, welche die Strände an der Riviera Maya und der Küste von Cancun zeitweise fast unbewohnbar machten. Es ist auch denkbar, dass die Pläne für die Errichtung einer Mauer zwischen der amerikanischen und mexikanischen Grenze des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump die Nachfrage aus den USA dämpft.

Diese Unsicherheit geht natürlich auch an den grossen Investoren nicht vorbei. So gibt die Apple Leisure Group bekannt, umgerechnet rund 583 Millionen Schweizer Franken (600 Millionen Dollar) auf Eis zu legen und den Bau von vier bis fünf AMResorts zu verschieben. Zudem wird ein weiterer Zuwachs an Kreuzfahrttouristen erwartet, die den Hotels in der mexikanischen Karibik weiterhin Konkurrenz machen. «In den letzten fünf Jahren gab es einen deutlichen Schub in Richtung Kreuzfahrttourismus», erklärt Jennifer Dohrmann-Alpert, «mit mehr als 5 Millionen Besuchern, die in diesem Jahr per Kreuzfahrtschiff in die mexikanische Karibik kommen, könnte sich dies langfristig negativ auf den Umsatz pro Zimmer auswirken, da die Hotels die Preise nach unten treiben müssen, um die Besucher wieder anzuziehen.»

(NWI)