Hotellerie

Dank «discover.swiss» soll der Schweiz-Gast künftig alle Leistungen direkt beziehen können. Bild: TN

Coming soon... Discover.swiss, die Schweizer Antwort auf Booking

Die Schweizer Hoteliers planen einen Befreiungsschlag, um sich aus den Fängen der grossen Buchungsportale zu lösen. Im neuen Jahr soll die Plattform aufgeschaltet werden.

Das Projekt Discover.swiss köchelt schon länger. Schon am Schweizer Ferientag von Mitte April 2019 informierten Projektverantwortliche über ihre Ideen, wie sich die Schweizer Hotellerie mit einer neuen gemeinsamen Plattform aus den Fängen der grossen Hotelbuchungsportale lösen können. Denn diese fordern bekanntlich Kommissionen von 15 bis 20 Prozent ein und rauben den eng kalkulierenden Hoteliers den Schnauf.

Kurz vor Weihnachten hatte nun Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig einen prominenten Auftritt im Schweizer Fernsehen, er kündigte die Aufschaltung des geplanten Portals Discover.swiss für das kommende Jahr an: «Wir müssen den globalen Playern hohe Kommissionen für unsere Produkte und Dienstleistungen bezahlen. Dagegen wollen wir uns wehren mit unserem elektronischen Concierge, der den Gästen hilft, durch die Schweiz zu reisen».

Treibende Kräfte in der Projektgruppe «Discover.swiss» sind neben Andreas Züllig auch Urs Wagenseil (Leiter Kompetenzzentrum für Tourismus an der Hochschule Luzern), Jon Erni (Initiant von mia Engiadina und ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied von Microsoft Schweiz) sowie Janine Bunte, CEO der Schweizer Jugendherbergen. Sie erklärte im Sommer gegenüber travelnews.ch, dass das Portal nicht nur die Hotelübernachtungen abdecken wird: «Mit Discover.swiss möchten wir eine Serviceplattform schaffen, welche die digitale Zusammenarbeit ermöglicht, so dass sich jeder Beherberger, jede Bergbahn und auch der Kutschenfahrer digital gut positionieren kann und der ausländische oder Schweizer Gast einen digitalen Reisebegleiter hat, wenn er in eine bestimme Destination reist. So erhält er das Angebot wirklich direkt vom Leistungserbringer.»

Kampf um Datenhoheit

Künftig sollen Schweiz-Gäste auf dem Discover.swiss-Portal ihre Daten hinterlegen. Aus Gründen des Datenschutzes können die Gäste frei entscheiden, ob sie die Daten weitergeben möchte. Wenn ja, kriegt der Gast auf ihn zugeschnittene Angebote. «Dies möchten wir gemeinsam aus dem Tourismus für den Tourismus entwickeln, um allen Leistungsträgern zu ermöglichen, die Kundenbeziehung wieder zurückzugewinnen», sagt Bunte.

Noch ist auf dem neuen Portal erst ein «Coming soon...» auszumachen. Die Gespräche mit Tourismuspartnern dauern noch an, aber erste Organisationen und Destinationen dürften das zentrale Back-End nun schon bald nutzen können.

Auch für Starthilfe ist gesorgt. Wie im SRF-Beitrag zu erfahren ist, steuert das Seco eine Million Franken dazu. «Es geht auch darum, dass nicht in jeder Ecke der Schweiz das Rad neu erfunden wird», sagt Eric Jakob vom Staatssekretariat für Wirtschaft, der oberste Touristiker im Land. Hier werde eine Basislösung geschaffen, die allen zur Verfügung stehe. Und die Digitalisierung im Tourismus müsse gefördert werden. Zusätzlich zur Subvention des Bundes haben Hotelier Züllig und seine Mitstreiter nochmals eine Million Franken privat gesammelt.

Wie erfolgsversprechend die Initiative ist, muss sich nun aber erst zeigen. Eine gewisse Skepsis ist angebracht angesichts der weltweiten Dominanz und Präsenz von Giganten wie Booking, Expedia & Co. Denn für die entspricht ein Betrag von zwei Millionen Franken etwa dem Werbebudget, das sie in einem halben Tag auf Google verbraten, um an weltweite Buchungswillige zu gelangen. Das Haifischbecken der Google Ads dürfte sich für ein kleines, wenn auch vielversprechendes Portal wie Discover.swiss als gefährlich erweisen. Doch Andreas Züllig hält die Erwartungen tief: «Wir fangen mit dem Skateboard an und werden dann irgendwann einmal ein Auto konstruieren».

(GWA)