Hotellerie

Aushängeschild der Standard Hotels: Das Standard High Line im trendigen New Yorker Meatpacking District. Dieses erhält bald auch ein Schwesterhotel auf den Malediven. Bild: Standard Hotels

Standard Hotels macht alle Gäste zu Reisebüro-Agenten

Die hippe US-Hotelkette ist auf Expansionskurs. Im Juli eröffnete in London das erste Hotel ausserhalb der USA, jetzt folgen die Malediven und weitere Länder. Besonders spannend: Im Oktober kommt eine App, mit welcher Privatpersonen für Zimmervermittlungen Kommissionen erhalten können.

Die US-Hotelkette Standard Hotels ist mit bislang sechs Hotels noch ziemlich klein - aber dank spektakulären Hotels und namhaften Investoren zumindest in der amerikanischen Hotellerie längst ein Begriff. Das erste Hotel eröffnete 1999 in Hollywood; neben Gründer Andre Balasz gehörten zu den Investoren Schauspieler-Berühmtheiten wie Leonardo Di Caprio, Cameron Diaz oder Benicio Del Toro. Von Beginn weg lag der Schwerpunkt auf Coolness, Design, urbanen Erlebnissen und technologischen Gadgets. Schon 2002 folgte das Standard Downtown Los Angeles, 2006 das Standard Spa Miami Beach, 2008 das wohl bislang bekannteste Standard Hotel direkt an der High Line in Manhattan (New York) und 2011 das Standard East Village, ebenfalls in Manhattan.

Im Juli dieses Jahres nun erfolgte die internationale Expansion. In London wurde das Standard London eröffnet, natürlich mit viel Pomp und Prominenz. Das 266-Zimmer-Hotel liegt im Camden Town Hall Annex, einer 1974 erbauten Ikone des Brutalismus, mit Blick auf die belebte Station King's Cross St. Pancras.

Diese Expansion ist erst der Anfang. Standard International hat offiziell bereits auch die Eröffnung eines Hotels auf den Malediven angekündigt. Das zweite Haus ausserhalb der USA, und das erste in Asien, heisst «Standard Huruvalhi Maldives» und verfügt über 115 Villen. Es liegt im Raanda Baa Atoll und ist per Wasserflugzeug ab Male erreichbar. Natürlich ist das Design aussergewöhnlich, ebenso die vielen Details - darunter Partys wie «Tribal beats at a beach bonfire», ein Nachtclub mit Glasboden für Blicke aufs Meer unter sich, oder gar Discokugeln über der Badewanne für die Party in der eigenen Villa. Die Mischung aus Entspannung und Party soll vor allem Freundesgruppen, Paare oder auch Singles anlocken, und ist somit nicht auf Familien ausgerichtet.

Das Soft Opening ist bereits erfolgt. Im Angebot stehen sechs Restaurants, darunter ein Beachfront-Restaurant mit Meeresfrüchten und ein Restaurant mit maledivischer Küche, welche nur lokal gewonnene Produkte verwendet.

Für jede Empfehlung gibt es Kommission

Das Standard auf den Malediven ist natürlich nicht das Ende der Fahnenstange, sondern erst der Beginn einer grossen Expansion. Amar Lalvani, CEO von Standard International, erklärte, dass es ihn freue, im selben Jahr Hotels an einem der geschäftigsten Orte der Welt (London) und an einem der ruhigsten Orte der Welt (die Malediven) zu eröffnen. Weitere Projekte wurden auch angekündigt, allerdings noch ohne Daten oder präzisere Angaben. Demnach sind auch Standard-Hotels in Paris, Bordeaux, Mailand, Lissabon, Mexico-City, Chicago, Koh Samui, Phuket und Hua Hin geplant. Dass stark in Thailand expandiert wird, hat übrigens damit zu tun, dass die thailändische Sansiri Group 2017 rund 35 Prozent der Aktien von Standard übernahm.

Doch Standard gibt auch in Sachen Vertrieb Gas. Um die Dominanz von Online-Buchungsplattformen zu brechen, will Standard eine auf Empfehlungen basierte App lancieren, die als erste «Social Travel Agency» vermarktet wird. Die App heisst «Benny» und ermöglicht es, für die erfolgreiche Weiterempfehlung eines Zimmers in einem Standard Hotel als Privatperson eine Kommission zu erhalten. Laut Lalvani bewegt sich die App an der Schnittstelle zwischen Social Media, Gig-Economy und Tourismus: «Airbnb macht alle zu Gastgebern und Uber machte alle zu Taxifahrern - wir werden alle zu Reisebüro-Agenten machen», wird Lalvani bei der «Financial Times» zitiert. Die Finanzierung der App ist gesichert; der Launch soll im Oktober dieses Jahres erfolgen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Standard technologische Innovationskraft beweist. Bereits 2016 wurde eine App lanciert: «One Night» bietet Last-Minute-Hotelzimmer und ist auch ein Tool zur besseren Auslastung der eigenen Hotels.

(JCR)