Hotellerie

Über den Köpfen der Hoteliers brütet Booking.com an neuen Einnahmequellen. Bild: TN

Kommentar Booking überschreitet rote Linie

Gregor Waser

Erste Hoteliers schreien auf. Sie sollen künftig dem dominanten Buchungsportal auch Kommissionen für Spa-Buchungen und Velovermietungen abtreten. Unschuldig sind die Hoteliers an dieser immer forscheren Gangart nicht.

«Absurda extorsión!», eine absurde Erpressung seien die neuen Geschäftsbedingungen von Booking, schreien mexikanische und spanische Hoteliers derzeit auf. Offensichtlich werkelt das in Amsterdam beheimatete und weltweit dominante Hotelbuchungsportal Booking.com an neuen Einnahmequellen herum, zumindest in einigen Testmärkten.

Zwar müssen weltweit Hoteliers heute schon 15 bis 18 Prozent des über Booking erfolgten Buchungsumsatzes abtreten – und um zuvorderst gelistet zu werden, teilweise noch mehr. Doch dies scheint dem Buchungsgiganten noch nicht genug zu sein. Jetzt sollen noch weitere Einnahmequellen erschlossen werden.

Booking will nun nämlich auch an Zusatzbuchungen mitverdienen. Der Umsatz von Booking-Gästen, die vor Ort im Hotel eine Wellness-Behandlung buchen, ein Velo mieten oder ein Frühstück zusätzlich buchen, soll ebenfalls kommissioniert werden.

Frech, frech, liebe Holländer. Das ist ein Schritt über die rote Linie. Wie gross die Protestwelle der Hoteliers ausfallen wird oder ob diese nur die Faust in der Tasche ballen, wird sich zeigen.

Blindlings in die Abhängigkeit

Bis zum Ende durchgedacht scheint die forsche Forderung von Booking noch nicht. Sollte ein Gast vor Ort an der Récption eine Wellness-Behandlung buchen, dürfte das Hotelportal wohl von diesem Zusatzumsatz nichts erfahren. In den künftigen Geschäftsbedingungen dürfte dieser Passus gleichwohl auftauchen und bei Hoteliers für Unbehagen und Wut sorgen.

Schuldlos an den stetig gierigeren Forderungen der Hotelportale sind die Hoteliers nicht. Die Passivität in den Nuller-Jahren, eigene top Webseiten und ein gescheites Online-Marketing aufzuschienen, haben sie in die Portal-Abhängigkeit getrieben. Zu lukrativ war der Köder von Booking, über Nacht weltweit buchbar und präsent zu sein – und plötzlich Gäste aus Malaysia, Belgien oder Uruguay auf der Matte zu haben, aus Märkten, mit denen man bisher noch keine Berührungspunkte hatte.

Dass Hoteliers, die 30, 40 oder auch 60 Prozent der Gäste über Booking generieren, nun ein Messer am Hals haben, wundert nicht. Verwunderlich ist einzig die Unverfrorenheit von Booking, an der Kommissionsschraube weiter zu drehen – und an Leistungen vor Ort mitverdienen zu wollen, mit denen das Portal nun wahrlich nichts zu tun hat.