Hotellerie

Das Kronjuwel der Rawnsley Park Station sind die geräumigen, modernen Eco-Villas, die Naturnähe und Privatsphäre mitsamt Komfort mitten im Outback bieten. Alle Bilder: Tony Smith/Rawnsley Park Station

Das Hotel mit den Millionen Sternen

Die Flinders Range in Südaustralien bietet Natur und Farben im Überfluss. Idealer Ausgangspunkt für Touren ist die Rawnsley Park Station - welche ihre Gäste manchmal auch zum nächtigen unter freiem Himmel verleitet.

Wer von Adelaide aus in nördlicher Richtung landeinwärts fährt, wird nach rund zwei Stunden Fahrt dramatische Änderungen im Landschaftsbild wahrnehmen. Das Grün weicht immer stärker der roten Erde des australischen «Red Centre», und schon bald wird das Landschaftbild von Hügeln dominiert, die je nach Sonnenstand in Gelb- oder Rosatönen leuchten. Die Vegetation ist hier relativ karg, dafür sieht man von der Strasse aus immer wieder einheimische Tiere in freier Wildbahn: Emus, Kängurus, Wallabys und kleineres Kriechgetier. Hier beginnt die «Flinders Ranges», ein Gebirgszug, der sich über 500 Kilometer in nordsüdlicher Richtung durch den Bundesstaat South Australia zieht.

Hier fühlt man sich irgendwie klein, und extrem frei. Natur so weit das Auge reicht, und atemberaubender Himmel. Man fühlt aber auch Ehrfurcht vor dieser gewaltigen, bisweilen tödlichen Natur. Gut, dass es hier lauschige Orte gibt, wo man nicht nur gut schlafen kann, sondern auch wunderbare Erlebnisse in den Flinders Ranges direkt vom Zimmer aus buchen kann.

Die Rede ist natürlich von der Rawnsley Park Station in Wilpena Pound. Auf einer Fläche von 12'000 Hektar (also 120 Quadratkilometer, etwa die Hälfte des Kantons Zug) dient die Gaststätte als Ausgangspunkt für die Erkundung der Flinders Ranges. Im Angebot: Luxuriöse Eco-Villas, einfachere «Holiday Units», schlichte Campingplätze, aber auch ein «Homestead» für privates, ultimatives Outback-Feeling.

Geführte Touren zu den Kuppen der Flinders Ranges bieten grossartige, ehrfurchtgebietende Szenerien.

Von der Schaf-Farm zur Gaststätte

Gastgeber in der Rawnsley Park Station sind Tony und Julie Smith, welche letzte Woche in Zürich weilten und sich auch mit Travelnews.ch unterhielten. Tony's Eltern hatten vor 50 Jahren die Schafzucht-Station mit Übernachtungsmöglichkeiten ergänzt, weil sie früh das touristische Potenzial der Lage im Herzen der Flinders Ranges erkannten. Heute ist Tourismus der wichtigste Erwerbszweig, doch noch immer leben 2000 Schafe auf dem Grundstück und werden teilweise persönlich von Tony geschoren. Darüber hinaus sind Schaffleisch und lokale Erzeugnisse zentrale Elemente des «Woolshed», dem überraschend modernen und exzellenten Restaurants der Station. Dieses hat 364 Tage im Jahr geöffnet (nur an Weihnachten bleibt es geschlossen) und zieht Gäste von weit her an. Hinweis: Adelaide ist etwa 4,5 Autostunden entfernt; die nächste grössere Stadt ist Port Augusta (1 Stunde und 40 Minuten entfernt).

Gemütlicher Swag, ein paar Stühle, Weisswein und traumhafte Ausblicke: Das naturnahe Erlebnis ist ein Highlight.

Ein Kernangebot auf der Station sind die geführten Touren. Das können kurze Wanderungen um die Station sein - da geht es meist in die benachbarte Chace Range - oder auch Ganztagestouren. Dabei erfährt man immer viel Wissenswertes zum Leben im Outback, zu Fauna und Flora und wie man hier überleben kann. Natürlich werden auch Touren in Geländewagen oder per Mountainbike angeboten, sogar Helikopterflüge und Sightseeing-Flüge im Kleinflugzeug, bei denen die Grösse und Erhabenheit der Flinders Ranges erst richtig klar werden.

Relativ neu im Angebot ist «Heli-Swagging»: Dabei wird mit dem Helikopter auf eine Bergkuppe gefahren, dort wird dann im «Swag» übernachtet. Normalerweise ist dies ein sehr einfacher Biwak-Schlafsack, leicht und mit kleiner Matratze und wegen den Insekten abschliessbar. In der neuen Version der Smiths ist es ein Schlafsack mit Panorama-Dom (siehe Bild unten). So kann man frei von Insektenstichen die Millionen Sterne am Nachthimmel über dem Outback sehen - ein Erlebnis, das bei uns wegen der vielen künstlichen Lichtquellen nicht mehr möglich ist.

Jetzt auch in der Barossa Valley

Julie und Tony Smith auf ihrem Grundstück.

Das Geschäft läuft gut und jeder Australien-Veranstalter, der Kunden in South Australia ins Outback schickt, kennt die Rawnsley Park Station. Darüber hinaus ist Julie Smith seit Jahren im South Australia Tourism Commission Board und kann so die touristische Strategie des Bundesstaates mitsteuern. Inzwischen haben sich Tony und Julie Smith nun sogar eine Expansion geleistet.

Sie haben im Juni 2017 das luxuriöse «Barossa Shiraz Estate» in Lyndoch, näher bei Adelaide in der Weinbauregion Barossa Valley, erworben. Ausser etwas Malarbeit und einem Rebranding haben sie wenig daran geändert. Im Angebot sind hier nur fünf Cottages mit eleganter Möblierung, und das Grundstück ist mit 1,2 Hektaren viel kleiner als die Rawnsley Park Station. Dafür können Gäste hier inmitten von Rebbergen und nur eine Autostunde von Adelaide entfernt entspannen. Die Nachfrage sei gross, berichtet Juli, während Tony ausführt, dass die auf dem Grundstück erstandenen Trauben an Weinproduzenten verkauft werden. Selber Wein herzustellen, das sei nun gar nicht geplant. Eigentlich hätte man dies dem umtriebigen und innovativen Touristikerpaar aus dem Outback durchaus auch noch zugetraut.

(JCR)