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Grenzstreit Thailand–Kambodscha – die jüngste Entwicklung
Der Konflikt an der Grenze von Kambodscha und Thailand ist erneut aufgeflammt. Nach den kriegerischen Auseinandersetzungen von Ende Juli folgte ein mehrmonatiger Waffenstillstand. Nun ist der Grenzkonflikt wieder eskaliert. Travelnews beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie ist die aktuelle Lage?
Im neu aufgeflammten Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat es nach Medienberichten am Mittwochmorgen Luftangriffe thailändischer Kampfflugzeuge im Nachbarland gegeben. F-16-Maschinen hätten unter anderem zwei Bomben auf Dörfer im Grenzgebiet in der Provinz Meanchey abgeworfen, berichtet die Zeitung «Khmer Times» unter Berufung auf eine Mitteilung des kambodschanischen Verteidigungsministeriums. Von Toten oder Verletzten war zunächst keine Rede. Vielerorts entlang der 800 Kilometer langen Grenze von Kambodscha und Thailand mussten am Dienstag Zehntausende Bewohner beider Länder Schutzunterkünfte aufsuchen oder in sicherere Landesteile flüchten. «France 24» spricht sogar von einer halben Million geflüchteter Menschen.
Was ist der Auslöser des Konflikts?
Ursache des Konflikts sind historische Unstimmigkeiten über Gebietsansprüche, die auf koloniale Grenzziehungen durch Frankreich im 19. Jahrhundert zurückgehen. Prasat Preah Vihear etwa gilt als Zankapfel, der Hindu-Tempel wird von beiden Ländern beansprucht. Es geht um unterschiedliche Interpretationen alter Karten und Landlinien, die seit Jahrzehnten zu Streitigkeiten und militärischen Eskalationen führen, insbesondere in der Grenzregion um die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey.
Wie gefährlich ist die Situation für Touristen?
In Thailands Touristenzentren wie Bangkok, Chiang Mai, Phuket, Krabi, Pattaya oder Ayutthaya sind Reisende nicht betroffen. Flughäfen, Fernstrassen, Bahn- und Busverbindungen zwischen den Provinzen, Fährdienste und Inlandsflüge verkehren ohne Einschränkungen. Auch in Kambodscha herrschen fernab der Grenzgebiete normale Bedingungen, etwa in touristischen Regionen wie Siem Reap, Phnom Penh oder Sihanoukville.
Was sagen Schweizer Reiseveranstalter?
Auf Anfrage von Travelnews äussert sich Ruth Landolt, Geschäftsführerin von Asia365, zur aktuellen Situation: «Wir bedauern den schwelenden Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand sehr, aber das Geschäft ist nur am Rande betroffen. Die touristischen Gebiete sind nicht betroffen und die Reisen können ohne Probleme durchgeführt werden. Wir raten nur von erdgebundenen Reisen über die Grenze ab. Das betrifft sehr wenige Reisende pro Jahr, die einen der Landübergänge nutzen wollen. Die Mehrheit ist auch in den letzten Jahren immer geflogen und Flugreisen sind problemlos möglich. Die Besuche des Preah-Vihear-Tempels haben wir eingestellt. Kambodscha bietet so viele gut erhaltene Khmer Tempel, die zudem einfacher zu erreichen sind, dass dies keine nennenswerte Einschränkung darstellt. Bisher hatten wir keine Annullationen und nur zwei Überlandreisen mussten auf Flug umgebucht werden. Die Kunden verstehen, dass dieser Konflikt sehr lokal ist. Wir hoffen einfach für die Menschen in der Grenzregion, dass die Provokationen aufhören und eine politische Lösung gefunden wird.»
Wie reagiert die internationale Politik?
US-Präsident Donald Trump hat bereits im Juli einen Waffenstillstand vermittelt und die Befriedung des Konflikts für sich beansprucht. Nun will er die neu ausgebrochenen Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha mit einem Telefonat beenden. Er kündigte auf einer Kundgebung am Dienstagabend für diesen Mittwoch «einen Anruf» an.