Here & There

Ein Roatel-Zimmer misst 7,5 Quadratmeter uns ist ausgestattet mit Bett, Fenster, kleinem Tisch sowie eigener Dusche und Toilette. Bild: Roatel

Schiffscontainer-Hotel peilt die Schweiz an

Autonome Minihotels, die kaum Platz brauchen, aber eine volle Funktion bieten: Nach über 30 Standorten in Deutschland hat das deutsche Start-up Roatel die Schweiz ins Visier genommen.

Ein Schiffscontainer als Hotel? Was wie eine skurrile Idee wirkt, hat sich in Deutschland zu einem überraschend erfolgreichen Konzept entwickelt. Das Düsseldorfer Start-up Roatel hat mittlerweile 31 modulare Minihotels an 23 Standorten im Betrieb – und nun richtet das Unternehmen den Blick auf die Schweiz, wie die «Handelszeitung» (Abo) schreibt.

Roatel nutzt 45-Fuss-Schiffscontainer, die in vier kompakte Einzelzimmer aufgeteilt sind. Jedes Zimmer misst rund 7,5 Quadratmeter, ausgestattet mit Bett, grossem Fenster, kleinem Tisch sowie eigener Dusche und Toilette. Die Raumhöhe von 2,5 Metern sorgt dafür, dass die Enge weniger ins Gewicht fällt.

Das Besondere: Die Containerhotels funktionieren komplett autonom. Es gibt keine Rezeption, kein Personal vor Ort. Die Buchung erfolgt digital – und der Eintritt ins Zimmer ebenfalls.

Von Autobahnen bis Parkhausdächer

Roatel prüft nun eine Expansion südlich der deutschen Grenze. «Die Schweiz interessiert uns sehr», sagt CEO Christian Theisen:. Ideal wäre ein strategischer Partner, der lokale Regularien kennt und den Markteintritt begleitet. Erste Anfragen gebe es bereits.

Geeignete Standorte sieht Roatel viele: etwa grenznahe Regionen, Standorte entlang von Autobahnen oder Raststätten, touristische Hotspots, sogar Dachflächen von Parkhäusern. Die Container lassen sich schnell installieren und ebenso schnell wieder versetzen – ein Vorteil in einem regulierten Markt wie der Schweiz.

Roatel wurde 2019 gegründet, als eine EU-Regel das Übernachten im Führerhaus von Lastwagen verbot. Man brauchte günstige, unkomplizierte Schlafmöglichkeiten für LKW-Fahrer. Doch das Gästeprofil hat sich inzwischen stark verschoben: Zwei Drittel der Gäste sind heute Privat- oder Geschäftsreisende ohne Bezug zum Transportgewerbe. Ein Drittel besteht weiterhin aus Berufskraftfahrern, Monteuren und Handwerkern. Der Reiz liegt vor allem im Preis: 49 bis 99 Euro pro Nacht, im Durchschnitt rund 50 Euro. Für Schweizer Reisende könnte das Konzept damit eine preiswerte Alternative darstellen – gerade in Regionen mit angespanntem Hotelmarkt.

Wachstum, Kosten und Break-even

Roatel will in den kommenden Jahren massiv expandieren. «Wenn wir es 2026 und 2027 auf 80 bis 100 Einheiten schaffen, erreichen wir den Break-even», sagt Theisen. Ein ambitioniertes Ziel, denn jeder Container kostet rund 100'000 Euro, dazu kommen Infrastruktur, Transport und Montage. Aktuell läuft eine Finanzierungsrunde im achtstelligen Bereich, um den Ausbau zu beschleunigen. Auch Österreich steht bereits auf der Roadmap: Der Markteintritt ist für 2026 vorgesehen.

Langfristig sieht der Gründer Roatel als modernisierte Version des klassischen Motels – reduziert, standardisiert, digitalisiert. «Wenn alles gut läuft, findet man alle 50 Kilometer eines unserer Kleinhotels», sagt Theisen. Die Vision wirkt radikal einfach: ein flächendeckendes Netz von Schlafcontainern, überall dort, wo Menschen kurzfristig und günstig eine funktionale Unterkunft benötigen.

Ob dieses Konzept auch in der Schweiz zündet, wird sich zeigen. Potenzial hat es – besonders in einem Land, wo Hotelpreise hoch sind und Standortflächen knapp. Roatel bietet dafür eine pragmatische, mobile und überraschend komfortable Lösung aus Stahl.

(TN)