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Trotz politischer Wirren und überrissener Zölle: An den Schönheiten des Reiselandes USA wie hier im Grand Canyon hat sich nichts geändert. Bild: Stig-Ove Pettersen

«Die USA-Nachfrage ist verhalten bis bescheiden»

Gregor Waser

Eigentlich sollten in diesen Wochen die USA-Buchungen für den Sommer 2026 eingehen. Doch das tun sie nur zögerlich, wie drei USA-Veranstalter einräumen.

Das USA-Reisegeschäft wird in diesem und voraussichtlich auch im nächsten Jahr durchzogen ausfallen. Zwar konnten die Nordamerika-Spezialisten noch auf viele im Herbst 2024 eingegangene Buchungen zählen. Im Herbst 2025 sieht es aber anders aus, es ist ruhig an der Buchungsfront.

Schreckt der US-Präsident mit seiner schrillen Politik ab? Sind Schweizerinnen und Schweizer beleidigt, das unserem Land zunächst 39 Prozent-Zölle aufgebrummt worden sind? Ist der zeitweilige Shutdown mit ein Grund? So genau weiss dies niemand. Die Nicht-Reisenden können nicht gut befragt werden.

Lag das Minus aus der Schweiz Richtung USA gemäss US National Travel and Tourism Office (NTTO) im Juni bei - 6,2 %, im Juli bei -12,7 % und im August bei -13,3 %, werden seither plötzlich keine Zahlen mehr publiziert. Dass Airlines mit Tiefpreisen wirbeln, verdeutlicht die Buchungsdelle.

USA harzt, ausgenommen Alaska

Was sagen die Schweizer Nordamerika-Spezialisten zu den aktuellen Buchungseingängen? Und zu den Aussichten für nächstes Jahr? Travelnews hat sich umgehört.

Melissa Clausen

Melissa Clausen, Manager Tour Operating North America bei Knecht Reisen, sagt zu den aktuellen Trends im USA-Geschäft: «Die USA-Nachfrage ist aktuell verhalten. Davon ausgenommen ist allerdings Alaska, wo die Nachfrage weiterhin hoch ist.»

«Eigentlich wäre gerade jetzt ein sehr guter Zeitpunkt, um USA-Reisen zu buchen. Nicht nur stehen Interessierten sehr attraktive Flugpreise zur Auswahl, auch der vorteilhafte Dollarkurs spielt Kundinnen und Kunden in die Hände», resümiert Clausen und fügt an: «Zudem vereinfachen gute Verfügbarkeiten jetzt die Planung und Buchung von Trips in den USA.»

Von aktuellen Buchungstrends im USA-Geschäft profitiert gemäss Clausen ein Anrainerstaat: «Die Nachfrage für Kanada ist erneut stark angewachsen. Mit imposanter Natur, Nostalgie- und Goldgräberfeeling im Yukon, faszinierenden Gletscherlandschaften und eindrücklichen Tierbegegnungen wie sie in einzigartigen Bärenlodges im Westen möglich sind, ist das nördliche Nachbarland erfolgreich», ordnet die Nordamerikaexpertin ein und rät: «Möglichst frühzeitige Reservationen sind für Ferien in Kanada jedoch entscheidend.»

Anfragen sind da, Buchungen kaum

«Seit März, April sind die Buchungen ins Stocken geraten. Zwar kommen Anfragen rein, doch die Leute buchen kaum», sagt Hans Peter Riesen, Inhaber von Para Tours, zu den diesjährigen USA-Buchungseingängen.

Hans Peter Riesen

Befürchtete er noch bis im September, dass das kommende Jahr sehr schlecht ausfallen könnte, hat sich die Situation im Oktober gebessert. «Der Stau hat sich gelöst, mittlerweile bin ich wieder zuversichtlicher.»

Während er im Freundeskreis über die Gründe der USA-Zurückhaltung debattiert, mag Para Tours mit den Kunden diese Diskussion nicht führen, «wir wollen ja keine Politik machen». Möglicherweise würden mit dem Stopp des Shutdowns und der Reduktion der Zölle nun negative Medienschlagzeilen weniger werden. Ein Problem habe er damit, wenn sich einige Schweizer Politiker zu boykottähnlichen Aussagen hinreissen lassen, für ihn gehe das in Richtung Geschäftsschädigung.

Ob er als Nordamerika-Spezialist nicht von zusätzlichen Kanada-Buchungen profitiere? «Kanada läuft bei uns gut wie immer. Aber ich sehe keine Verlagerung, dass Leute, die in die USA wollten, nun nach Kanada reisen.»

Was Hans Peter Riesen in diesem Jahr aber zusätzlich nervt, ist das Aufbauschen der Medien vereinzelter Fälle von Einreiseproblemen. «Wir mussten uns mit vielen Kunden zu diesem Thema austauschen, etwa ob sie nun den Laptop mitnehmen sollen oder nicht. Dabei sind die Einreiseprobleme in diesem Jahr nicht grösser geworden, im Gegenteil. Auf diese Mehrarbeit hätten wir gerne verzichtet.»

Atlantik-Kanada läuft sehr gut

Der Co-Chef von go2travel, Robin Engel, sagt zum erwarteten USA-Geschäft 2026: «Die Buchungseingänge sind verhalten bis bescheiden. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre ein breiterer Grundstock an USA-Buchungen schon mal gut. Aber von Weltuntergangsstimmung sind wir weit entfernt. Wir sind immer noch früh dran, im Winter und Frühling kann sich noch viel tun.»

Klar sei eine Trump-Verstimmung bei etlichen Leute da oder wohl eine gewisse Beleidigung, dass sich die Schweiz überrissenen Zöllen ausgesetzt sah. Doch die Zölle seien nun entschärft und der Shutdown zumindest vorübergehend vom Tisch.

Robin Engel

«Auf der anderen Seite läuft Kanada bei uns fantastisch. Zwar kann Kanada den Ausfall an USA-Buchungen nicht eins-zu-eins auffangen, aber die Buchungseingänge sind äusserst erfreulich», stellt Engel fest und verweist auf die Destination Halifax: «Atlantik-Kanada läuft bei uns sehr gut. Und auf nächstes Jahr hin verlängert Edelweiss die Reiseperiode deutlich und fliegt schon ab Anfangs Mai von Zürich nach Halifax.»

Trotz USA-Delle liess es sich go2travel anfangs November nicht nehmen, am gemeinsamen Reisetag mit Dreamtime Travel in Baden festzuhalten. «Wir wollten Flagge zeigen und mit unseren USA-Partnern am Start stehen. Die USA nicht zu promoten, wäre das absolut falsche Zeichen. An den Schönheiten des Reiselandes hat sich jedenfalls nichts geändert.»