Here & There

Die mittelalterliche Felsenstadt Monemvasia auf der Peloponnes gerät wegen eines umstrittenen Seilbahnprojekts in den Fokus einer europaweiten Kulturerbe-Debatte. Bild: Unsplash

Streit um das Gibraltar des Ostens

In Monemvasia auf der griechischen Halbinsel Peloponnes sorgt eine geplante Seilbahn für heftige Diskussionen. Während Behörden Barrierefreiheit betonen, warnen Experten und Anwohner vor massiven Eingriffen in das historische Landschaftsbild.

Die mittelalterliche Felsenstadt Monemvasia gilt als eines der eindrucksvollsten Reiseziele auf der Peloponnes – ein verwinkeltes Labyrinth aus byzantinischen Kirchen, Herrenhäusern und steilen Gassen, das sich hoch über dem Meer erhebt. Doch das Gibraltar des Ostens, wie Monemvasia oft genannt wird, steht vor einer grossen Kontroverse: Eine geplante Seilbahn sorgt in Griechenland für heftige Diskussionen, wie das Reiseportal «Travelbook» schreibt.

Wer durch das Tor der autofreien Unterstadt tritt, fühlt sich sofort in eine andere Epoche versetzt. Die kleine Stadt, deren Häuser sich eng an den Felsen schmiegen, ist seit Jahren ein touristisches Highlight. Besonders spektakulär ist die Oberstadt mit ihren Ruinen und der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kirche Agia Sofia – erreichbar nur über einen steilen Fussweg, den viele Besucherinnen und Besucher aufgrund der Anstrengung oder körperlicher Einschränkungen nicht bewältigen können.

Das soll sich ändern. Eine Seilbahn mit zwei Kabinen, je für 15 Personen oder zwei Rollstühle, soll künftig den Aufstieg erleichtern. Die Stationen sollen von der Landseite aus nicht sichtbar sein. Doch die Pläne haben eine breite Protestwelle ausgelöst. Die griechische Gesellschaft für Umwelt und Kultur (Ellet) warnt, das Vorhaben gefährde den ökologischen und kulturellen Wert der gesamten Region und zerstöre das einzigartige Landschaftsbild Monemvasias. Statt einer Seilbahn fordert die Organisation einen Personenlift sowie Verbesserungen historischer Wege.

Zwischen Denkmalschutz und Barrierefreiheit

Das Projekt wurde bereits für das europäische Programm «Die 7 am stärksten bedrohten Kulturstätten 2025» nominiert. Ein Expertenteam von Europa Nostra empfiehlt, das Vorhaben auszusetzen – bis rechtliche Fragen geklärt und schonendere Alternativen geprüft sind. Vor allem, da Monemvasia langfristig sogar für eine Unesco-Welterbe-Nominierung in Betracht kommen könnte.

Auch der lokale Verein «Freunde von Monemvasia» kämpft gegen den Bau und hat beim Staatsrat Klage eingereicht. Die Seilbahn diene primär wirtschaftlichen Interessen und fördere Massentourismus, statt Barrierefreiheit gezielt dort zu verbessern, wo sie wirklich nötig sei: in der Unterstadt.

Die Behörden sehen das anders. Das Kulturministerium verweist auf ein positives Umweltgutachten, und Bürgermeister Iraklis Trichailis betont, die Seilbahn beeinträchtige das Landschaftsbild nicht und könne zudem im Notfall als Evakuierungs- oder Löschhilfe dienen.

Was überwiegt – der Wunsch nach Zugänglichkeit oder die Sorge um Authentizität? In Monemvasia bleibt die Frage offen. Fest steht: Der Ausgang dieser Debatte wird das historische Felsennest nachhaltig prägen.

(TN)