Here & There
Spitzenkoch André Kneubühler begeistert auf der Excellence Countess
Marilin Leuthard«Wer ist heute das erste Mal hier an Bord?», fragt Sven Epiney in die Runde, und ist sichtlich überrascht, wie viele Hände nach oben wandern. Nebst vielen Kulinarik- und Flussschifffahrtfans, die sich das Gourmetfestival zu einem Herbst-Ritual gemacht haben, sind auch zahlreiche Personen mit dabei, die sich das erste Mal auf diese kulinarische Reise begeben.
Während Sven Epiney, der Conférencier des Abends, in der Skylounge der Excellence Countess den heutigen Gastkoch André Kneubühler vorstellt, wird den Anwesenden bereits das Amuse-Bouche serviert: Erst werden Rauchranden-Tartelettes mit Frischkäse und eingelegtem Rettich mit Miso und Estragon auf den Tischen verteilt, danach Körbchen mit Bao Buns, gefüllt mit Kürbis von Kneubühlers Eltern aus dem Bözberg und Tom Kha. Ein Vorgeschmack auf das 6-Gang-Menü, das noch folgen sollte.
Viele der Gäste hatten sich am Morgen mit einem Twerenbold-Bus nach Strassburg begeben. Dort wartete ein optionaler Rundgang durch die Altstadt oder freie Zeit, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Um 14.00 Uhr ging es mit dem Bus zum Hafen, wo die Excellence Countess wartete. Kaum hat man die Countess betreten, scheint der Alltag weit entfernt. Eine fröhlich-beschwingte Atmosphäre liegt in der Luft, das ist auch auf den freudigen Gesichtern der Gäste zu sehen. Schon bald legt die Countess ab und es heisst: zurücklehnen und geniessen.
Die Zimmer können ohne Check-in bezogen werden, das Gepäck befindet sich bereits in der Kabine. Man muss sich wirklich um nichts kümmern, ausser vielleicht darum, dass noch genügend Platz für das Abendmenü bleibt. Live-Musik von Valentina Mey lockt die Gäste in die Skylounge, wo bereits der Welcome-Apéro wartet. Der Kreuzfahrtleiter Markus Weber heisst die 140 Gäste herzlich willkommen.
Ein Amuse-Bouche und ein Eisberg
Festivalauftakt ist um 18.00 Uhr – bis dahin bleibt Zeit zum Verweilen, das Schiff zu erkunden und sich für den Gala-Abend bereit zu machen. Besonders spannend sind die Schleusendurchfahrten, die man auf dem Schiffsdeck hautnah miterleben kann. Von Strassburg bis nach Basel überwindet das Schiff acht Schleusen und einen Höhenunterschied von über 100 Metern.
Mit den Amuse-Bouche auf dem Teller und dem äusserst leckeren Prosecco in der Hand ruckelt es auf dem Schiff. «Das war der Eisberg», witzelt Epiney und die Gäste können sich ein Lachen nicht verkneifen. «Davon lassen wir uns aber natürlich nicht aus der Ruhe bringen», meint er schmunzelnd. Dass es bei der Einfahrt in eine Schleuse auch mal ein wenig ruckeln kann, ist nichts weiter als normal.
Die Augen der Gäste sind aber auf André Kneubühler gerichtet: Der 32-jährige Starkoch, der auf dem aargauischen Bözberg aufgewachsen ist, kocht zum ersten Mal am Excellence Gourmetfestival. Sein Zuhause ist seit April 2024 Zermatt, wo er als Küchenchef im Designhotel «The Omnia» arbeitet. In seinen jungen Jahren hat er bereits eine steile Karriere hinter sich: Seine Lehre absolvierte er im Restaurant «Post» in Bözen, woraufhin ihn sein Weg unter anderem zu Andreas Caminada ins Bündnerland, zu Tanja Grandits ins «Stucki» und nach New York zu Daniel Humm geführt hat.
Heute ist er mit 17 Gault & Millau Punkten ausgezeichnet und gehört zu den talentiertesten Jungköchen der Schweiz. Zu seiner Zeit bei seinen ehemaligen Mentoren entlockt ihm Sven Epiney folgende Geschichte: «Tanja Grandits haben wir stets Mami genannt und in ihrer Küche war immer eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre – hingegen bei Daniel Humm ging es richtig ab, da wurde auch mal geflucht», erzählt Kneubühler.
Da lacht das Feinschmecker-Herz
Das Gourmetfestival hat auch in diesem Jahr nicht weniger als 580 Gault & Millau Punkte und mehr als 50 Michelin-Sterne zu bieten. Kneubühler ist einer von 38 Spitzenköchen, die die Excellence-Gäste auf 50 Fahrten zwischen Basel und Strassburg verwöhnen. Ins Leben gerufen wurde das einzigartige Konzept von Stephan Frei, dem Geschäftsführer von Excellence Cruises, vor nicht weniger als 13 Jahren.
Um 19.00 Uhr beginnt der Gala-Abend in Restaurant des Schiffs. Während Sven Epiney mit viel Charme und Humor durch den Abend führt, erfahren die Kulinarik-Fans von André Kneubühler vor jedem Gang interessante Informationen über die Zutaten und die Zubereitung. Zu einem guten Essen gehört aber auch ebenso guter Wein. Nils Lanz ist der Sommelier des Abends und hat sich zu jedem der sechs Gänge einen speziellen Tropfen ausgesucht. Auch er erzählt vor jedem Gang Spannendes über deren Herkunft. Serviert werden die verschiedenen Gänge vom Excellence-Serviceteam, das sich unermüdlich um das Wohl der Anwesenden bemüht.
Zu den verschiedenen Gängen hat sich Travelnews stets «sensationell» notiert. Die folgende Bildergalerie gibt einen Einblick in «le dîner»:
Das Küchenteam rund um André Kneubühler, das normalerweise für nicht mehr als 50 Personen kocht, hat alle Hände voll zu tun. Nicht weniger als 50 Handgriffe pro Teller sind nötig, bis das Wagyu-Tatar servierbereit ist – und das 140 Mal. Und dann ist erst die Vorspeise geschafft. Die Kalbsbacke im Hauptgang schmort ganze 48 Stunden im Ofen, bevor sie den Excellence-Gästen serviert wird.
Dass die Köchinnen und Köche der Omnia-Crew die verschiedenen Gerichte in einer ungewohnten Küche zaubern, die wesentlich kleiner ist, als sie sich gewohnt sind, unterstreicht die herausragende Leistung. Jeder Gang ist aufs Neue ein Geschmackserlebnis. Auch Stephan Frei ist begeistert: «Es ist beeindruckend, mit welcher Gelassenheit André Kneubühler und sein Team diese ausserordentliche Aufgabe gemeistert haben – in einer fremden Küche und für fast dreimal so viele Gäste wie gewohnt».
Pünktlich um 22:30 Uhr kommt das Dessert – die erste Verschnaufpause für André Kneubühler und sein Team. Zum Abschluss des gelungenen Abends treten sie vor das kulinarische Publikum und werden mit grossem Applaus gefeiert. Im Anschluss geht es für alle, die noch das Tanzbein schwingen, einen Drink geniessen oder einfach den Abend bei guter Musik ausklingen lassen möchten, zur «River Night» in die Skylounge.
Gourmetfestival 2026 bereits in Planung
Am nächsten Morgen legt die Excellence Countess in Basel an. Nach einem leckeren Frühstück geht es für die Gäste mit dem Bus wieder zurück zum Abreiseort. Das Excellence-Gourmetfestival geht noch bis zum 25. November 2025. Laut Stephan Frei ist es beinahe ausgebucht und es gibt nur noch vereinzelt freie Plätze auf den letzten Fahrten. «Ich bin bisher sehr zufrieden mit dem diesjährigen Gourmetfestival. Es ist alles reibungslos verlaufen – und das nächste Festival für 2026 ist bereits in Planung.»
Das Line-up stellt Stephan Frei jeweils selbst zusammen. «Die Köchinnen und Köche kommen aus allen Teilen der Schweiz und dem nahen Ausland – es ist besonders erfreulich, dass es auch immer wieder Köche gibt, die von sich aus bei uns anklopfen, ob sie am Excellence Gourmetfestival kochen dürfen.»
Für alle, die in diesem Jahr leider nicht dabei sein können, sollten sich den Gaumenschmaus im kommenden Jahr nicht entgehen lassen. Das Excellence-Gourmetfestival ist für alle Kulinarik-Fans ein absolutes Muss – eine kulinarische Reise zwischen Basel und Strassburg, die auf ganzer Linie überzeugt.