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Unruhen in Tansania – so reagieren Schweizer Reiseanbieter
Mit fast 98 Prozent der Stimmen soll Samia Suluhu Hassan am Samstag die Präsidentschaftswahlen in Tansania gewonnen haben. Bereits im Vorfeld der Wahlen ist es in den Städten von Tansania zu Demonstrationen gekommen, nachdem die amtierende Präsidentin Hassan die grösste Oppositionspartei von der Wahl ausgeschlossen hatte.
Seit Mittwoch sind vor allem in Dar es Salaam und Mwanza Demonstranten ums Leben gekommen. Die Regierung spricht von zehn Toten, die Oppositionspartei von über 800 Toten, basierend auf Erhebungen in Krankenhäusern. Die landesweite Sperrung des Internets erschwert der Verifizierung der Lage.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA rät von touristischen und nicht dringenden Reisen nach Tansania ab. Die Lage sei sehr angespannt und die weitere Entwicklung ungewiss: «Es kann zu Strassensperren kommen, die den Zugang zum Flughafen behindern. Flughäfen können vorübergehend geschlossen werden; es kommt zu Einschränkungen im Reiseverkehr.»
Auch das Auswärtige Amt Deutschlands rät von Tansania-Reisen ab: «Der Flugverkehr ist in allen Landesteilen inklusive Sansibar eingeschränkt. Am 29. Oktober 2025 wurde eine Ausgangssperre verhängt, die bis auf Weiteres gilt.»
Lage ist unübersichtlich
Travelnews hat sich bei Schweizer Afrika-Spezialisten nach der aktuellen Situation erkundigt. Die Lage in Tansania sei derzeit unübersichtlich, und die Informationen seien schwierig einzuordnen, hält Marcel Gehring, Geschäftsführer von Let's go Tours fest: «Der Kontakt zu unseren lokalen Partnern gestaltet sich aufgrund der eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten schwierig, doch wir stehen so gut wie möglich in Verbindung. Unsere Partner vor Ort berichten, dass sich die Situation in gewissen Regionen – insbesondere in den Ballungszentren – zuspitzt, die Hoffnung auf eine baldige Beruhigung nach der heutigen Amtseinsetzung der neuen Regierung jedoch gross ist.»
«Unsere Gäste setzen ihre Reisen derzeit fort, soweit dies sicher und verantwortbar ist – was in den Nationalparks aktuell auch möglich ist. Die meisten befinden sich nicht in den grossen Ballungszentren», sagt Gehring. «Die Veranstalter vor Ort führen die Reisen aktuell durch. Solange eine offizielle Reisewarnung des EDA für Tansania besteht, nehmen wir keine kurzfristigen Neubuchungen entgegen. Für bereits gebuchte Reisen mit Abreisen bis Ende November stehen wir in engem Austausch mit unseren Kunden. Je nach Lageentwicklung entscheiden die Kunden individuell, ob sie ihre Reise antreten, verschieben oder umbuchen möchten.»
Auf Stornierungen angesprochen, sagt Marcel Gehring: «Am Wochenende wurden rund 40 Kundenabreisen annulliert. Für diese Kunden suchen wir nun alternative Reiseziele oder prüfen eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt. Wir legen grossen Wert auf faire und kundenorientierte Lösungen. Sofern es sich um eine Pauschalreise handelt und eine offizielle Reisewarnung des EDA besteht, können betroffene Kunden ihre Reise kostenfrei annullieren, umbuchen oder in eine andere Destination reisen.»
Kostenlose Annullation für Abreisen bis 5. November
Stephan Kurmann, Head of Communications von Dertour Suisse, schätzt die Lage so ein: «Nach aktuellem Stand ist es auf Sansibar ruhiger als auf dem Festland. Reisenden vor Ort empfehlen wir, sich von grösseren Menschenansammlungen fernzuhalten und die Anweisungen der lokalen Behörden zu befolgen. Aktuell befinden sich rund 40 Gäste von Dertour Suisse in Tansania». Derzeit lägen keine Hinweise vor, dass Gäste ihre Reise vorzeitig abgebrochen hätten.
«Reisen werden grundsätzlich durchgeführt, sofern die gebuchten Flüge planmässig stattfinden und die Reisenden an ihrer Reise festhalten möchten», sagt Kurmann weiter, «vereinzelt wurden Reisen auf spätere Termine im Jahr 2026 umgebucht. Eine grössere Stornowelle beobachten wir derzeit nicht.»
Auf die Frage, ob Tansania-Reisende ihre Reise kostenlos annullieren können, sagt der Dertour-Sprecher: «Gäste mit Abreise bis 5. November werden aktiv über die aktuellen Reisehinweise des EDA informiert. Sie können wahlweise kostenlos umbuchen oder stornieren. Für Reisen ab 6. November beurteilen wir die Lage laufend, orientieren uns am Entscheid des EDA und informieren bei Bedarf entsprechend.»
John Stewardson von Africa Design Travel sagt: «Wir haben am Freitagabend nach der EDA-Information bei unseren Kunden nachgefragt, ob sie reisen möchten. Es haben alle unisono an ihrer Abreise festgehalten. Wir hatten nach Rücksprache mit unserer lokalen Agentur den Kunden zudem mitteilen können, dass die Situation in Arusha-Kilimandscharo ruhig ist, während einer Safari ohnehin.» Weil die Regenzeit nun begonnen habe, lägen viel weniger Safari-Buchungen für Tansania vor als noch im September und Oktober. Betreffend Sansibar erwartet Stewardson noch einen Situationsbericht, wegen dem Internetausfall in Tansania sei die Kommunikation aber schwierig.
Edelweiss hält an Tansania-Flügen fest
Jeweils am Dienstag und Samstag bedient Edelweiss die Strecke Zürich – Kilmandscharo/Arusha – Sansibar – Zürich. Zur aktuellen Situation äussert sich Edelweiss-Sprecher Andreas Marti: «Nach einer erneuten Lagebeurteilung haben wir entschieden, die Flüge vorerst durchzuführen. Die allgemeine Lage in JRO (Arusha) scheint sich nach den Neuwahlen beruhigt zu haben, trotzdem ist mit weiteren Einschränkungen zu rechnen. Die Lage wird laufend beobachtet und neu beurteilt.» In den letzten Tagen seien nur sehr wenige Annullationen eingetroffen.
(Dieser Artikel wurde um 12.45 Uhr mit der Edelweiss-Einschätzung ergänzt.)