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In Marsa Alam locken bunte Korallengärten zum Tauchgang. Bild: Adobe Stock

Sieben der weltweit schönsten Tauchreviere

Christian Haas

Jetzt, wo der Herbst aufgetaucht ist, wollen viele nochmal abtauchen. Und zwar in warme Gefilde, noch besser: in warme Gewässer. Mit Flossen, Flasche und mit dem gewissen Extrakick, Stichwort Höhlenspektakel, Manta- oder Walhaisichtungen. Wir nennen grandiose Spots, die genau das versprechen.

«Walhai auf backbord», ruft der Tauchguide. Mit offenen Mündern und leuchtenden Augen drängen sich die Gäste aus aller Welt an der Reling und halten nach dem grössten Fisch der Welt Ausschau. Und tatsächlich, da treibt er sanft unter dem Boot dahin. Jetzt Vollgas: Taucherbrille auf die Nase, Flossen an die Füsse, Taucherflasche auf den Rücken und Sprung ins Wasser. Schliesslich gehört das Schwimmen im Angesicht eines Walhais, dem größten Fisch der Welt, zu den schönsten Erlebnissen eines jeden Unterwasserfans.

Doch auf Taucher warten noch viele weitere einmalige Begegnungen: mit Katzenhaien, Delfinen, Wasserschildkröten, Mantas, Muränen, Dugongs, Seehunden und tausenden Tropenfischen, die sich in faszinierenden Korallengärten tummeln.

Doch wo befinden sie sich denn nun genau, die schönsten Tauchreviere? Das liegt wie so oft im Auge des Betrachters, dementsprechend unterschiedlich fallen einschlägige Rankings aus. Die nachfolgenden sieben Spots jedenfalls tauchen dort überdurchschnittlich oft auf.

Marsa Alam, Ägypten: Hammer, diese Hammerhaie!

Ägypten ist ein klassisches Tauchziel und das aus gutem Grund. Das Rote Meer bietet mit seinen farbenfrohen Korallenriffen und zahlreichen Wracks eine vielseitige Unterwasserlandschaft. Die wollen zu Recht viele sehen. Weit weniger los als in Sharm-el Sheikh, El Gouna und vor allem in Hurghada ist im rund 300 Kilometer südlich davon gelegenen Marsa Alam. Das gilt allerdings nur für Touristen, denn im Wasser gibt es dank grossartiger Riffe und spektakulärer Sichtweiten eine beeindruckende Artenvielfalt zu entdecken.

So werden legendäre Plätze wie etwa das Elphinstone Reef mit seinen Steilwänden häufig von Hammerhaien, Grauhaien und gelegentlich sogar Ozeanischen Weissspitzenhaien besucht. Auch die vorgelagerten Inseln wie Daedalus oder die Brothers versprechen Grossfischbegegnungen auf höchstem Niveau. Gleichzeitig locken bunte Korallengärten Delfine, Schildkröten und Dugongs in die geschützten Buchten – und in den Genuss kommen auch Taucheinsteiger.

Lady Musgrave, Australien: Am Riff tauchen, am Riff schlafen

Das Great Barrier Reef ist mit seinen 2300 Kilometern nicht nur das weltgrösste Riff, sondern auch besonders vom Korallensterben betroffen, Stichwort Meereserwärmung. Im Süden des XXL-Riffs sieht es diesbezüglich noch etwas besser, etwa vor Lady Musgrave, einer zwei Katamaranstunden vom Queensland-Festland entfernten Insel mitten in den Weiten des Pazifiks.

Das Tolle: In einer windgeschützten Bucht dient ein verankerter Ponton, der auch für Umwelt- und Schulprogramme genutzt wird, als ideale Basis für Schnorchel- und Tauchgänge. Hier dürfen sogar absolute Anfänger mit Flasche und Intensivbetreuung ein paar Meter in die Tiefe. Erfahrenere geniessen freilich einen grösseren Radius bis hin zu den spektakulären Drop-Offs am Aussenriff und erhöhen damit die Chancen Mantas, Riffhaie oder Delfine zu sehen. Was quasi garantiert werden kann: eine Begegnung mit majestätischen Meeresschildkröten, die sich rund um Lady Musgrave pudelwohl fühlen. Diese lassen sich auch in der Dämmerung blicken und dann am besten vom gläsernen Ponton-Untergeschoss aus.

Dort können Gäste sogar übernachten – und mit dem Sonnenaufgang wieder ins Wasser steigen. Grandios. Wer zwischen Juni bis November vor Ort ist, kann womöglich noch ganz besondere Meeresriesen beobachten. Dann ziehen hier nämlich regelmässig Zwerg- und Buckelwale vorbei.

Palau: Quallen, Wracks und viele Haie

Der Inselstaat im Pazifik ist ein noch recht unbekanntes Tauchziel. Das liegt jedoch eher an seiner schwierigen Erreichbarkeit. Zu sehen gibt es im grössten Haischutzgebiet der Welt nämlich enorm viel, allen voran Weissspitzen-, Schwarzspitzen- und Grauriffhaie sowie Adlerrochen und Napoleon-Lippfische. Plus: Hier können Unterwasserfans inmitten von Barrakudas tauchen oder durch lange Labyrinthe aus Felsformationen schwimmen.

Besonders beeindruckend sind die Tauchspots Blue Corner und German Channel, an denen sich mitunter hunderte Mantas aufhalten. Gut zu wissen: Diese Spots sind aufgrund ihrer Strömung eher für erfahrene Taucher empfohlen. Die haben in Palau ohnehin ihre Freude, Stichwort steile Drop-Offs, faszinierende Höhlen und die weltberühmten Rock Islands. Ja und dann liegen um die Inseln auch noch jede Menge Flugzeug- und Schiffswracks aus dem Zweiten Weltkrieg, die eine besondere Attraktion darstellen. Kein Spezialwissen, nur etwas Mut bedarf es im Jellyfish Lake, in dem man sich mit Millionen harmloser Quallen treiben lassen kann.

Yucatán: Paradies für Höhlentaucher

Beim Höhlentauchen begibt man sich, anders als beim Tauchen im offenen Meer, in eine abgeschlossene, oft labyrinthartige Unterwasserwelt. Das ist nicht jedermanns Sache, doch wer diesen Nervenkitzel liebt, sollte Yucatán ansteuern, die Nummer-Eins-Destination in punto Höhlentauchen. Unter dem dichten Dschungel der mexikanischen Halbinsel verbirgt sich ein weit verzweigtes Netz aus Cenoten.

So nennt man die mit Süsswasser gefüllten Dolinen, die den Zugang zu spektakulären Unterwasserhöhlen eröffnen. Bizarre Tropfsteinformationen, klares Wasser und faszinierende Lichtspiele schaffen da eine fast magische Atmosphäre. Manche Systeme erstrecken sich über hunderte Kilometer und bieten Tauchern die Möglichkeit, durch enge Tunnel, weite Kathedralenräume und geheimnisvolle Durchbrüche zu gleiten. Neben der einzigartigen Geologie sind Cenoten übrigens auch kulturell bedeutsam, da sie den Maya als heilige Orte und Wasserquellen dienten.

Richelieu Rock, Thailand: Grossfischabenteuer und tolle Makro-Motive

Der etwa 18 Kilometer östlich des Surin-Archipels liegende Richelieu Rock ist als «Juwel der Andamanensee» bekannt und im wahrsten Sinne herausragend. Wobei dieser einsame «Gipfel», der bei Tauchern aus aller Welt auf der Bucket List steht, nur bei Ebbe von der Oberfläche aus zu sehen ist. Sein wahrer Schatz liegt ohnehin unter der Wasseroberfläche, fällt der Kalksteinfelsen doch auf über 30 Meter ab.

An einem klaren Tag kann die Sichtweite an dem vollständig von violetten Weichkorallen, Gorgonien und Anemonen bedeckten Riff bis zu 35 Meter betragen, beste Sicht also für eine Vielzahl an Meereslebewesen. Dazu zählen Schwärme von Barrakudas, Makrelen und Schnappern, und zwischen den Korallen seltene Kreaturen wie Geisterpfeifenfische, Harlekingarnelen oder Seepferdchen. Berühmt ist Richelieu Rock zudem für Begegnungen mit Walhaien, die zwischen Februar und April regelmässig hier vorbeiziehen.

Raa Atoll, Malediven: Viele Tiere, wenig Taucher

Wer an Unterwasserfreuden denkt, kommt schnell auf die Malediven. Der aus mehr als 1200 Inseln bestehende Archipel im Indischen Ozean ist nicht umsonst berühmt für sein atemberaubendes Setting aus bunten Korallen, exotischen Fischen, Schildkröten, Haien und vielem mehr. Doch auch in dieser Liga gibt es Spreu und Weizen. Manche Atolle sind stärker von Korallenbleiche betroffen, andere von (zu) vielen Besuchern.

Das Raa Atoll hingegen geniesst den Status als Tauchgeheimtipp, sind doch die knapp hundert Inseln in der westlichen Atollkette der Malediven noch vergleichsweise unerforscht und unberührt. Dabei überzeugt es mit intakten Riffen, üppigen Korallengärten und einer aussergewöhnlichen Artenvielfalt. In den Kanälen und Aussenriffen können Taucher regelmässig Begegnungen mit Adlerrochen und Riffhaien erleben, während die Lagunen Schutz für Schildkröten und unzählige Schwärme bunter Rifffische bieten. Besonders spektakulär sind die Manta-Putzerstationen, an denen sich die majestätischen Tiere in aller Ruhe aus nächster Nähe beobachten lassen. Für Nervenkitzel bei erfahreneren Tauchern sorgen dramatische Überhänge, Canyons und etliche Höhlen.