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34 griechische Inseln wollen Gebühr für Tagesgäste
Die griechischen Inseln zählen zu den beliebtesten Reisezielen Europas – doch der ungebremste Besucheransturm bringt viele Gemeinden an ihre Grenzen. Nun fordern 34 Inseln der Südägäis, darunter Touristenmagnete wie Santorin, Mykonos, Naxos und Rhodos, die Möglichkeit, von Tagesgästen eine Gebühr zu verlangen. Der Regionalverband der Gemeinden der Südägäis hat dazu einstimmig beschlossen, eine gesetzliche Grundlage für eine solche Abgabe schaffen zu lassen.
Auslöser der Initiative war der Bürgermeister der Insel Symi, Eleftherios Papakalodoukas. Er fordert eine Gebühr von drei Euro pro Person und Tag für jene Gäste, die per Fähre oder Boot anreisen, aber nicht übernachten. «Wir empfangen täglich bis zu 5000 Besucher. Sie nutzen Strassen, Wasser und Abfallentsorgung, zahlen aber nichts. Wir wollen die Besucher, aber wir können die Kosten nicht mehr allein tragen», sagte Papakalodoukas der Zeitung «Kathimerini».
Die Belastung für kleine Inselgemeinden ist enorm: Entsalzungsanlagen, Strom- und Wasserverbrauch, Müllabfuhr und Reinigung verursachen hohe Ausgaben, die bislang allein von den Einwohnern getragen werden. Viele Gemeinden mussten bereits die Wasser- und Gemeindesteuern erhöhen, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten.
Santorini als Brennpunkt des Massentourismus
Besonders drastisch ist die Lage auf Santorini. Neben Tausenden Kreuzfahrtgästen, die bereits 20 Euro pro Person zahlen müssen, strömen täglich bis zu 4000 zusätzliche Besucherinnen und Besucher aus anderen Inseln wie Kreta auf die Vulkaninsel – oft ohne jede Abgabe. Bürgermeister Nikos Zorzos fordert deshalb, dass auch diese Tagesausflügler künftig in das bestehende Beitragssystem einbezogen werden. «Wir sprechen von insgesamt rund 8000 Tagesgästen in der Hochsaison – eine gewaltige Belastung für unsere Insel», so Zorzos.
Die Initiative der Südägäis stösst auch jenseits der Region auf Zustimmung. Auf den Ionischen Inseln – etwa auf Paxos und Ithaka – prüfen die Bürgermeister ähnliche Massnahmen. Andere Inseln, wie Naxos, haben derweil ihre Wassergebühren erhöht, um den steigenden Verbrauch durch Touristen zu finanzieren. Dennoch sehen viele Bürgermeister die Tagesabgabe als gerechtere Lösung, weil sie gezielt jene trifft, die keine Unterkunftssteuer zahlen.
Vorbild Venedig und Balearen
Die Gemeinden verweisen auf internationale Beispiele: In Venedig zahlen Tagesgäste seit 2024 eine Eintrittsgebühr von fünf Euro pro Tag, und auch auf den Balearen wurde eine sogenannte «Sustainable Tourism Tax» eingeführt. Griechenland selbst erhebt bereits eine Klimaschutzabgabe auf Hotelübernachtungen – Tagesgäste bleiben davon jedoch bislang ausgenommen.
Während viele lokale Politiker die Massnahme unterstützen, befürchten Hoteliers und Unternehmer negative Folgen für die Wirtschaft. Einige warnen, eine Tagesgebühr könne Besucher abschrecken und den Handel beeinträchtigen.
Zwar hat die griechische Regierung bereits im Sommer angekündigt, über 5,5 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte auf Inseln bereitzustellen – etwa für Energieversorgung, Entsalzungsanlagen und erneuerbare Energien. Doch viele Bürgermeister betonen, dass die Belastungen durch den Massentourismus jetzt spürbar sind.