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Eine Reise durch Europas unbekannteste Länder
Mitten in Europa liegt ein Land, das kaum jemand kennt und doch zu den spannendsten Reisezielen für Entdecker zählt: Moldawien. Nur rund 70'000 Touristinnen und Touristen besuchten den kleinen osteuropäischen Staat im Jahr 2024 - ein gutes Ergebnis für das Land, das zu den am wenigsten bereisten Ländern der Welt gehört.
Trotz – oder gerade wegen – dieser touristischen Unbekanntheit verzeichnet der Erlebnisreiseveranstalter Ikarus Tours derzeit eine besonders hohe Nachfrage für seine Moldawien-Reisen. So lag es nahe, dass sich eine über 30-köpfige Gruppe aus Mitarbeitenden des Unternehmens – inklusive der Schweizer Vertretung in Zürich – auf eine Fortbildungsreise nach Moldawien, Transnistrien und Rumänien begab.
Weinkeller und Sowjetrelikte
Die Reise begann in Chişinău, der moldawischen Hauptstadt – grün, entspannt und überraschend charmant. Gleich zu Beginn tauchte die Gruppe tief in die moldawische Weinkultur ein: In der berühmten Weinstadt Cricova verlaufen unterirdische Weinstrassen über rund 60 Kilometer – benannt nach Sorten wie «Cabernet» oder «Sauvignon». Bei einer exklusiven Führung mit Verkostung wurde deutlich, warum Moldawien einst Hauptweinlieferant der Sowjetunion war – und warum der Wein heute auch international zunehmend geschätzt wird.
Am folgenden Tag führte die Route in ein Gebiet, das offiziell nicht existiert: Transnistrien – ein international nicht anerkanntes, de facto jedoch unabhängiges Staatsgebilde mit eigener Regierung, Armee und sogar eigener Währung, dem transnistrischen Rubel. Die bunten Plastikmünzen gelten unter Sammlerinnen und Sammlern als Kuriosität. Der Grenzübertritt fühlt sich an wie eine Zeitreise: In Tiraspol, der Hauptstadt, stehen Lenin-Statuen noch immer auf zentralen Plätzen, Plattenbauten und Plakate mit Hammer und Sichel säumen die Strassen. Die Sowjetunion scheint hier weiterzuleben.

Beim Besuch der Cognac-Fabrik Kvint erfuhren die Teilnehmenden, warum der transnistrische Branntwein selbst unter Diplomaten geschätzt wird. Sicherheitskräfte begleiteten die Gruppe und sorgten für eine fast filmreife KGB-Krimi-Atmosphäre. In Bender schliesslich vermittelten Festung und das Foltermuseum einen Einblick in die bewegte Geschichte der Region.
Zurück in Chişinău folgte ein kultureller Kontrast: Ein Abend mit moldawischer Folklore – samt Geigen, Zymbal (Hackbrett) und Akkordeon – bildete den stimmungsvollen Ausklang in der Hauptstadt. Am nächsten Tag stand ein Besuch des spektakulär in eine Klippe gebauten Höhlenklosters Orheiul Vechi auf dem Programm, gefolgt von einem traditionellen Mittagessen auf einem Bauernhof.
Durch die Karpaten nach Siebenbürgen
Nach dem Grenzübertritt nach Rumänien eröffnete sich eine neue Szenerie: die sanften Hügel des ländlichen Moldawiens wichen den Gebirgszügen der Karpaten. Historisch beeindruckend präsentierte sich die Kirchenburg von Prejmer (Tartlau) – eine von über 150 Wehrkirchen in Siebenbürgen.
Wahrhaft mythisch wurde es schliesslich in Bran, wo das berühmte «Draculaschloss» mit seinem mittelalterlichen Flair und dem Andrang neugieriger Besucher durchaus ein wenig Gänsehaut erzeugte. Der farbenfrohe Souvenirmarkt davor verlieh der Kulisse eine charmante Portion Kitsch.
In Braşov (Kronstadt) begeisterte die Altstadt mit kopfsteingepflasterten Gassen, farbenfrohen Fassaden und der eindrucksvollen Schwarzen Kirche. Den Abschluss bildete ein Zwischenstopp am märchenhaften Schloss Peleș, bevor es weiterging in die rumänische Hauptstadt. In Bukarest beeindruckte der monumentale Parlamentspalast – das zweitgrösste Verwaltungsgebäude der Welt –, ehe die Reise im traditionsreichen Restaurant «Caru’ cu Bere» in der Altstadt kulinarisch ausklang.
Wer das Ungewöhnliche sucht, Geschichte hautnah erleben will und Regionen abseits des Mainstreams bevorzugt, findet hier eine faszinierende Mischung aus Vergangenheit, Natur und kultureller Tiefe – irgendwo zwischen Lenin und Dracula. Die Studienreise verband in kompakter Form Highlights aus den zwei beliebten Ikarus-Reisen: Geheimnisvolles Moldawien und Rumänien klassisch mit Donaudelta.