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Tansania lockt mit spektakulären Safaris. Aber neue Vorschriften und Gebühren sorgen für Diskussionen in der Schweizer Reisebranche. Bild: Adobe Stock

«Die Summe der neuen Gebühren und Einschränkungen führt zu einer Verunsicherung»

Reto Suter

Tansania bleibt Sehnsuchtsziel vieler Schweizer Reisender. Doch laufend neue Gebühren und Vorschriften stellen die Reisebranche auf die Probe. Zwischen Ärger, Zuversicht und neuen Chancen erklären Ostafrika-Spezialisten in einer Travelnews-Umfrage, wie sie mit der Regelflut umgehen.

Tansania boomt – doch die Regeln ändern sich im Eiltempo. Kaum ist eine neue Vorschrift umgesetzt, folgt schon die nächste: Pflichtversicherung auf Sansibar, Airlines auf der EU-Blacklist, bald Versicherungspflicht im ganzen Land – und nun auch noch eine Passagiergebühr ab November 2025.

Wer Tansania verkauft, muss derzeit flexibler sein als ein Safari-Jeep in der Serengeti. Travelnews hat bei Schweizer Ostafrika-Spezialisten nachgefragt, wie sie mit der Regelflut umgehen und was das für Reisende bedeutet.

Zwischen Ärger und Hoffnung

Claudio Nauli, Geschäftsführer von Private Safaris und einer der profundesten Schweizer Afrika-Kenner, zeigt sich auf Anfrage genervt. «Wir haben bereits vor Ort bei der Regierung interveniert, um ein Zeichen zu setzen. Leider mit wenig Aussicht auf konkrete Wirkung», sagt er.

Es brauche dringend eine bessere Abstimmung mit der internationalen Reisebranche, insbesondere bei der Einführung neuer Gebühren und Vorschriften, fügt Nauli an. «Tansania ist landschaftlich und hinsichtlich seiner Tierwelt ein herausragendes Reiseziel. Umso bedauerlicher ist es, dass politische Entscheidungen dieses Potenzial gefährden.»

Marcel Gehring, Geschäftsführer von Let's go Tours, zeigt ebenfalls wenig Verständnis für die ständig wechselnden Vorgaben. «Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für das Land. Entsprechend sollte es auch im Interesse der Politik liegen, die Rahmenbedingungen für Veranstalter wie Gäste nicht unnötig zu verschlechtern», so der Afrika-Profi.

Er zeigt sich indes zuversichtlich, dass es nicht mehr lange im gleichen Stil weitergeht. «Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen werden, um das Vertrauen der Branche und der Reisenden zu stärken», so Gehring.

Traumstrände auf Sansibar bleiben ein Publikumsmagnet, trotz zusätzlicher Gebühren und Auflagen für internationale Gäste. Bild: Adobe Stock

Optimismus versprüht in dieser nicht ganz einfachen Phase auch John Stewardson, Inhaber von Africa Design Travel. Er sieht in der neuen Gebühr sogar eine Chance: «Es besteht die Hoffnung, dass die zusätzlichen Passagierbeförderungsgebühren künftig dafür eingesetzt werden, jene Mängel zu beheben, die letztlich zur Aufnahme der tansanischen Airlines auf die EU-Blacklist geführt haben», erklärt er. Das wäre sein klarer Wunsch an die Regierung.

Andreas Meier, Sprecher des Ferienfliegers Edelweiss, der ab Zürich nach Kilimandscharo und Sansibar fliegt, spricht Klartext: «Reiseziele stehen im direkten Wettbewerb miteinander. Für die Wahl der Destination ist das gesamte Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend. Die zusätzlichen Gebühren verteuern Tansania.» Das stelle insbesondere für Familien eine spürbare Mehrbelastung dar.

Geteiltes Bild beim Buchungsverhalten

Ob die zusätzlichen Auflagen das Buchungsverhalten der Schweizer Reisenden beeinflussen, darüber gehen die Einschätzungen in der Branche weit auseinander. Edelweiss-Sprecher Andreas Meier betont: «Wir beobachten nach wie vor eine sehr hohe Nachfrage nach unseren Tansania-Flügen und sind zuversichtlich, dass dies auch künftig so bleiben wird.»

Ähnlich äussert sich Marcel Gehring, Geschäftsführer von Let's go Tours: «Wir spüren aktuell keinerlei Rückgang – im Gegenteil, Tansania ist nach wie vor sehr gefragt.» Auch John Stewardson von Africa Design Travel bestätigt den Trend: Wer eine Safari in Tansania auf der Bucketlist habe, lasse sich von zusätzlichen Hürden nicht umstimmen – einen Nachfragerückgang könne er nicht feststellen.

Andere Erfahrungen macht Claudio Nauli, Geschäftsführer von Private Safaris. «Die Summe der neuen Gebühren und Einschränkungen führt zu einer Verunsicherung», sagt er. «Wir beobachten eine zunehmende Zurückhaltung bei der Buchung von Tansania-Reisen, insbesondere bei Erstbesuchern. Stammkunden zeigten zwar weiterhin Interesse, äusserten jedoch vermehrt Fragen und Bedenken zur aktuellen Lage», so Nauli.

In einem anderen Punkt herrscht jedoch Einigkeit unter den Ostafrika-Spezialisten: Ohne fundierte Beratung geht es nicht. «Tansania ist und bleibt eine beratungsintensive Destination. Reisende profitieren enorm, wenn sie ihre Planung gemeinsam mit erfahrenen Spezialisten angehen», betont Marcel Gehring. Private Safaris hat die Beratungsleistung angesichts der jüngsten Entwicklungen intensiviert. «Wir setzen noch stärker auf Transparenz und informieren unsere Kunden umfassend über die neuen Rahmenbedingungen, sobald alle Details vorliegen», erklärt Claudio Nauli.

John Stewardson von Africa Design Travel macht eine interessante Beobachtung: «In Beratungen werden wir zunehmend auf das Thema Overtourism in Tansania angesprochen», erzählt er. Das Thema gewinne an Gewicht, nicht zuletzt weil es auf Social Media immer wieder diskutiert werde. In solchen Fällen empfiehlt Africa Design Travel Alternativen – etwa Safaris in den weniger frequentierten Nationalparks im Süden des Landes oder Badeferien auf anderen Inseln.

Ob Pflichtversicherung, neue Gebühren oder Overtourism: Die Schweizer Spezialisten lassen sich nicht nicht beirren: Mit klarer Kommunikation und massgeschneiderter Beratung halten sie das Vertrauen ihrer Kundschaft hoch. So soll Tansania auch künftig ein Topziel mit grossem Potenzial bleiben.