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Twerenbold und Lüthi nennen die jüngsten Trends
Am Montagabend beleuchtete SRF 1 in der Sendung «Eco Talk» die Herausforderungen der Schweizer Reisebranche. Karim Twerenbold, Verwaltungsratspräsident der Twerenbold Reisen Gruppe und Globetrotter-Group-Chef André Lüthi waren zu Gast und beanworteten die Fragen von Moderator Andi Lüscher.
Der 40-minütige Talk ergab einen guten Round-up über die Schweizer Reiseszene und fasste einige bekannte Zahlen zusammen. Den Umsatz der Twerenbold Gruppe beziffert SRF auf 150 bis 200 Millionen Franken, jenen der Globetrotter Group auf 200 Millionen Franken. Die Anzahl Reisebüros in der Schweiz fiel von 2200 (2011) auf 1400 (2024). Die Reisepreise sind seit 2019 um 27 Prozent angestiegen. Und die drei grössten Probleme der Reisebranche sind: 1. die globalen Krisen, die mehr Beratung erfordern; 2. Die Preisentwicklung und zunehmend preissensiblere Kunden; 3. der Fachkräftemangel, das Thema hat sich aber entschärft.
Erfolg in der Nische
Der Moderator konfrontierte die beiden Reisechefs mit der zunehmenden deutschen Besitzverhältnissen im Schweizer Reisemarkt, sei es bei der Swiss oder im Badeferiengeschäft.
Lüthi verwies auf Globetrotters Eigenständigkeit in zahlreichen Nischen und die grosse Leidenschaft der 350 Globetrotter-Mitarbeitenden, was weiterhin ein gutes Bestehen im Reisemarkt ermögliche. Und klar sei es schade, dass keine Schweizer Lösung gefunden wurde bei der möglichen Dertour-Hotelplan-Übernahme, mittlerweile bringe er aber Verständnis auf.
Karim Twerenbold, mit seiner Gruppe erfolgreich in den Nischen Flussfahren, Bus- und Erlebnisreisen und Wandern tätig, sieht keine Bedrohung für sein Geschäft. «Die Nischen verbleiben den Schweizer Anbietern, hier können wir weiterhin gutes Geld verdienen, um weitere Investitionen zu ermöglichen. In der Nische können wir mit viel Herzblut unser Know-how reinbringen und uns differenzieren.» Zudem findet Twerenbold: «Die Swissness wird bei der Swiss, aber auch Kuoni weiterhin gelebt, trotz veränderter Besitzverhältnisse».
In diesem Jahr stellt André Lüthi mit Freude fest, dass seiner Meinung nach weniger Kurzreisen unternommen werden, dafür vermehrt längere Fernreisen. Karim Twerenbold ortet beim Reisen mit Gleichgesinnten und in der Gruppe eine zunehmende Nachfrage. Nach top Jahren 2023 und 2024 seien in diesem Jahr nun gewisse Budgeprobleme beim Mittelstand auszumachen, das Budget werde teilweise kleiner.
Für einen Lacher sorgte André Lüthe bei der Frage, ob sich denn Twerenbold und Globetrotter konkurrenziere, nachdem beide gesagt hatten, dass die Babyboomer eine wichtige Klientel darstelle – Lüthi: «Die Frühpensionierten und Pensionierten haben Zeit, Geld und sind fit. Sie reisen mit uns nach Australien, sind in Indien mit dem Privatchaffeur unterwegs. Und dann später kommen sie zu dir aufs Flussschiff.»
Overtourism im Auge
Auch auf den zunehmenden Overtourism wurden die beiden Reiseunternehmer angesprochen. Lüthi sieht in Kontingentierungen die Lösungen, sei es beim Taj Mahal, auf dem Machu Picchu oder in Dubrovnik.
Karim Twerenbold wehrte sich dagegen, dass die Schweizer Touroperators das Problem verdrängen würden und sprach im Namen der Branche: «Das Thema ist bei den Reiseveranstaltern angekommen. Wir sind bemüht um einen sorgfältigen Umgang an den Destinationen. Wir möchten den Tourismus auch in Zukunft ermöglichen.»
Und bald steht für die beiden die nächste Reise an: André Lüthi wird mit seiner Partnerin auf Royal Enfields von Nepal Richtung Tibet aufbrechen; während Karim Twerenbold mit Gattin und vierjähriger Tochter zehn Tage in einem spanischen Badeferienhotel verbringen wird.