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Comino zieht die Notbremse
Was einst ein idyllisches Naturparadies war, ist heute ein Mahnmal für Massentourismus: Die maltesische Mini-Insel Comino – gerade einmal drei auf fünf Kilometer gross – erlebt in den Sommermonaten einen regelrechten Besucheransturm.
Besonders die berühmte Blue Lagoon, mit ihrem leuchtend türkisblauen Wasser und der dramatischen Felsküste, zieht jährlich Zehntausende an. Der Traum von der einsamen Badebucht ist längst geplatzt – die kleine Insel ächzt unter der Last ihrer eigenen Popularität.
Hollywood-Filme wie «Der Graf von Monte Christo», und «Troja» und die Serie «Game of Thrones» haben das abgelegene Inselchen zu einem internationalen Hotspot gemacht. Bilder der schimmernden Blue Lagoon finden sich millionenfach auf Instagram, Tiktok und Facebook.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Überfüllte Boote, zu wenige Toiletten, kaum Schatten, fehlende Infrastruktur – das vermeintliche Paradies entpuppt sich für viele als Enttäuschung. Reiseführerin Joanne Gatt bringt es gegenüber «BBC» auf den Punkt: «Sie kommen mit grossen Erwartungen – und gehen enttäuscht. Überfüllt, chaotisch. So hat sich das niemand vorgestellt.»
Ein Hoffnungsschimmer für die Insel
Nun aber wollen die maltesischen Behörden handeln. Ab diesem Jahr soll die Zahl der Tagesgäste auf 5000 pro Tag halbiert werden – ein erster Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Aktivisten wie Mark Sultana von Bird Life Malta begrüssen die Massnahme, fordern jedoch mehr: Ein Ticketsystem mit klarer Kontingentierung, eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie und die Renaturierung geschädigter Flächen.
Die Umweltschutzgruppe Movimenti Graffiti hatte bereits 2022 für Schlagzeilen gesorgt, als sie eigenmächtig Liegestühle und Sonnenschirme von der Insel entfernte, um gegen die Kommerzialisierung öffentlichen Raums zu protestieren. Ihre Botschaft: Comino soll geschützt, nicht verkauft werden.
Für Schweizer Reisende, die einen Malta-Trip planen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Reisezeit. Wer Comino wirklich erleben will, sollte die Wintermonate ins Auge fassen – von Dezember bis Februar bleibt die Blue Lagoon weitgehend unberührt, das Wasser ruhig, die Natur intakt.