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Mohamed Farag, der Direktor des ägyptischen Fremdenverkehrsamts für die deutschsprachigen Länder und Polen, hat mit Travelnews über die neusten Entwicklungen im ägyptischen Tourismus gesprochen. Bild: TN

«Diese Seite von Ägypten ist den Schweizer Reisenden unbekannt»

Marilin Leuthard

Der DACH-Chef von Ägypten Tourismus, Mohamed Farag, erzählt im Interview mit Travelnews von den grossen Plänen seines Landes, warum mehr Gäste aus der Schweiz die Mittelmeerküste besuchen sollten und welcher Ort perfekt für Schweizer wäre, obwohl ihn viele nicht kennen.

Im vergangenen Jahr reisten 170'000 Schweizerinnen und Schweizer nach Ägypten. Das sind gleich viele wie schon 2023. Vom Konflikt in den Nachbarstaaten spüre der Tourismus in Ägypten nichts mehr, erklärt Mohamed Farag, Direktor des Fremdenverkehrsamts für die deutschsprachigen Länder und Polen, im Exklusiv-Interview mit Travelnews.

«Bereits zwei Monate nach Beginn des Konflikts gingen die Zahlen wieder nach oben. Allein im vergangenen Jahr hatten wir 15,7 Millionen Touristen, das sind fünf Prozent mehr als 2023», so Farag. Die Anzahl Schweizer Gäste blieb auf dem Niveau des Vorjahres.

Bereits in diesem Jahr sollen mehr als 200'000 Schweizer Reisende Ägypten besuchen. Bis im Jahr 2030 soll die Marke von insgesamt 30 Millionen Touristen erreicht werden. Mohamed Farag stellt klar: «Dafür müssen wir die bestehenden Kapazitäten verdoppeln.»

Die Mittelmeerküste ist unbekannt

Mit 1,7 Millionen Touristen ist Deutschland der wichtigste Markt für das arabische Land, vor Russland, Saudi-Arabien und Grossbritannien. Während die Besucherinnen und Besucher aus Deutschland Badeferien bevorzugen, reisen 40 Prozent der Schweizer für die Kultur nach Ägypten. Besonders beliebt sind Nil-Kreuzfahrten mit Stopps in Kairo, Assuan und Luxor. Die Badeorte Sharm el Sheikh, Hurghada und Marsa Alam sind ebenfalls gefragt.

«Was in der Schweiz leider eher unbekannt ist, sind die Mittelmeerküste und die Oasen», so Farag. Ägypten besitzt 2450 Kilometer Strände, von denen ein Grossteil an der Mittelmeerküste liegt. Gäste aus Polen, Italien oder Tschechien würden das Mittelmeer gegenüber dem Roten Meer bevorzugen. «Wir besitzen zwischen Alexandria und Marsa Matruh drei Flughäfen und sind mit unseren Partnern daran, eine Flugverbindung von Zürich nach Alexandria anzubieten.»

Das Grossprojekt «Ras Al Hekma Waterfront New City» (Travelnews berichtete) soll die Mittelmeerküste Ägyptens noch attraktiver machen. Gemeinsam mit dem Vereinigten Arabischen Emiraten werden auf einer Fläche von 170 Millionen Quadratmetern Wohnviertel, Ferienanlagen, Schulen, Universitäten, eine Industriezone, ein zentrales Finanz- und Geschäftsviertel, ein internationaler Yachthafen für Touristenyachten und ein internationaler Flughafen südlich der Stadt gebaut.

«Auch an der Mittelmeerküste kann man verschiedenste Wassersportarten und Aktivitäten ausüben, wie Schnorcheln, Tauchen oder Kitesurfen», sagt Farag. Zudem verfüge die Küste über wunderschöne Sandstrände, und man könne mit einer nicht allzu langen Fahrt in die kulturelle und historische Seite von Alexandria und Ägypten eintauchen.

Perfekt für Schweizer Gäste

Ägypten hat zahlreiche beliebte Oasen, die in der Schweiz noch keine grosse Bekanntheit erlangt haben. «Die Oasen sind sehr bekannt in anderen Märkten, nicht aber in der Schweiz», so Farag. Mit Siwa, Dachla, Farafra, Charga gibt es gleich vier grosse Oasen, die man bei einer Reise bestens miteinander kombinieren kann.

«Die Oasen wären ein perfektes Reiseziel für Schweizerinnen und Schweizer», betont Farag. Die Gäste aus der Schweiz suchen Ruhe und wollen aus ihrem Alltag ausbrechen können und einfach nur abschalten – eine Reise in unsere Oasen wären genau das Richtige für diese Bedürfnisse.»

Mit dem Zug durch Ägypten

Die ägyptische Regierung hat in den vergangenen Jahren viel in Infrastrukturprojekte investiert. Es wurden neue Autobahnen gebaut, sodass beispielsweise der Weg von Hurghada nach Luxor nicht mehr fünf Stunden, sondern nur noch drei Stunden dauert.

Besonderes Augenmerk liegt auf dem neuen Schnellzug, der 2026 in Betrieb kommen soll und auf den sich Mohamed Farag sehr freut: «Die neuen Züge werden zwischen Alexandria, Kairo, Suchna, Hurghada, Luxor, Assuan und Abu Simbel verkehren. Die Strecke zwischen Hurghada und Luxor wird nur noch eineinhalb Stunden dauern, von Kairo nach Luxor bloss fünf Stunden.» Das dürfte das Reisen innerhalb Ägyptens massgeblich schneller machen.

In den Destinationen werden in den kommenden Jahren zunehmend die Kapazitäten ausgebaut. Im Vordergrund stehen momentan die Angebote rund um die Pyramiden, das Mittelmeer sowie Luxor und Assuan. Ein Highlight in diesem Jahr wird die Eröffnung des «Four Seasons Hotel» in Luxor sein. Auch sollen mehr Gäste in der Nähe des grossen Ägyptischen Museums übernachten, wo die Hotelangebote ausgebaut werden.

«Etwas Besonderes sind die Schlösser in Kairo, wo zuvor die Ministerien ihre Räumlichkeiten hatten. Diese sind nun in die neue Hauptstadt Ägyptens gezogen, was es den Gästen nun ermöglicht, diese Bauten zu besichtigen.»