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«Schweizer Reisende erkunden Australien länger als zuvor»
Gregor WaserSchon seit 26 Jahren betreut Eva Seller für Tourism Australia Zentraleuropa, dazu gehören die Märkte Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich und Italien. Entsprechend gut ist sie vernetzt auch mit den Schweizer Australien-Anbietern, die sie während der Fespo Zürich in der Fernreise-Halle antraf und dort auch die Fragen von Travelnews beantwortete.
Frau Seller, wie geht's dem Reiseland Australien heute?
Eva Seller: Australien war fast zwei Jahre lang geschlossen, nach der Pandemie kam das Geschäft erst langsam zurück. Die Flugkapazitäten waren zunächst noch reduziert. Nun sind wir wieder auf 100 Prozent der Flugkapazität gegenüber 2019 oder sogar darüber seit dem neuen Qantas-Flug nach Paris. Und auch die Flugpreise, die nach der Pandemie sehr hoch waren, nähern sich dem Niveau von 2019 wieder an.
Wie viele Schweizer bereisten 2024 Australien?
Bis Ende November 2024 waren es 43'900 Schweizer, die nach Australien gereist sind – das sind rund 9 Prozent mehr als 2023 zu diesem Zeiptunkt. Im Vergleich zu vor der Pandemie liegen die Zahlen noch 18 Prozent zurück. Wobei wir feststellen, dass bei den Ausgaben schon wieder 100 Prozent erreicht sind.
Wie kommt es dazu?
Die Schweiz ist ein faszinierender Markt. Angesichts der Grösse des Landes gibt es sehr viele Menschen, die keine Angst vor der Entfernung haben und auch lange Ferien nehmen können. Im Durchschnitt bleiben Schweizer Reisende länger in Australien als vor der Pandemie, das hören wir auch von den Schweizer Australien-Spezialisten, entsprechend geben Schweizerinnen und Schweizer in Australien auch mehr aus. Was uns zudem freut: Schweizer Gäste verteilen sich sehr gut über das Land, was für eine Destination sehr wichtig ist.
«Zu den Trends gehören ausgedehnte Selbstfahrer-Trips sowie 'Aboriginal Experiences'.»
Einige Australien-Rückkehrer beklagten sich über eine mangelnde Service-Qualität in den Hotels. Wie steht es um den Fachkräftemangel?
Die Situation hat sich verbessert. Heute ist der Fachkräftemangel in Australien nicht mehr oder weniger ausgeprägt als in Europa. Und es kommen wieder viele junge Reisende ins Land, die so genannten Working Holiday Maker, mehr als vor der Pandemie, etwa viele junge Franzosen und Briten. Bei meinen letzten zwei, drei Reisen im vergangenen Jahr habe ich die Situation wie vor der Pandemie vorgefunden.
Welche Reisetrends stellen Sie aktuell fest?
Die Nachfrage nach Selbstfahrer-Trips ist grösser denn je. Gerade vorhin habe ich mit Adam Sands von Redsands Campers gesprochen, er verfügt über ein hochwertiges Produkt. Die Camper seien wahnsinnig gut gebucht, sagt er, gerade auch von Schweizern. Von der Routenwahl hören wir, dass die Reisenden nicht mehr gleich zehn Stationen ansteuern, sondern lieber in die Tiefe gehen, mal auch länger in einer bestimmten Region verweilen und diese intensiver erkunden – das geht in Richtung Slow Travel.
Und das indigene Tourismusprodukt stellt einen weiteren Trend dar. «Discover Aboriginal Experiences» ist ein Kollektiv von über 160 hochwertigen, authentischen, von Aborigines geführten Tourismusangeboten, dazu gehören mehrtägige Touren im Outback oder auch Stadtführungen. Sie waren die ersten, die da waren und ihre Geschichten, ihre Kultur und Lebensweise zu erleben, ist etwas Besonderes.
Vor der Pandemie erlebte Australien heftige Brände. Hat sich das Land davon erholt?
Ich war im letzten Jahr auf Kangaroo Island, die Insel hatte bei den Bränden 2019/2020 viel Buschland verloren. Doch wenn ich davon nichts gewusst hätte, hätte ich dies nicht festgestellt. Natürlich war es für die lokale Bevölkerung traumatisch und sind die Auswirkungen noch präsent. Als Reisender hingegen kann man die Auswirkungen der Feuer heute überwiegend nicht mehr sehen. Die Natur ist sich Brände gewohnt und erholt sich relativ schnell, auch die Tierwelt hat sich gut erholt; übrigens auch die Southern Ocean Lodge auf Kangaroo Island, die total zerstört wurde und heute wieder komplett aufgebaut ist.