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Paris erlebt nach den Olympischen Sommerspielen eine Reise-Boom. Bild: Adobe Stock

So profitiert Paris vom Olympia-Effekt

Reto Suter

Die Olympischen Spiele haben in Paris einen Reise-Boom ausgelöst: Was im Sommer für Frust sorgte, entpuppt sich nun als Segen. Schweizerinnen und Schweizer entdecken die Stadt der Liebe wieder – und profitieren dabei von neuen Highlights.

Noch vor wenigen Monaten war die Stimmung in der französischen Tourismusbranche frostig. Während die Welt auf die glänzenden Stadien und perfekt inszenierten Wettkämpfe der Olympischen Sommerspiele in Paris blickte, herrschte hinter den Kulissen Katerstimmung.

Hoteliers klagten über halbleere Zimmer, die sonst in den Sommermonaten aus allen Nähten platzen. Restaurants und Cafés, die üblicherweise an jeder Ecke das Klingen der Besteckschubladen zelebrieren, blieben ungewohnt still.

Selbst die beliebten Seine-Schifffahrten, die normalerweise täglich 10'000 Passagiere über den Fluss befördern, zählten nur rund 6500 Gäste. Viele Einheimische hatten sich dem grossen Trubel entzogen und Paris verlassen, während internationale Reisende entweder fernblieben oder ihre Reisepläne auf später verschoben (Travelnews berichtete).

Doch was damals ein grosser Frust war, entpuppt sich nun als Segen in der Nachspielzeit. Anfang Dezember zeigt sich: Die Olympischen Spiele haben nicht nur ihre eigene Magie entfaltet, sondern auch eine nie dagewesene Sehnsucht nach Paris geweckt.

Die eindrucksvollen TV-Bilder von der beleuchteten Seine, dem Eiffelturm im Hintergrund und sportlichen Höchstleistungen in spektakulärer Kulisse haben viele Menschen dazu inspiriert, die Stadt selbst zu erleben. Das gilt auch für den Schweizer Markt, wie Recherchen von Travelnews zeigen.

Bahn-, Flug- und Flussreisen im Plus

Laut Daten der Vergleichsplattform Skyscanner steht Paris bei Schweizerinnen und Schweizern derzeit hoch im Kurs. Im November und Dezember stieg die Nachfrage nach Flügen in die französische Hauptstadt im Vergleich zu den Monaten August und September um fast 14 Prozent. Einen vergleichbaren Anstieg verzeichnete ansonsten nur die spanische Hauptstadt Madrid.

E-Domizil, der Schweizer Spezialist für Ferienunterkünfte, verzeichnet ebenfalls eine starke Nachfrage nach Aufenthalten in Paris. Aktuellen Zahlen zufolge rangiert die französische Hauptstadt in der Adventszeit auf Platz 2 der beliebtesten Destinationen, direkt hinter London.

Die beeindruckenden Olympia-Kulissen wurden zur besten Werbung für Paris. Bild: Facebook / Paris 2024

Auch Bahnreisen nach Paris erfreuen sich wachsender Beliebtheit. «Nach den Sommerferien hat sich die Nachfrage wieder positiv entwickelt», so Mike Jakob, Verkaufschef von Railtour. «Im Herbst lagen die Buchungszahlen in etwa auf Vorjahresniveau, bei Gruppenreisen sogar darüber.» Für den Bahnprofi steht fest: «Die Olympischen Spiele haben Paris einen enormen Werbeeffekt beschert.»

Das sieht Stephan Frei, CEO von Flussreise-Anbieter Excellence, ähnlich. «Gut möglich, dass Olympia einen Booster-Effekt für Paris hatte», sagt er. «Wir verzeichnen seit Ende der Olympischen Sommerspiele ein erfreuliches Plus von rund 15 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr.»

Paris ist ein Dreh- und Angelpunkt für die Seine-Kreuzfahrten von Excellence und somit eine der wichtigsten Destinationen. Bemerkenswert: Die Excellence Royal war eines von nur zwei Passagier-Flussschiffen, das sein Paris-Programm trotz der Herausforderungen während der Olympischen Spiele aufrechterhalten hat.

Effekt dürfte noch länger anhalten

Stephan Frei von Excellence berichtet: «Auch für 2025 beobachten wir eine erneut steigende Nachfrage für Paris.» Für das kommende Jahr plant Excellence eine neue Grand Voyage auf der Seine, die mit einem besonderen Paris-Programm überzeugt. Highlights sind unter anderem ein exklusives Dinner im Eiffelturm und ein Besuch im Unesco-Hauptquartier.

Exklusives Erlebnis: Ein Dinner im Eiffelturm zählt zu den Höhepunkten einer Seine-Kreuzfahrt mit Excellence. Bild: Excellence

Mike Jakob von Railtour erläutert: «In den Wintermonaten ist die Nachfrage nach Paris-Buchungen traditionell geringer als in der Hochsaison. Dennoch stellen wir fest, dass sie weiterhin wächst.» Zudem werde nun oft kurzfristiger gebucht als vor den Olympischen Spielen. «Gerade jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um Paris zu besuchen», findet Jakob. «Die Preise für Unterkünfte und TGV-Lyria-Tickets haben sich wieder auf das attraktive Niveau von vor der Olympia-Zeit eingependelt.»

Für die kommenden Monate bleibt der Bahnprofi zuversichtlich. Er sagt: «Die bevorstehende Wiedereröffnung von Notre-Dame wird die Aufmerksamkeit erneut auf Paris lenken.» Im Frühling 2025 folgt ein weiteres Highlight: Das Grand Palais öffnet nach aufwändiger Restaurierung seine Türen und präsentiert seine beeindruckende Glaskuppel in neuem Glanz.

«Die Auswirkungen der Olympischen Spiele sind deutlich spürbar und werden auch in den kommenden Monaten und Jahren nachhallen», schreibt die Vermarktungs-Organisation Atout France auf Anfrage. Die Schweizer Kundschaft zeige dabei eine beeindruckende Präsenz: Mit 6,8 Millionen Ankünften im Jahr 2024 ist die Schweiz die fünftgrösste internationale Besuchergruppe in Frankreich und trägt zehn Prozent zu den internationalen Tourismuseinnahmen des Landes bei.