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Auch bei einer Wiederwahl Trumps dürfte die Faszination für das Reiseland USA bei Schweizerinnen und Schweizern kaum nachlassen. Bild: Adobe Stock

Schweizer Reiselust trotz Trump? USA-Faszination kennt keine Pause!

Reto Suter

Egal ob Kamala Harris oder Donald Trump das Rennen macht – die Lust der Schweizerinnen und Schweizer, die USA zu entdecken, dürfte ungebrochen bleiben. Reiseprofis zeigen sich in einer Travelnews-Umfrage überzeugt: Politische Stimmungen haben meist weit weniger Einfluss auf die Buchungszahlen als vermutet.

Heute Dienstag ist Wahltag in den USA. Die grosse Frage lautet: Wird mit Kamala Harris erstmals eine Frau US-Präsidentin, oder schafft Donald Trump eine triumphale Rückkehr ins Weisse Haus? Die Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus.

Der Wahlausgang entscheidet nicht nur über die politische Zukunft der Vereinigten Staaten – auch das Reiseverhalten der Schweizerinnen und Schweizer in Richtung USA könnte davon beeinflusst werden. Sollte Donald Trump, der in der Schweiz als höchst umstritten gilt, erneut ins Weisse Haus einziehen, könnte sich die Stimmung gegenüber Reisen in die Vereinigten Staaten ändern.

«Bei uns von Go2Travel ist die Vorfreude auf die Wahlen schon seit einigen Wochen gross», sagt Mitinhaber Michael Bötschi zu Travelnews. Um bei der Entscheidung kommende Nacht dabei zu sein, macht es sich das Team des Nordamerika-Spezialisten mit Popcorn auf der Couch bequem. «Eine TV-Freinacht ist bei uns auf jeden Fall eingeplant», so Bötschi.

Schweizer Reisende von Wahlkrimi in den USA unbeeindruckt

Bötschi sieht der Wahlnacht gelassen entgegen. «Wir sind keine Politexperten und schon gar keine Propheten» räumt er ein. «Aber wir glauben fest daran, dass Kamala Harris das Rennen machen wird.»

Selbst bei einem Wahlsieg Trumps jedoch sieht Bötschi keine dramatischen Auswirkungen für den Reiseverkehr in die Vereinigten Staaten. «Eine Wahl von Trump wäre nicht der Todesstoss für Reisen in die USA», sagt er und unterstreicht, dass sich die Reiselust in den vergangenen Jahren weitgehend stabil gezeigt habe – unabhängig von politischen Entwicklungen.

Ein Wahlsieg Trumps könnte laut Bötschi bei einigen Kundinnen und Kunden zunächst eine gewisse Abwehrhaltung hervorrufen. «Doch solche idealistischen Reaktionen halten erfahrungsgemäss selten lange an», erklärt er. Wichtiger als die Person im Amt seien die Auswirkungen auf den US-Dollar, die Reisekosten und das Preis-Leistungs-Verhältnis in den USA.

Das Reiseland USA dürfte auch bei einer Wiederwahl von Donald Trump nichts von seiner Faszination verlieren. Bild: Adobe Stock

Anja Meier, Senior Product Manager Northamerica bei Knecht Reisen, wagt keine Prognose. «Ob das Wahlergebnis tatsächlich einen spürbaren Einfluss auf das Buchungsverhalten USA-interessierter Reisender haben wird, lässt sich derzeit schwer abschätzen», sagt die Nordamerika-Insiderin. «Zurzeit bearbeiten wir – wie häufig um diese Jahreszeit – vor allem Kanada-Anfragen, bedingt durch die kürzere Reisesaison und die Verfügbarkeiten. Die meisten Anfragen für die USA treffen in der Regel etwas später ein.»

Michael Bötschi von Go2Travel ergänzt: «Man hört vereinzelt, dass einige Reisende noch das Wahlergebnis in den USA abwarten möchten, was natürlich zu respektieren ist. Dennoch sind wir bei den Vorausbuchungen weiterhin gut auf Kurs.» Eine generelle Zurückhaltung der Schweizer Reisenden lasse sich nicht beobachten.

Wiederwahl von Trump hätte kaum Auswirkungen

Anhaltspunkte, wie sich eine erneute Wahl Trumps auf das Reiseverhalten auswirken könnte, liefert der Blick ins Jahr 2017, als Trump erstmals ins Weisse Haus einzog. Anja Meier erinnert sich: «Damals gab es einen kurzen Moment zögerlicher Nachfrage, aber letztlich blieben die Zahlen stabil. Unser Nordamerika-Geschäft 2017 lag sogar leicht über den guten Ergebnissen des Vorjahres.»

Auch Michael Bötschi bestätigt: «Die Wahl 2016 hatte kaum Einfluss auf die Buchungszahlen. In den ersten drei Jahren unter Trump verzeichneten wir sogar sehr erfreuliche Ergebnisse – bis Corona kam.» Diesen Erfolg dem damaligen Präsidenten zuzuschreiben, wäre laut Bötschi übertrieben, doch er stütze die Einschätzung, dass politische Veränderungen das Reiseland USA nur bedingt beeinträchtigen.

Die Erfahrungen der USA-Profis belegen eindrücklich: Ähnlich wie beim Klimathema zeigen sich Reisende zwar oft zurückhaltend in der Theorie, doch in der Praxis bleiben sie ihren Buchungsgewohnheiten treu. Bei einer Wiederwahl Trumps dürfte sich an der Reiselust der Schweizerinnen und Schweizer wohl wenig ändern – die Faszination für die USA bleibt gross.