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«Ein Motorhome umgekippt ist im TCS-Training noch keines»
Im Zuge der Pandemie sind die Verkäufe von Wohnmobilen und Campern in der Schweiz stark angestiegen. Ein solch grosses Gefährt auf breiter, gerader Strasse zu fahren, ist zwar keine Hexerei. Doch wie ist ein Camper auf einer Passstrasse, in der Innenstadt, beim Parkieren zu steuern? Welche sicherheitsrelevanten Aspekte gilt es sonst noch zu beachten?
Schon seit über 15 Jahren bietet der Touring Club Schweiz für Fahrerinnen und Fahrer von Wohnmobilen und Campern in allen TCS-Fahrzentren der Schweiz – neben diversen anderen Fahrtraining – ein passendes Fahrtraining an. In den letzten Jahren ist die Nachfrage angestiegen. Mittlerweile besuchen den eintägigen Kurs rund 1000 Personen im Jahr.
Die Herausforderung, ein Motorhome zu fahren
Travelnews hat im Fahrzentrum Betzholz in Hinwil ZH Adrian Suter getroffen, den Leiter Bildung und Entwicklung bei TCS Training & Events, und ihn über die Herausforderung, ein Motorhome zu fahren, befragt – und bald gemerkt: einfach losfahren, sollte man nicht.
«Gewicht, Länge, Höhe eines Campers wie auch die Sitzposition sind für Fahrerinnen und Fahrer, die sonst Personenwagen steuern, neu und ungewohnt. Bei unseren Trainings zeigen wir, wie ein Wohnmobil reagiert, ob beim Bremsen, in der Kurve oder beim Parkieren», erläutert Adrian Suter, der selber schon mit einem Motorhome zweimal in Neuseeland unterwegs war.
Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer sind in aller Regel Motorhome-Eigentümer, die das Gefährt neulich erworben haben oder sich beim Fahrverhalten verbessern möchten. Neben Hinwil ZH werden die TCS-Camper-Trainings auch in Derendingen SO, Emmen LU, Frick AG, Lignières NE, Meyrin GE und Niederstocken BE angeboten.
Ein eintägiges Training besteht aus acht Lektionen und beginnt zunächst mit einem Austausch im Seminarraum. Dann werden die Teilnehmer mit Funkgeräten ausgerüstet und absolvieren zahlreiche Aufgaben in Übungen auf den Trainingspisten – vom Slalomfahren, um Sicherheit in das eigene Fahrzeug zu gewinnen, bis zum Bremsen, Parkieren und dem Meistern schwieriger Verkehrssituationen.
Keine losen Gegenstände im Wohnmobil
«Das Thema, wie ein Wohnmobil zu beladen ist, beleuchten wir ebenso», schildert Suter. «Klar, dass Geschirr und Gläser gut gesichert sein müssen. Aber es dürfen auch sonst keine Gegenstände im Wohnmobil rumliegen. Auch eine Tasche, die auf dem Bett liegt, sollte verstaut und gesichert werden, ansonsten fliegt sie bei einer Vollbremsung wie ein Geschoss nach vorne.» Auch schlecht gesicherte Velos auf Heckträgern sehe man auf der Strasse oft.
«Wir möchten den Kursteilnehmern Sicherheit am Lenkrad vermitteln und Ihnen die Angst nehmen, eine Vollbremsung zu machen», sagt Suter, «lernen durch erleben lautet unser Motto». Bei den einzelnen Manövern werde auch das Neigungsverhalten in der Kurve getestet, «ein Motorhome umgekippt ist bei uns aber noch keines», antwortet der TCS-Leiter auf die entsprechende Frage.
Der regelmässig durchgeführte Kurs für Wohnmobile und Camper kostet für Nicht-Mitglieder 390 Franken, für TCS-Mitglieder 350 Franken. Abgezogen werden zudem noch 100 Franken für alle MFZ-Haftpflichtversicherten, das freiwillige TCS-Training wird vom Fonds für Verkehrssicherheit unterstützt. «Mit 250 oder 290 Franken erhält man viel brauchbares Know-how», findet Adrian Suter, «wenn man bedenkt, wie teuer ein Rückspiegel eines Wohnmobils ist.»
Weitere Infos: TCS-Fahrtraining für Wohnmobile und Camper