Here & There

Im Bukchon Hanok Village in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul gelten künftig neue Regeln für Besucherinnen und Besucher. Bild: Adobe Stock

Seoul: Ausgangssperre für Touristen in beliebtem Viertel

Das Bukchon Hanok Village gehört zu den beliebtesten Touristen-Hotspots in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul – und leidet zunehmend unter den Auswüchsen des Massentourismus. Jetzt ergreifen die Behörden teils radikale Massnahmen.

Der Massentourismus bringt beliebte Ferienorte zunehmend ans Limit. Das hat zuletzt in Protesten von Einheimischen gemündet. Unter anderem in Barcelona und auf Teneriffa.

Andere Touristen-Hotspots sind bereits einen Schritt weiter gegangen. Sie haben im Kampf gegen Overtourism Massnahmen ergriffen oder angekündigt. Etwa die Lagunenstadt Venedig, die eine Gebühr für Tagestouristen eingeführt hat oder Amsterdam, das gegen die Flut von Kreuzfahrt- und Flussschiffen vorgeht.

Auch in Asien haben einige Orte mit den Auswüchsen des Massentourismus zu kämpfen. Als Reaktion darauf hat beispielsweise die japanische Stadt Kyoto den Zugang zum Geisha-Viertel für Touristinnen und Touristen eingeschränkt. Diesen Weg gehen jetzt auch die Behörden der südkoreanischen Hauptstadt Seoul – um ein historisches Viertel in der Innenstadt vor den Touristenmassen zu schützen.

Das Bukchon Hanok Village ist für seine malerischen und gut erhaltenen traditionellen koreanischen Häuser, die Hanoks, bekannt und einer der beliebtesten Touristen-Hotspots Seouls. Das Viertel zieht täglich tausende von Besucherinnen und Besuchern an – mit unangenehmen Folgen für die Quartierbevölkerung. Die Beschwerden über Lärm, Müll und fehlende Privatsphäre haben zuletzt deulich zugenommen.

Um die Spannungen abzubauen und den Andrang unter Kontrolle zu halten, haben die Bezirksbehörden Massnahmen angekündigt. Ab kommendem Oktober wird der Zugang für Touristinnen und Touristen zum Bukchon Hanok Village eingeschränkt, wie «CNN» berichtet. Die Zone mit den meisten Hanoks, die auch am meisten Gäste anzieht, ist für Besucherinnen und Besucher nur noch zwischen 10 und 17 Uhr zugänglich. In der übrigen Zeit gilt eine Zugangssperre.

Ausserdem werden drei farblich gekennzeichnete Zonen – rot, orange und gelb – ausgewiesen, um es den örtlichen Behörden zu ermöglichen, Menschenansammlungen in den am dichtesten besiedelten Gebieten zu kontrollieren und zu überwachen. Verstösse werden mit Geldstrafen geahndet. Aufgrund von Beschwerden der Bevölkerung wurden bereits 2018 viersprachige Schilder aufgestellt, die Besucherinnen und Besuchern dazu auffordern, nicht zu laut zu sein.

In einem letzten Schritt werden Haltestellen der Touristenbusse gestrichen und abgebaut – mit dem Ziel, den Verkehr zu reduzieren und das Viertel fussgängerfreundlicher zu machen. Der entsprechende Probebetrieb soll in rund einem Jahr beginnen.

Das Bukchon Hanok Village wird jährlich von über sechs Millionen Touristinnen und Touristen besucht. Im vergangenen Jahr gingen bei den Behörden über 200 Beschwerden wegen ungebührlichen Verhaltens ein.

(TN)