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Nach der Suche auf Booking, lohnt sich der Blick auf die Website des Hotels. Bild: Adobe Stock / TN

Auf Booking suchen, aber direkt buchen

Gregor Waser

Seit die Paritätsklauseln gefallen sind, bieten immer mehr europäische Hotels auf der eigenen Website tiefere Preise an als auf der Buchungsplattform Booking, zeigt ein Preisvergleich von Travelnews. Der Krösus der Buchungsportale gerät in Bedrängnis.

Booking schwimmen die Felle davon. Der Krösus der Hotelbuchungsplattformen muss gerade feststellen, dass immer mehr Reisende ihre Hotelbuchung direkt vornehmen.

Praktisch alle auf internationale Gäste ausgerichteten Hotels nutzen Booking, um eine weltweite Präsenz zu markieren, doch auf der eigenen Webseite bieten viele dann einiges tiefere Preise an, wie bei einem Preisvergleich schnell eruierbar ist.

Travelnews hat die Preise von Hotels in der Schweiz, Italien, Deutschland und Frankreich verglichen und stellt erhebliche Preisunterschiede fest. Wer direkt bucht, fährt 6 bis 16 Prozent besser, zeigt der Vergleich von Beispielen in Rom, Paris, Stuttgart und Lenzerheide (siehe Bild oben). Bei total zehn verglichenen Hotels, warten in sechs Fällen die Hotelwebsites mit tieferen Raten auf. In vier Fällen sind die Preise auf Booking identisch mit jenen der Hotelwebsites.

Hohe Benutzerfreundlichkeit

Die Erfolgstory von Booking ist bemerkenswert steil. Lieferten sich in den Nuller-Jahren noch mehrere weltweite Hotelbuchungsplattformen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Löwenanteil der Online-Buchungen, hat sich die in den Niederlanden domizilierte und im US-Besitz stehende Plattform Booking zumindest bei europäischen Reisenden in den Jahren darauf deutlich durchgesetzt und verzeichnet bei den reinen Portalbuchungen Anteile von 70 bis 80 Prozent.

Entscheidend dafür ist die grosse Benutzerfreundlichkeit. Mit wenigen Klicks lässt sich auf dem Handy von unterwegs oder auf dem Laptop das passende Hotelzimmer weltweit finden und buchen. Dazu gibt es hilfreiche Informationen wie einen transparenten Hotelbeschreib, einfache Lokalisierung per Kartentool, aufschlussreiche Gästebewertungen und grosszügige Stornokonditionen.

Fragen Sie mal im Treppenhaus Ihren Nachbarn, wo er seine Hotels bucht? Ja, auch er. Die Verbreitung der Plattform ist eindrücklich und hat sich bei Reisenden etabliert. Ein weiterer Grund für den Erfolg: so ziemlich jedes Hotel, das im internationalen Wettbewerb bestehen will, lässt sich auf der Plattform finden.

Denn seit der immensen Verbreitung von Booking bei Reisenden, muss sich jedes Hotel selber fragen, bei Booking dabei sein zu wollen oder nicht. Doch eine Buchung über Booking hat für ein Hotel seinen Preis, Kommissionen von 11 bis teilweise über 20 Prozent fallen an.

Knebelverträge sind passé

Bis in den 2010er-Jahren galten für Hotels so genannte Paritätsklauseln, in der Hotelbranche selber als «Knebelverträge» tituliert. Dabei mussten Hoteliers den Passus unterzeichnen, in den eigenen Verkaufskanälen die auf Booking publizierten Raten nicht zu unterbieten. Doch in den letzten Jahren haben europaweit die meisten Parlamente und Gerichte solchen Paritätsklauseln den Riegel geschoben.

Erschwerend für Booking kommt hinzu: letzten Monat wurde Booking als erstes in Europa ansässiges Unternehmen im Rahmen des neuen EU-Gesetzes über digitale Marktplätze (Digital Marketplaces Act, DMA) zum «Online-Gatekeeper» ernannt, was dem Unternehmen zusätzliche Belastungen auferlegt, wie etwa die Verpflichtung, seine eigenen Dienstleistungen nicht vor denen der Konkurrenz zu bewerben.

Booking droht

Booking selber ist über die jüngsten Vorstösse der EU-Regulatoren erzürnt. Jüngst hat Booking-CEO Glenn Fogel an einer Technologiekonferenz der Financial Times damit gedroht, das 135-Milliarden-Euro-Unternehmen aus Europa abzuziehen. Hintergrund sind die stetig härteren Bandagen, die die EU mit dem Digital Marketplaces Act gegenüber Apple, Google & Co. aufziehen will. Da wird in den nächsten Monaten noch viel gehen.

Der Ärger von Booking ist teilweise zu verstehen: denn das Portal bietet einzelnen, auch kleineren Hotels die einfache Möglichkeit, sich weltweit zu präsentieren. Wie will das Hotel Banana City in Winterthur sonst an brasilianische oder indonesische Gäste gelangen? Aus Sicht von Booking sind anfallende Kommissionen und Paritätsklauseln als Engelt für das weltweite Schaufenster gedacht und legitim.

Doch nun drohen dem Krösus erhebliche Buchungsrückgänge, sollten sich immer mehr Hotels die Freiheit nehmen, auf den eigenen Kanälen tiefere Zimmerraten anzubieten. Für gewiefte Hotelsuchende und -buchende bewährt sich aktuell jedenfalls die Vorgehensweise: online bei Booking suchen, dann die Hotelwebsite konsultieren, vergleichen und gegebenenfalls direkt buchen.