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Neue Infrastruktur und eine erleichterte Einreise: Thailand will mit einer Reihe von Massnahmen den Tourismus ankurbeln. Bild: Unsplash

Kommentar Dieser Spagat von Thailand kann nicht funktionieren

Reto Suter

Thailand will Millionen von zusätzlichen Gästen ins Land locken und gleichzeitig den Overtourism bekämpfen. Das ist ein Widerspruch in sich und deshalb ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt ist, findet Travelnews-Redaktor Reto Suter.

Die Proteste gegen die Folgen des Massentourismus werden zahlreicher und lauter. Immer mehr beliebte Reiseziele bekommen zu spüren, wie schmal der Grat ist zwischen einer blühenden Tourismusindustrie im Einklang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung und den Auswüchsen von internationalen Gästescharen.

Städte wie Venedig oder Amsterdam könnten als warnendes Beispiel dienen für andere Destinationen auf der Welt, die noch kaum oder viel weniger von Overtourism betroffen sind. Eine Korrektur ist dringend angezeigt und das Gebot klar. «Wenn die Ströme der Reisenden klug geleitet, sorgsam kanalisiert, vernünftig verteilt werden und die Touristen ihrer Verantwortung als Gäste gerecht werden, reicht die Schönheit der Erde für alle Menschen», fasst es die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» zusammen.

Genau das hat sich Thailand zum Ziel gesetzt. Das Land will die Situation entflechten und den Massentourismus an Hotspots wie Phuket oder Koh Samui abfedern. Ein hehrer Wunsch, der sich vielleicht sogar erfüllen könnte – wenn Thailand nicht gleichzeitig Millionen von zusätzlichen Gästen anlocken würde.

Höher, schneller, weiter – und das nachhaltig?

Es ist jedenfalls ein grosser Spagat, den sich Thailands Regierung vorgenommen hat. Auf der einen Seite verspricht sie, gegen Overtourism anzukämpfen. Zur Debatte steht etwa die Einführung einer Touristensteuer. Auf der anderen Seite buhlt sie allenthalben um zusätzliche Gäste.

Dazu beitragen sollen Reiserleichterungen, eine bessere Infrastruktur für Kreuzfahrtpassagiere und die Erweiterung bestehender sowie der Bau neuer Flughäfen. Aktuellstes Beispiel sind Bangkoks Airports Suvarnabhumi und Don Mueang, die weiter wachsen sollen. Und zwar im grossen Stil.

Prognosen internationaler Tourismusfachleute sagen Thailand für 2030 knapp 80 Millionen Touristinnen und Touristen voraus – und damit Platz 5 im weltweiten Ranking hinter China, Frankreich, Spanien und den USA. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr begrüsste Thailand knapp 33 Millionen Gäste.

Wo die zusätzlichen Menschen hin sollen? Thailand will sie besser aufs Land verteilen, wie Watcharayu Kuawong, Direktor der deutschsprachigen Länder (DACH) der Tourism Authority of Thailand, im Gespräch mit Travelnews sagte. Klug leiten also.

Das Problem: Europa beweist eindrücklich, dass das einer Herkulesaufgabe gleichkommt. Reisende lassen sich nicht vorschreiben, wo sie ihren Ferien verbringen sollen. Touristinnen und Touristen, die nach Venedig wollen, weichen nicht nach Triest aus. Und wer die Schweizer Bergwelt entdecken möchte, gibt sich nicht mit dem Stadtbummel in Olten zufrieden. Mit der Instagram-Generation ist der Druck auf die beliebtesten Reiseziele noch weiter gestiegen.

Der von Thailand skizzierte umweltschonendere Tourismus ist unterstützenswert, in Kombination mit Millionen von zusätzlichen Gästen aber ein Hohn. Statt die jährlichen Besucherzahlen mit aller Kraft in die Höhe zu treiben, wäre es sinnvoller, die bestehenden Angebote auf Nachhaltigkeit zu trimmen. Oder anders ausgedrückt: Lieber eine sanfte Rolle rückwärts als ein Spagat mit akuter Verletzungsgefahr!