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Wer die Fahrt durch den Gerangerfjord bis zum Hafen auf dem Deck erleben möchte, muss frühzeitig Plätze reservieren. Bild: Adobe Stock

Die elf schönsten Hafeneinfahrten der Welt

Christian Haas

Mit dem Kreuzfahrtschiff in Sydney, New York oder Kapstadt einzulaufen, ist mindestens so spektakulär wie ein Bummel durch die Stadt selbst. Der Wow-Effekt ist garantiert.

Fabrikhallen, Containerkräne, Öl-Raffinerien: Sie sind kein schöner Anblick und dennoch gehören sie bei vielen Häfen einfach dazu. Auch bei solchen, die von schicken Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden. Da macht es nichts, wenn man als Gast wirklich erst dann Kabine, Fitnessraum oder das Café verlässt, wenn die Gangway installiert ist und der Busshuttle zur womöglich deutlich entfernten Innenstadt bereit steht. Ja, und dann gibt es jene Hafeneinfahrten, für die es sich sogar lohnt, den Wecker zu stellen, einen Deckplatz zu reservieren und die Chipkarte im Fotoapparat vorher zu leeren, damit genügend Speicherplatz zur Verfügung steht, wenn man selbst ein, zwei Stunden an der Reling steht.

Denn manche Hafeneinfahrten sind auch deshalb ein begehrtes Erlebnis, weil die Skyline der Stadt, die landschaftliche Kulisse oder die Top-Sehenswürdigkeiten von Deck aus einfach am allerbesten betrachtet werden kann. Bei der Freiheitsstatue, der Golden Gate Bridge und dem Geirangerfjord kann man sich das gut vorstellen. Für manchen Kreuzfahrer sind diese Hafeneinfahrten gar der eigentliche Grund, sich für eine ganz bestimmte Route zu entscheiden.

Sydney

Zum Beispiel die australische Metropole Sydney, deren Naturhafen Port Jackson eine echte Wucht ist. Was zum einen an den Hunderten von Buchten, Stränden und Wasserwegen liegt, die dem Hafen der südaustralischen Metropole ihren einmaligen Charakter verleihen. Und zum anderen spielt freilich die weltbekannte Kulisse von Harbour Bridge und Opernhaus eine Hauptrolle. Und die Oper liegt ja auch wirklich dramatisch schön auf der Ostspitze des Circular Quay (und direkt gegenüber am Overseas Passenger Terminal). Dramatisch schön ist Australiens berühmtestes Bauwerk auch vom architektonischen Standpunkt aus. Nicht ohne Grund wurde das Ensemble mit dem geschwungenen Dach zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Geiranger

Zum erlauchten Welterbezirkel zählt auch der Geirangerfjord. Neben dem Nærøy-Fjord gilt er vielen gar als schönster Fjord der Welt. Der spektakulärste Naturhafen Skandinaviens ist er auf jeden Fall. Kein Wunder, der 15 Kilometer lange Meeresarm wird von steil aufragenden Felsformationen und so berühmten Wasserfällen wie den «Sieben Schwestern» und dem «Freier»-Wasserfall umsäumt. Kurz: Diese Fahrt durch die Felsszenerie hin zur seenartigen Ausbuchtung an dessen Ende ist ein einziges Fest fürs Auge. Rechtzeitig Deckplätze reservieren!

Valletta

Die Hafeneinfahrt in den Grand Harbour auf Malta ist wohl eine der schönsten der Welt. Durch eine enge Einfahrt zwängt sich jedes Kreuzfahrtschiff in den Naturhafen und steuert dann direkt die auf einem Hügel erbaute Kapitale Valletta an. Gerade von Deck aus lässt sich rasch erahnen: Die Inselhauptstadt sprüht vor Charme. Und vor Geschichte. Und die Historie wird allerorts lebendig. Einen modernen Gegenpunkt hat die Stadt vor 18 Jahren bekommen, die Valletta Waterfront. Knapp zwei Dutzend alte Lagerhäuser entlang des Grand Harbours wurden mit viel Aufwand restauriert und bilden an der Uferpromenade eine attraktive Anhäufung von Bars, Cafés, Restaurants und Lounges – ob innen oder draussen.

Hamburg

Die Top-Lage an Elbe und Alster, das bunte Treiben im Vergnügungsviertel St. Pauli, unvergessliche Musical- und Theaterabende, der «Michel», wie die St. Michaleis-Kirche genannt wird oder der beeindruckende Hafen – die Hansestadt wird allerseits geschätzt. Vor allem von Kreuzfahrern. Das liegt auch an den zentralen Anlegestellen in der HafenCity, wo es an der Elbphilharmonie vorbei nur ein Katzensprung in die Innenstadt ist. Tipp: Wenn es irgendwie geht, sollte man einen Termin für seine Schiffsreise wählen, die den Hafengeburtstag im Frühling (2024: 9.–12. Mai) oder die zweijährlich stattfindenden Hamburg Cruise Days (nächster Termin: September 2025) beinhaltet. Dann machen hunderttausende Besucher und eine grosse Schiffs-Auslaufparade Hamburg nicht nur zu einem der schönsten, sondern zum definitiv quirligsten Hafen der Welt.

Kapstadt

Die Kulisse von Kapstadt ist einzigartig: Umspült von den Wogen des Atlantischen Ozeans und überragt vom majestätischen Tafelberg, sitzt die Metropole herrschaftlich an einer der Südspitzen Afrikas (der allersüdlichste Punkt liegt mit dem Kap Agulhas weiter im Osten). Berauschend ist auch das Landschaftsschutzgebiet Cape Point am Kap der Guten Hoffnung, wo steile Küsten das Bild bestimmen. Von Deck aus kann man sich da bei der Anfahrt auf Kapstadt fein einstimmen. Nachdenklich werden die Passagiere dann, wenn es an Robben Island vorbei geht, die einstige Gefängnisinsel, deren prominentester Häftling der spätere Friedensnobelpreisträger und Präsident Südafrikas, Nelson Mandela, hier viele Jahre einsass. Spätestens beim Bummel an der Victoria & Alfred Waterfront, an der die Pötte anlegen, ist dann aber Zeit für Entertainment. Denn Kapstadts Hafenviertel hat sich längst zum Top-Vergnügungsviertel Südafrikas gemausert.

New York

In puncto Entertainment ist der Big Apple immer noch das Mass aller Dinge, der Beiname «The City that never sleeps» kommt nicht von ungefähr. Und daher ist es fast egal, ob man bei Tag oder Nacht in New York einläuft – es ist immer eine Wucht. Aber Achtung: Wer scharf darauf ist, direkt an der Freiheitsstatue vorbeizuschippern, sollte eine Route wählen, die den Cruise Terminal von Manhattan ansteuert. Denn nur dann kann man vom obersten Deck des Riesenschiffes aus die Lady Liberty ganz nah zu Gesicht bekommen. Gut zu wissen: Auch wenn nicht das Manhattan Cruise Terminal, sondern die beiden anderen Häfen von New York City angelaufen werden – Brooklyn und Bayonne –, bekommt vermutlich den Mund nicht zu vor Staunen. Die Skyline mit ihren Hunderten von Wolkenkratzern und der Brooklyn Bridge macht auch in diesem Fall schlicht sprachlos.

San Francisco

USA zum Zweiten – wenn auch an der weit entfernten Westküste. Die kalifornische Metropole San Francisco liegt spektakulär auf einer Landzunge direkt am Pazifik und dem Eingang zur San Francisco Bay. Wenn sommerliche Nebelschwaden morgens vom kalten Pazifik durch die Strassen ziehen, erscheint die Stimmung fast düster. Doch sobald die Sonne ihre Kraft entfaltet und durch die Wolken dringt, ist der Anblick wie verwandelt. Die Wolkenkratzer-Skyline mit der berühmten Transamerica Pyramid im Zentrum ist dann einfach hochästhetisch. Und hochästhetisch ist freilich auch die Golden Gate Bridge, durch die jedes Kreuzfahrtschiff hindurchfährt – ein erhebender Moment. Grosse Gefühle kommen auch auf, wenn kurz danach die Insel Alcatraz auftaucht, die als ausbruchssicherstes Gefängnis der Welt galt, bis 1963. Heute ist Alcatraz jedenfalls eine Touristenattraktion ersten Ranges, ebenso wie die Cable Car und das Vergnügungsviertel am Fisherman’s Wharf.

San Juan

Die Karibik ist nach wie vor das Traumrevier für Kreuzfahrer. Nirgends cruisen so viele Schiffe rund ums Jahr umher wie zwischen Miami und Barbados. Glaubt man einschlägigen Umfragen und Rankings befindet sich der allerschönste Kreuzfahrthafen der Karibik aber nicht auf Jamaika, den Jungferninseln oder Kuba, sondern auf Puerto Rico. San Juan ist der grosse Favorit. Ein Grund: die vorgelagerte Festung El Morro, ihres Zeichens grösste Festung der Karibik. Sie erinnert an die früheren spanischen Besatzer, die auch das Bild der Altstadt Old San Juan geprägt haben. Schön ist auch, wenn man dann im Hafen angelegt hat, denn zu Füssen des Castillo lockt eine Reihe von Bars und Lokalen mit Salsa-Partys und kleinen Konzerten auf. Dass in Puerto Rico Bacardi-Rum eine grosse Rolle spielt, muss man ja nicht erwähnen, oder?

Venedig

«La Serenissima», die Durchlauchteste, mit ihren prunkvollen Palästen, weltberühmten Brücken und stimmungsvollen Plätzen, allen voran dem Markusplatz, kennt die ganze Welt. Und natürlich die Hunderten von Kanäle, Wasserläufe und Gondeln. Auf die können auch Gäste von Kreuzfahrtschiffen voller Entzücken blicken, wenn auch nicht mehr von den ganz grossen. Denn die sind seit 2021 verbannt, Norwegian Cruise Lines hat die italienischen Lagunenstadt kürzlich ganz aus dem Programm gestrichen. Andererseits kursieren Gerüchte, dass das strenge Verbot für Kreuzfahrtschiffe in ein paar Jahren wieder gelockert würde. Wer weiss?

Hongkong

Sicher ist, dass die im Südosten Chinas gelegene Metropole auch von ganz grossen Schiffen angesteuert werden kann. Überhaupt ist hier alles gross: Tempo, Energie, Hochhäuser, Vergnügen. Hier stehen die schönen Dinge im Vordergrund: Shoppen in ausgewählten Boutiquen und/oder riesigen Einkaufszentren, Wellnesseinrichtungen mit Schwerpunkt auf asiatischer Massage, Entertainment aller Art, vor allem nachts. Langweilig wird einem hier sicher nicht. Allein das Betrachten der Skyline (ideal: vom obersten Deck des Kreuzfahrtschiffes aus) sorgt für erhöhten Puls, besteht die Millionenmetropole doch aus Hunderten Wolkenkratzern. Und auch Victoria Harbour selbst vibriert, denn hier geht es richtig quirlig zu: Überall kreuzen teils historische Fähren, teils hochmoderne Katamaran-Schnellfähren, Dschunken, Containerschiffe und eben Cruise Liner.

Santorin

Ob die gerade einmal 76 Quadratkilometer große griechische Vulkaninsel mit dem charakteristischen Halbkrater ein Überbleibsel des mythischen Königreichs Atlantis ist, wie oft vermutet wird? Die Landschaft gibt sich jedenfalls größte Mühe, rätselhaft schön zu wirken. Ganz nah am Atlantis-Bild fühlt man sich angesichts der weiß getünchten kubischen Häuser der kleinen Orte, die bis auf 300 Meter Höhe über den rauen Klippen thronen – mit Blick auf indigoblaues Wasser eines zum Teil versunkenen vulkanischen Kraters, der Caldera. Der entstand durch einen gewaltigen Vulkanausbruch vor rund 3600 Jahren, als der gesamte zentrale Teil der ägäischen Insel weggesprengt wurde. Man kann sich also vorstellen, wie aufregend es sein muss, in den bogenförmigen Naturhafen der schönsten Insel des griechischen Archipels einzulaufen. Und wer es selbst erlebt hat (das Einfahren, Ankern in der Caldera, Umsteigen in Tenderboote), wird bestätigen: Es ist aufregend!