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De Luxe Relaxter Luxus für Golfer – und für Spaniens Fussballer
Artur K. VogelEine Frage können wir nicht beantworten: Wieso ist der Öschberghof in der Schweiz noch wenig bekannt? Alexander Hengst stellt sie. Er ist Managing Director des Golf-, Event-, Spa- und Gourmet-Resorts. Dieses liegt nur 40 km nördlich von Schaffhausen oder anderthalb Autostunden von Zürich entfernt. Schätzungsweise ein Drittel der (meist teuren) Autos in der Parkgarage haben Schweizer Kennzeichen. Manchmal stammten mehr als die Hälfte der Gäste aus der Schweiz, sagt Hengst.
Zuerst wurde in den 1970er-Jahren der 18-Loch-Golfplatz angelegt, der heute «Old Course» genannt wird. Die vielen Baumgruppen zwischen den Greens, die damals gepflanzt wurden, haben sich zu kleinen Wäldern ausgewachsen. Sie erinnern Besucher daran, dass man sich hier zwar im relativ flachen Hochland Baden-Württembergs befindet, dass aber der Schwarzwald unmittelbar angrenzt.
Das Golf-Clubhaus entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem Hotel. 2001, als der zweite Golfplatz mit neun Loch gebaut wurde (heute «Academy Course»), verfügte es über 72 Zimmer. Der grosse Um- und Ausbau mit einem zusätzlichen 18-Loch-Platz im Osten («East Course») fand 2015 bis 2019 statt.
Der Öschberghof hat mit seinen Giebeldächern und der dunkelbraunen Aussenhülle – mit Holz verkleidet sind die Altbauten, mit pulverbeschichtetem Metall die Neubauten – die Anmutung eines, wenn auch sehr grossen, in die Felder eingebetteten Hofes behalten. Und trotzdem wirkt die moderne Architektur angemessen für eines der führenden Resorts in Europa.
Neben den drei Golfplätzen gibt es alles, was sich anspruchsvolle Gäste wünschen könnten: 111 grosszügige, helle Doppelzimmer in verschiedenen Kategorien und 16 Suiten, die meisten im Hauptgebäude, einige in einer Dependance, wo auch Hunde erlaubt sind; ein 5500 Quadratmeter grosser Spa- und Gym-Bereich mit Indoor- und Outdoor-Pool; ein ausgebauter Konferenz- und Festtrakt und fünf Restaurants.
Mit 200 Hektar oder zwei Quadratkilometern ist das Gelände des Öschberghofs genau so gross wie das Fürstentum Monaco. Aber damit hören die Gemeinsamkeiten auf. Im Öschberghof herrscht nicht der ostentative Reichtum wie in Monaco, sondern ein relaxter, fast selbstverständlicher Luxus.
400 Gastgeberinnen und Gastgeber
Das hat neben den eleganten öffentlichen und privaten Räumlichkeiten, denen jeder Retro-Kitsch abgeht, in erster Linie mit den rund 400 Menschen zu tun, die hier die Gäste betreuen – mehr als 100 von ihnen sind in Ausbildung. Von der Rezeption über die Restaurants und das House Keeping bis zum Spa und dem Golfclub fällt auf, wie professionell und freundlich, aber ohne falsche Unterwürfigkeit die Angestellten auftreten. Sie werden vom Management offiziell «Gastgeberinnen und Gastgeber» genannt.
Auf die Arbeitsbedingungen lege man höchsten Wert, sagt Managing Director Alexander Hengst. Löhne und Ferientage liegen über den Bestimmungen des Gesamtarbeitsvertrages. Den Angestellten steht ein eigenes Restaurant zur Verfügung. Auch den Pool und, zu gewissen Zeiten, Teile des Spa dürfen sie nutzen. Arbeitszeiten werden auf die Minute genau erfasst, Überstunden kompensiert. «Wir achten peinlich genau auf die Anwendung der Arbeitsgesetze und des Jugendschutzes», betont Hengst.
Zudem behielt man die Angestellten während der gesamten Pandemiezeit. Deshalb bleiben viele Mitarbeitende auf dem Öschberghof länger als in der Branche üblich, und man kennt kaum Personalprobleme. Ein Gärtner ist seit Beginn, das heisst seit fast 50 Jahren dabei.
Zwei Michelin-Sterne
Ein gutes Beispiel ist auch Küchenchef Manuel Ulrich: Er absolvierte seine Kochlehre auf dem Öschberghof und übernahm nach Lehr- und Wanderjahren 2018 die Küche des Gourmetrestaurants «Ösch Noir». Der Erfolg stellte sich schnell ein: Im März 2020 zeichnete der Guide Michelin Ulrich und das «Ösch Noir» mit einem Stern aus; der zweite folgte ein Jahr später.
Manuel Ulrich schätzt vor allem den grossen Handlungsspielraum, den man ihm lässt. Das gleiche sagt Michael Häni. Der Thurgauer ist zugleich Chef-Sommelier und Restaurantleiter im «Ösch Noir», das von Mittwoch bis Sonntag jeweils abends geöffnet ist. Häni absolvierte die Hotelfachschule Luzern und war danach zehn Jahre im Zürcher «Baur au Lac» tätig. Nach kurzer Selbstständigkeit kam er in den Öschberghof, weil er nach dem Umbau «den Weinkeller von null aufbauen konnte. Dabei hatte ich weitgehend freie Hand.»
Auch anderswo kommen Gourmets auf die Rechnung: Im «Esszimmer» wird ein opulentes Frühstücksbüffet aufgebaut; abends werden die Gäste mit fünfgängigen Menüs verwöhnt. Snacks und Patisserie gibt es im gemütlichen «Wohnzimmer». Das «Tanöshi» bietet Sushi, das «Ristorante & Pizzeria Hexenweiher» Steinofenpizza und Pasta. Den Abend lässt man in der Bar ausklingen oder im Fumoir, einem der wenigen Räume, die den Umbau vor fünf Jahren überstanden haben.
Hüttengaudi im Wald
Die «Öventhütte», ein rustikales Lokal mitten im Wald, drapiert mit Fellen, ausgestopften Wildtieren und einer ganzen Wand voller Kuckucksuhren lädt zur ausgelassenen Hüttengaudi. Hier kann man bis ins Morgengrauen feiern, ohne andere zu stören.
Ob in der «Öventhütte», im Festsaal für maximal 300 Gäste oder in anderen Lokalitäten des Resorts: Der Öschberghof ist für Hochzeitsfeiern beliebt. «Im Sommer haben wir jede Woche eine bis zwei Hochzeiten», sagt Event-Managerin Sabrina Wenzler.
Golf – und Fussball
Natürlich steht Golf noch immer im Mittelpunkt, obwohl der zuständige Sportdirektor Ben Hortig einst beim VfB Stuttgart Fussball spielte. Drei Golflehrer, dazu Sportstudenten als Aushilfen, kümmern sich um Anfänger und Fortgeschrittene. Ergänzt werden die drei Golfplätze durch Indoor-Abschlagplätze, ein Trackman-Analyse-System, eine neue Driving Range, einen gut sortierten Shop und ein vielfältiges Kursangebot. Zudem fördert man bewusst den Nachwuchs, wie Alexander Hengst erläutert: «Wir sind Leistungsstützpunkt des Golfverbandes. Damit wollen wir gezielt etwas Sinnvolles für die Region leisten.»
25 Landschaftsgärtner, im Golf «Green Keeper» genannt, sorgen für den makellosen Zustand der drei Plätze und des Hotel-Areals. Dabei wird auf die Umwelt geachtet: Dank den Wäldchen, vor rund 50 Jahren gepflanzt, und den Teichen zur Bewässerung der Plätze, aber auch dank Bienenstöcken und Insektenhotels «hat sich eine extreme Artenvielfalt entwickeln können», freut sich Hortig. Biber, Roter Milan und viele andere haben sich angesiedelt.
Auch Ben Hortig, obwohl erst 29 Jahre alt, ist schon seit zehn Jahren im Öschberghof. Und ganz auf Fussball verzichten muss er nicht: Immer wieder kommen Fussballmannschaften hier ins Trainingslager, zum Beispiel im vergangenen Juli der FC Liverpool.
Der Öschberghof hat deshalb dem lokalen Sportclub SV Aasen einen Uefa-zertifizierten Trainingsplatz gesponsert, der von den Green Keepern auch in Schuss gehalten wird. Vom 9. Juni bis 15. Juli werden darauf wieder prominente Fussballer trainieren: Die spanische Nationalmannschaft hat während der Fussball-Europameisterschaft für die Spieler, die Betreuer und Funktionäre das gesamte Hotel gebucht.