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Tunesien statt Türkei – Familien orientieren sich neu
Reto SuterEndlos lange, flach abfallende Sandstrände, schöne Hotels, gutes Essen und ein reiches Sportangebot für Gross und Klein: Dafür stehen Tunesien und die Türkei gleichermassen. Hinzu kommt ein angenehmes Klima von Frühling bis Herbst und die erträgliche Flugzeit zwischen zwei und dreieinhalb Stunden. Ein weiterer Pluspunkt: Preislich sind die Türkei und Tunesien in der Regel attraktiver als andere Mittelmeer-Länder wie Griechenland, Italien oder Zypern.
Diese Vorzüge wissen viele Reisende zu schätzen. Gerade Familien, die ihre Ferien mit den Kindern zu einem attraktiven Preis am Meer verbringen möchten, entscheiden sich häufig für eines der beiden Länder als Reiseziel.
Während die Türkei nach der Corona-Pandemie besser aus den Startlöchern gekommen ist, hat Tunesien inzwischen kräftig aufgeholt. Und nicht nur das. Dieses Jahr macht es der Türkei vermehrt Gäste abspenstig.
Massiv gestiegene Nachfrage nach Tunesien-Ferien
«Die Nachfrage nach Ferien in Tunesien hat sich die letzten beiden Jahre sehr positiv entwickelt Und der Trend zeigt weiter nach oben: Wir können derzeit ein sehr gutes zweistelliges, prozentuales Plus im Vergleich zum Vorjahr vermelden», sagt Ludovic Rigel, Managing Director von FTI Touristik in der Schweiz, zu Travelnews.
Bei den FTI-Gästen stehe vor allem Djerba im Fokus. «Deshalb haben wir auch unser Flugprogramm ausgebaut und fliegen exklusiv ab Mai bis Oktober 2024 ab Basel auf die Insel», so Rigel. Er lobt Djerba unter anderem für die «vielen Sonnenstunden, die Thalasso-Zentren für Wellness-Fans und die mediterrane Küche, gepaart mit französischen und arabischen Einflüssen.»
Bei Hotelplan Suisse gehört Tunesien zu den Top 10 der klassischen Badeferien-Destinationen – auch hier mit steigender Tendenz. «Das Land hatte nach der Corona-Krise Startschwierigkeiten, erklärt Nicole Pfammatter, CEO von Hotelplan Suisse, auf Anfrage. Jetzt sei es aber sehr stark zurück.
«Unmittelbar nach der Pandemie hinkte die Qualität den Standards aus früheren Jahren hinterher.» Das habe mit dem Fachkräftemangel zu tun gehabt, so Pfammatter. «In der Zwischenzeit ist die Qualität wieder auf einem hohen Niveau und Tunesien eine sehr attraktive und beliebte Destination.»
Einen wahren Tunesien-Boom erlebt TUI Suisse. «Das Land gehört zu den Destinationen mit der grössten Wachstumsrate gegenüber Vorjahr», sagt Sonja Ptassek, Sprecherin von TUI Suisse. «Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass wir in diesem Jahr Djerba neu in unserem Angebot ab Bern anbieten.»
Was laut Ptassek ebenfalls eine Rolle spielt: «Unser Portfolio in Tunesien deckt das ganze Spektrum ab, von Familienferien bis hin zu Angeboten für Paare. Dazu gehören unter anderem beliebte Hotelkonzepte wie Robinson und TUI Blue.»
Preis-Leistungs-Verhältnis gibt den Ausschlag
Für die angefragten Reiseanbieter ist naheliegend, weshalb Tunesien momentan derart beliebt ist. Sie führen die hohe Nachfrage in erster Linie auf das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis zurück. «Dieses Jahr profitiert es als Reiseland auch davon, dass die Türkei aufgrund der Inflation teurer geworden ist», so Nicole Pfammatter von Hotelplan Suisse.
«Aufgrund der schwindenden Kaufkraft legen die Leute mehr Wert auf ein klar definiertes Reisebudget mit einer fixen Obergrenze – vor allem Familien», sagt sie. In der Türkei gibt es laut Pfammatter zwar immer noch viele gute Angebote. «Gewisse Vier- und Fünf-Sterne-Häuser liegen für budgetbewusste Reisende aufgrund der dortigen Preiserhöhungen manchmal aber nicht mehr im finanziellen Rahmen.» Dann könne Tunesien eine reizvolle Alternative sein.
«Während Türkei-Ferien in den letzten zwölf Monaten um 10 bis 20 Prozent teurer geworden sind, ist das Preisniveau in Tunesien immer noch etwa gleich hoch wie vor der Pandemie», ergänzt die Chefin von Hotelplan Suisse. Die Türkei bleibe eines der beliebtesten Reiseziele am Mittelmeer mit Angeboten für jeden Geschmack, während Tunesien eine tolle Alternative für Reisende mit begrenztem Budget sei.
In die gleiche Kerbe schlägt Ludovic Rigel von FTI Touristik. «Tunesien lässt sich auch mit einem kleinen Budget ausgiebig bereisen», sagt er. «Davon profitieren beispielsweise Familien in herausfordernden Zeiten.» Laut Rigel entscheiden sich gerade Familien vermehrt für Ferien in Tunesien statt der Türkei, weil sie dort mehr für ihr Geld bekommen.
Keinen Trend in diese Richtung erkennt TUI Suisse. «Beide Destinationen sind sehr beliebt bei unseren Gästen und gegenüber dem Vorjahr im Plus», so Sprecherin Sonja Ptassek.