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Strand- und Naturreiseziele wie Costa Rica stehen weiterhin hoch in der Gunst von Schweizerinnen und Schweizern. Bild: Adobe Stock

Das erste Quartal unter der Lupe

Gregor Waser

Blick auf die ersten drei Monate des Tourismusjahres 2024: das sind die Trends, Überflieger, Underperformer und Top-Themen.

«Zeitweise konnten wir nicht mehr alle Buchungen entgegennehmen», heisst es bei den Fernreisespezialisten Travel Worldwide und Dreamtime Travel beim Blick zurück auf das Reisejahr 2023, sie verzeichneten ein Plus von über 30 Prozent. Das letzte Jahr war geprägt von einem anhaltenden postpandemischen Nachholeffekt. Schweizerinnen und Schweizer reisten, als ob es kein Morgen gäbe, ob im Land selber, ans Mittelmeer oder vor allem auch nach Übersee.

Doch hält der Boom auch im neuen Jahr an, lautete die ungewisse Frage anfangs Jahr? Ebbt der Nachholeffekt ab? Entsprechend defensiver budgetierten einige Reiseanbieter und auch der SRV stand auf die Bremse mit dem Verweis auf schwierigere Rahmenbedingungen, etwa höhere Lebenskosten und die vielen Konfliktherde.

Nach drei Monaten im neuen Jahr können wir nun festhalten: der Reiseboom hält unvermindert an. Vor allem Richtung Asien und Australien fallen die Plus-Zahlen deutlich aus. Knecht Reisen etwa liegt über dem guten Vorjahr. Auch bei Kuoni, Hotelplan und TUI gehen die Daumen hoch.

Verlagerung der Ferienziele

Doch wie lange noch? Und hält die Buchungswelle auch für die Mittelmeerziele im Sommer an? Es machen sich erste Zweifel breit. Wie das «Familienbarometer 2024» von Pro Familia zeigt, kommen  Familien nun stärker unter Druck wegen den gestiegenen Krankenkassen- und Strompreisen sowie höheren Mieten. Spielen die Highend-Fernreiseziele in einer anderen Liga, sind nun erste Rückgänge bei Massenzielen wie Rhodos, Kreta, Zypern und den Kanarischen Inseln festzustellen, wie etwa ITS Coop einräumt, ein Anbieter mit vielen Familienbuchungen.

Das Beispiel der Kanaren zeigt zudem: fallen Flugverbindungen wie mit der Chair weg, kann die verbliebene Edelweiss frei an der Preisschraube nach oben drehen, was dann aber bald auf die Buchungslust drücken kann.

Beim Mittelstand ist die Budgetsituation nun eben angespannter. Es wird in den nächsten Wochen interessant sein zu beobachten, welche Ferienziele gerade dank attraktiven Preisen auf Kosten anderer zulegen können. Dazu zählen offensichtlich auch die bei Familien beliebten Kreuzfahrten mit MSC Cruises und Costa Crociere. Sie können dank attraktiven Preisen punkten.

Und dazu gehören auch Schweizer Feriendestinationen. Sie dürften in diesem Sommer bei Familien hoch im Kurs stehen. Denn nicht nur ein engeres Budget spricht für Ferien in der Schweiz – auch die guten Erfahrungen während der Pandemie und der letztjährige Hitzesommer im Mittelmeer sind Gründe für den Ferientrip an den Alpensee.

Die Underperformer

Wer hat sich im ersten Quartal eher unter Wert geschlagen? Angesichts der in der Schweiz anhaltenden Luxusreise-Buchungen fällt der Markteintritt der neuen Airline Beond mit der reinen Businessclass-/Liegebett-Ausstattung Richtung Malediven bisher eher enttäuschend aus. Die Auslastung war bei den ersten Flügen tief, einige Flüge mussten gestrichen werden. Das Konzept könnte künftig aber schon noch verstärkt auf Anklang stossen. Zumindest hat der Beond-Flug dem Travelnews-Tester ganz gut gefallen.

Eher zu den Underperformern gehören auch die Ferienmessen. Die reinen Besucherzahlen liegen deutlich tiefer als vor der Pandemie. Ein Misserfolg waren die Ferienmessen aber nicht, viele Aussteller sprachen von guten und gezielten Kundenkontakten.

Zu den Verlierern des ersten Quartals muss das Reiseland Deutschland gezählt werden. Die vielen Flug- und Bahnstreiks vergrämen Deutschland-Fans. Dass sogar während der ITB Berlin, wenn die gesamte Tourismuswelt zu Besuch ist, gestreikt wird, dürfte nicht ohne negative Wirkung bleiben. Auch Kongressveranstalter werden sich fragen: Wollen wir die Grossveranstaltung wirklich in Deutschland durchführen angesichts einer unsicheren An- und Abreisesituation? Mal schauen, wie die Fussball-Euro über die Bühne geht. Streikanzettler dürften sich die Daten ab Mitte Juni schon mal notiert haben.

Wegen der Eskalation des Nahostkonflikts deutliche Buchungsrückgänge mussten in den letzten Monaten Ägypten und Jordanien verzeichnen. Und ein weiterer Underperformer des 1. Quartals 2024 ist die Migros. Der Detailhändler hat ohne Not, ohne Gespür für den richtigen Zeitpunkt und ohne Nachfolgelösung die Hotelplan Gruppe ins Verkaufsregal gestellt.

Trendziele und Leute, die für Staunen sorgten

Auf den Fernstrecken bleibt Costa Rica ein Renner, wenn auch zuletzt Kolumbien dank dem neuen Edelweiss-Flug für zunehmendes Interesse und Faszination sorgen konnte. Eine anhaltende Wachstumskurve zeichnet sich in Albanien ab, ebenso in Skandinavien. Eindrücklich ist das Comeback von Thailand und Australien.

Und zu den Köpfen des Quartals zählen wir diese drei Personen: Andreas Menk gewann 2013 bei einem Hotelplan-Wettbewerb zehn Jahre gratis Ferien, nun blickte er auf die vielen Trips zurück. Mit 32 Jahren hat sich Kreuzfahrt-Experte Joel Lendenmann selbständig gemacht mit einem eigenen Kreuzfahrt-Reisebüro. Und im «Travel News Talk» erfuhren wir den spannenden Werdegang von Sarah Weidmann, die schon früh wusste, dass sie Chefin werden wird.