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Haben sich in Berlin getroffen (v.l.n.r.): Karina Kaestner (DB Fernverkehr AG), Dirk Inger (DRV), Sven Liebert (BTW), Dieter Janecek (BMWK), Deborah Rothe (ITB Berlin), Jan Körner (Lufthansa Group), Jörn Holtmeier (AUMA), Simon Bull (BTW), Ralph Beisel (ADV); digital zum Treffen zugeschaltet waren Sören Hartmann (BTW) und Oliver Bonke (H World International). Bild: BTW

Reiseland Deutschland ortet den Schaden

Die Streiks halten den Deutschen Tourismus in Atem: Verschiedene Vertreter der Tourismuswirtschaft zogen an einem «Streiktreffen» Bilanz und diskutierten Lösungsansätze.

Das Reiseland Deutschland ist geprägt von Streiks und Reiseunsicherheit, ein schnelles Ende scheint nicht in Sicht. Was während der ITB geschah, war aber ein Novum: Bahn und Luftverkehr wurden gleichzeitig stillgelegt. Die Ausstände an Personal, sei es bei der Bahn oder am Flughafen, gehen ineinander über oder überlappen sich teilweise gar und ziehen immense Schäden nach sind.

Obwohl es zwischen der GDL und Deutscher Bahn nach einer Einigung aussieht, sind der wirtschaftliche Schaden genauso wie der Imageschaden riesig. Deutschland steht bei Gästen aus dem In- und Ausland eigentlich in dem Ruf, ein verlässlicher und gastfreundlicher Standort für Privat- und Geschäftsreisen zu sein. Dieser Ruf nimmt nachhaltig Schaden, wenn Reisende ständig und sogar alternativlos festsitzen.

Messen, Hotels und Restaurants leiden

Um die Auswirkungen und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren, haben sich auf Initiative des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) am Dienstag, 19. März 2024, Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedensten Bereichen der Tourismuswirtschaft mit Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus, getroffen. Vertreten waren gemeinsam mit dem BTW die Deutsche Bahn, die Deutsche Lufthansa, die ITB Berlin, der Hotelkonzern H World International (ehemals Deutsche Hospitality), der Deutsche Reiseverband DRV, der Flughafenverband ADV sowie der Verband der Deutschen Messewirtschaft AUMA.

«Stehen Bahn und Flieger still, leiden auch Hotels und Restaurants, Freizeitparks und Messewirtschaft, Events und Museen. Zudem bedeuten Streiks unbezahlten Mehraufwand und Einbussen durch Umbuchungen und Stornierungen, zum Beispiel bei Reiseveranstaltern und in Reisebüros», so BTW-Präsident Sören Hartmann.

Immense Auswirkungen

Die Teilnehmenden des Treffens haben die Auswirkungen ihrerseits folgendermassen beziffert: Die ITB Berlin hatte am dritten Tag der Messe rund 20 Prozent weniger Gäste am dritten Tag der Messe. Zahlreiche internationale Geschäftstermine seien ausgefallen, so Deborah Rothe, Director der ITB Berlin. Auch bei Oliver Bonke, CEO der H World International, machte deutlich, dass sich der Schaden der vergangenen Streiks auf etwa 3-3,5 Millionen Euro belaufe, 190'000 Euro pro Streiktag.

Zudem nimmt der gute Ruf Deutschlands als Messestandort Schaden, allein seit Jahresbeginn waren 52 Messen von den Streiks direkt betroffen, so Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des AUMA. Die deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen selbst verzeichneten in den Jahren 2019 sowie 2022 bis heute insgesamt Einnahmeausfälle von über 395 Millionen Euro aufgrund der Streikaktivitäten im Luftverkehr.

Mögliche Lösungen

Das Streikrecht sei ein hohes Gut, so der BTW. Trotzdem sollten politische Konsequenzen folgen: Streiks in der kritischen Infrastruktur müssen auf ein Minimum beschränkt werden oder mit verpflichtenden Schlichtungsversuchen versucht gelöst zu werden. Alternative An- und Abreiseformen sollten gewährleistet sein und Doppelstreiks möglichst vermieden werden, halten die Teilnehmenden fest.

Frühzeitige Ankündigungsfristen sollten im Mobilitätssektor die Regel werden, auch um ein Grundangebot an Mobilität aufrecht zu erhalten. Die Politik sei gefordert, an dieser Stelle konsequente Entscheidungen zu treffen, um ganze Wertschöpfungsketten wie den Tourismus zu sichern. Andernfalls werde auch die notwendige und gewünschte nachhaltige Transformation gefährdet.

(TN)