«In keinem Land wächst der Tourismus derart schnell wie in Saudi-Arabien»

Saudi-Arabien lässt keinen Zweifel daran, dass es im Tourismus noch ganz viel vor hat. Geld spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Travelnews hat Hazim Alhazmi, der bei der Saudi Tourism Authority für Amerika und die europäischen Märkte zuständig ist, zu einem Gespräch getroffen. Er gewährt einen Einblick in die ehrgeizigen Pläne der saudischen Tourismusbehörde.

Herr Alhazmi, wie hat sich der Tourismus in Saudi-Arabien im vergangenen Jahr entwickelt?

Hazim Alhazmi: 2023 war für den Tourismus in Saudi-Arabien in jeder Hinsicht aussergewöhnlich. Wir haben unsere internationale Kampagne erfolgreich lanciert, waren an zahlreichen grossen Messen präsent und haben mit vielen wichtigen Partnern im weltweiten Tourismus die Beziehungen vertieft. Zudem wurden verschiedene neue Hotels in Saudi-Arabien eröffnet, und die laufenden Tourismusprojekte kommen wie geplant voran. Auch die Zahl der Flugverbindungen nach Saudi-Arabien konnten wir nochmals erhöhen. Und das Wichtigste: Es kamen im vergangenen Jahr sehr viele Touristinnen und Touristen in unser Land. Konkret waren es 27,4 Millionen Ankünfte von ausländischen Gästen. Das ist eine Steigerung von 66 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das heisst. Wir erleben ein rasantes Wachstum. In keinem anderen Land wächst der Tourismus derart schnell wie in Saudi-Arabien.

Was bedeutet die Zahl der Touristenankünfte im internationalen Vergleich?

Mit 27,4 Millionen Gästen aus dem Ausland ist Saudi-Arabien bereits die Nummer 12 der Welt. Ich bin enorm stolz, dass sich unsere Bemühungen, das Land als attraktives Reiseziel zu positionieren, auch in den Zahlen niederschlagen. Gerne vergleiche ich es mit dem Fussball: Wenn du keine Tore erzielst, waren alle Anstrengungen wertlos. Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht nur tolle Projekte präsentieren, sondern damit auch Erfolg haben.

Wie wichtig ist der Stand an der ITB Berlin für das Reiseland Saudi-Arabien?

Eine Messe wie die ITB ist für uns aus verschiedenen Gründen sehr interessant. Sie bietet die Möglichkeit, alte Freunde zu treffen und neue Freunde kennenzulernen, sprich Partnerschaften für die Zukunft aufzubauen. Zudem können wir an einer solchen Messe mit internationaler Ausstrahlung viele Missverständnisse, die es rund um Saudi-Arabien nach wie vor gibt, aus der Welt schaffen. Das heisst, wir haben die Gelegenheit, alle Interessierten im persönlichen Austausch über unser Land aufzuklären. Lange Zeit waren wir fast in dieser Hinsicht fast komplett den Medien ausgeliefert.

Sie sprechen von Saudi-Arabien als einem missverstandenen Land. Was meinten Sie damit genau?

Viele Menschen denken in Bezug auf Saudi-Arabien in erster Linie an Erdöl und die Wüste – und seit einigen wenigen Jahren vielleicht auch noch an Fussball. Saudi-Arabien ist aber weit mehr als das. Unser Land hat sich in vielen Bereichen stark weiter entwickelt. Da spreche ich neben dem Tourismus beispielsweise von der Wirtschaft, der Bildung, der Industrie und der Gesundheitsversorgung. Der Tourismus ist für uns auch eine Bühne, um diese Entwicklungen ins rechte Licht zu rücken und gleichzeitig aufzuzeigen, dass wir auf unserem touristischen Weg grossen Wert auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit legen.

Reicht das, um alle Vorurteile aus der Welt zu schaffen?

Wahrscheinlich nicht. Deshalb sind wir auch bestrebt, viele Menschen nach Saudi-Arabien einzuladen. So haben sie die Möglichkeit, das Land mit eigenen Augen zu sehen und einem Realitäts-Check zu unterziehen. Unsere Botschaft ist klar: Machen Sie sich ein eigenes Bild und erleben Sie die wahre Heimat Arabiens!

Wie sehen Ihre Ziele für das laufende Jahr aus?

Von den 27,4 Millionen Gästen, die im vergangenen Jahr nach Saudi-Arabien reisten, kam eine Million aus Europa. Dieses Jahr wollen wir im europäischen Markt um rund 50 Prozent wachsen. Weltweit gesehen wollen wir die Marke von 30 Millionen ausländischen Gästen knacken.

Welches sind die wichtigsten Märkte für Saudi-Arabien?

Wie an den meisten Orten sind es die Nachbarländer. In Europa und Amerika, deren Märkte ich verantworte, sind es Deutschland, Frankreich Grossbritannien, Italien und die USA. Weltweit gesehen spielen natürlich auch Indien und China eine grosse Rolle. Unser Anker, der uns Sicherheit gibt, ist der Inland-Tourismus.

Inwiefern stützt Saudi-Arabien seine Expansionspläne im Tourismus auf die Erfahrungen anderer Länder ab?

Es ist völlig klar, dass wir beobachten, wie andere erfolgreiche Länder im Tourismus vorgehen. Das beschränkt sich aber auf die Punkte, die für uns relevant sind. Wir sind mit keinem anderen Land vergleichbar und bieten den Gästen ein einzigartiges Erlebnis, das sich von den Möglichkeiten vieler anderer Reiseziele abhebt. Gleichwohl ist es für uns wichtig zu analysieren, was im Tourismus Erfolg bringt und wo mögliche Risiken und Fehlerquellen lauern. Das heisst dann auch: Wo können wir jemanden kopieren – mit dem klaren Ziel, besser zu sein als unser Vorbild und jegliche Fehler zu vermeiden. Wir lassen uns durchaus von anderen Ländern inspirieren. Was wir ganz sich verhindern wollen, ist schädlichen Massentourismus. Wir arbeiten an einem gesunden Tourismus für künftige Generationen.

Warum sollte ich in Saudi-Arabien Ferien machen?

Wer neugierig ist und sich weiterbilden möchte, sollte unbedingt reisen. Das gilt überall auf der Welt. Was Saudi-Arabien betrifft, möchten wir durch den Tourismus eine Brücke bauen, zwischen unserem Land und dem Rest der Welt. Mit einem Aufenthalt in Saudi-Arabien erweitern Sie Ihren Horizont, schaffen schöne Erinnerungen und erleben die Arabische Welt mitten in ihrem Herzen.