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Zehn Tipps für deine Autoreise nach Italien
Andreas GüntertZuerst schockte mich die Distanz natürlich schon. 1700 Kilometer von Zurigo nach Catania, insgesamt 19 Stunden Autofahrt? Mamma mia, das ist eine ganze Menge. Molto Italien Roadtrip!
Will man sich das wirklich antun? Vor allem, wenn man selber kein grosser Autofahrer ist? In meinem ganz persönlichen durchschnittlichen Macchina-Leben jedenfalls sitze ich pro Woche selten mehr als zwei Stündchen am Steuer.
Zehn Tipps für die grosse Fahrt
Im Februar 2024 beschlossen die Internautin und der Internaut: Ja, das wollen wir uns und unserem VW Caddy Beach antun. Aber natürlich nicht in einer einzigen ellenlangen Fahrt. Sondern als Rundreise, eine veritable Lustreise, mit Zwischenhalten, mit Musse, Lust und Entdeckergeist. Eine grosse Er-Fahrung, bei der auch Zeit für das Kleine bleibt.
Unser Roadtrip Italien sollte uns, wie von der Internaut-Community per Abstimmung gewünscht, nach Catania, Sizilien führen. Von Catania aus sollten auch noch einige Tage Sizilien mehr drinliegen, bevor es dann auf grosser Fährstrecke ab Palermo nach Norditalien gehen würde.
Auf unserer grossen Fahrt den ganzen italienischen Stiefel hinunter sind uns einige Dinge aufgefallen. Da und dort würden wir nächstes Mal auf dieser Route etwas anders machen oder besser auf vermeintliche Petitessen aufpassen. Woraus sich 10 Dinge ergeben, die man vor seinem Italien Roadtrip wissen sollte.
Wie soll ich meine Zwischenhalte und Hotels buchen?
Wer nicht zur Hochsaison im Juli und August nach Italien fährt, hat vielerorts freie Fahrt: Keine Staus auf der Autostrada, schneller Transfer auf Fähren, wenig Anstehen bei der Autobahnzahlstelle.
Auf unserem italienischen Roadtrip im Februar 2024 haben wir unsere Zwischenstopp-Hotels über ein Online-Reisebüro per Handy gebucht, jeweils etwa zwei Stunden vor Ankunft. Das hat immer prima geklappt. Den ersten Stopp legten wir in Arezzo ein, südöstlich von Florenz, in der wunderbar hügeligen Toskana.
Für den zweiten Stopp, nach der Fahrt vorbei an Rom und Neapel, quartierten wir uns in einem Bed & Breakfast in Sapri (nicht Capri!) ein, einem hübschen kleinen Badeort südlich von Salerno.
Was bei solchen Einnächter-Stops natürlich immer hilft: Im Bereich der Ausstattung mit der Filter-Funktion, etwa auf Booking.com, nur Unterkünfte auswählen, die über einen Parkplatz verfügen. Wer mag schon nach Ankunft mühsam noch einen Parcheggio suchen?
Ankunft eine Stunde vor Sonnenuntergang, prego
Unser Trip durch ganz Italien bestand in der Regel aus täglich sechs bis sieben Stunden am Steuer. Was bedeutet: Man ist ziemlich froh, wenn man am Abend endlich am (Zwischen-) Ziel angekommen ist. Was man in der Regel nicht möchte: Im Dunkeln seinen Weg zur Unterkunft suchen. Merke: Die Feinverteilung, die letzten 500 Meter der ganzen Route, sind oft die schwierigsten.
Für einen entspannten Roadtrip Italien heisst dies: In der Wetter-App die Zeit des Sonnenuntergangs eruieren. Und dann die Reise (plus regelmässige Pausen) so planen, dass man eine Stunde vor Sonnenuntergang (tramonto del sole) am gewünschten Ort ankommt.
So bleibt nach dem Check-In immerhin noch ein halbes Stündchen, um die Gegend noch bei Tageslicht zu erkunden. Und sich nach dem stundenlangen Sitzen am Steuer etwas zu bewegen.
Bei mir ist es so, dass der Energiepegel in der letzten Stunde am Steuer gefährlich absackt. Leider ist just dann oft kein aufputschender Espresso zur Hand. Was mir hilft: Eine Portion Pocket-Coffee. Das liegt in jeder Autogrill-Raststätte in hundertfacher Ausgestaltung auf. Ein italienischer Kürzestkaffee quasi, der nicht in der tazza, sondern im Schokoladenformat serviert wird. Und es bei mir schafft, dass ich die letzte Stunde hellwach durchhalte.
Segen und Fluch der Nebensaison in Italien
Aber Nebensaison heisst auch: Restaurants werden möglicherweise nur mit beschränkten Öffnungszeiten betrieben. Was für Menschen auf grosser Italienfahrt heisst: Gleich beim Buchen des Zwischenstopp-Hotels auch abchecken, welche Restaurants in der Gegend wirklich offen sind.
Statt auf Online-Angaben zu vertrauen, würde ich besser einen Whats-App-Chat mit dem gebuchten Hotel einrichten oder dort anrufen – um aus erster Hand zu erfahren, was in der Nähe geöffnet ist. Merke: Google ist gut. Kontrolle ist besser. Ein Thema, zu dem wir später noch einmal kommen werden.
Was kostet die Autofahrt nach Sizilien und zurück?
Neben dem Auftanken (für den ganzen Trip waren zweieinhalb Tankfüllungen à 55 Liter nötig) und Stopps (mit herrlichem Espresso) fallen in Italien natürlich Kosten für Autobahngebühren an.
Diese Maut (italienisch: il pedaggio), belief sich auf unserer 1300 Kilometer langen Fahrt auf italienischem Boden, von Chiasso bis zur kalabrischen Stiefelspitze, auf ein Total von 85.50 Euro, also etwa 82 Schweizer Franken (Kurs im Frühling 2024).
Die Pedaggio-Beträge fielen an insgesamt sechs Zahlstationen an. Die erste Gebühr wurde schon kurz nach Grenzüberfahrt in Como fällig, das letzte Mal zahlten wir vor Salerno, also südlich von Neapel, in der Region Kampanien. Auf der Rückreise (von Genua-Pegli nach Männedorf ZH) bezahlte wir eine Mautgebühr von insgesamt insgesamt 14.90 Euro.
Wie kann man die Gebühren bezahlen?
Wir haben das auf unserem Trip jeweils per Kreditkarte und auch mal per Bargeld geregelt. Letzteres ist auch dann praktisch, wenn an der Zahlstation ein grosser Korb bereitsteht, der bereitwillig alles schluckt, was man so an Kleingeld dabei hat.
Für Leute, die länger auf italienischen Autostrade unterwegs sind und nicht mit Kreditkarte, Geldscheinen und Münzen hantieren wollen, gibt es aber auch Lösungen, die einfacher und pauschaler wirken.
Werden auf allen italienischen Autobahnen Gebühren fällig?
Nein, nicht auf allen und nicht überall. Im Süden von Italien kommt es zu einer willkommenen Pause. Unterwegs auf der Autobahn A2, von Salerno durch die Regionen Basilikata und Kalabrien fallen auf der Autostrada del Mediterraneo keine Autobahngebühren mehr an.
Auf Sizilien sind die Autobahnen dann wieder gebührenpflichtig. Meist werden hier aber nur kleine Euro-Beträge fällig, beispielsweise 3.70 Euro (3.55 Franken) von Messina nach Catania.
Mit welchen Kosten muss man sonst noch rechnen?
Neben dem Tanken und allfälligen Hotelübernachtungen unterwegs kommen die Kosten für Fähren hinzu. In unserem Fall kostete die rund 25-minütige Überfahrt durch die Meerenge von Messina von Villa San Giovanni (Kalabrien) nach Messina (Sizilien) 33 Euro (für zwei Personen, inklusive Auto).
Die sehr viel längere Fährstrecke von Palermo bis nach Genua (22 Stunden), kostete in einer grosszügigen Kabine (auch hier wieder für zwei Personen plus Auto) 296 Franken.
Und je nachdem fallen noch Bussen an. Wegen zu schnellen Fahrens, wegen Verstössen gegen eine Zona a traffico limitato ZTL (zu ZTL siehe weiter unten) oder – der Klassiker – für Falschparkieren. In unserem Falle war es eine Parkbusse im Betrag von zwischen 29 und 44 Euro.
Warum eine Busse für entweder 44 oder 29.40 Euro?
Weil in Italien, wie auch in anderen europäischen Ländern, Bussen oft mit Rabatten verbunden sind. Will heissen: Wer schnell bezahlt, kommt günstiger weg.
Die Busse hatten wir uns im Ausflugsort Taormina eingehandelt. Wir hatten unerlaubterweise dort parkiert, wo das nur Residenten dürfen. Auf die Busse von 44 Euro gewährte uns die Polizei gemäss Bussen-Ticket einen Rabatt von 30 Prozent für die Bezahlung innert 15 Tagen.
Die Krux daran: Man soll zwar schnell bezahlen, muss sich aber für den Vorgang der Bezahlung möglicherweise Zeit nehmen. Meist kann man solche Bussen beim Tabakwarenhändler (Tabacchi) begleichen. In unserem Falle aber zeigten sich drei nacheinander angefragte Tabakläden ausserstande, das zu tun. Technische Gründe und so.
Die tre tabaccai verwiesen auf die nächste Postfiliale. Die muss man dann aber auch erst einmal finden. Möglicherweise liegt keine Postfiliale an der geplanten Route. Trifft man dann doch auf eine, muss man hoffen, dass das eigene Reiseprogramm zu den Öffnungszeiten des jeweiligen Ufficio Postale der Poste Italiane passt.
Sollen und müssen Feriengäste italienische Bussen überhaupt bezahlen?
Früher mag es als Kavaliersdelikt gegolten haben, als Tourist oder als andere durchreisende Person italienische Bussen zu ignorieren. Doch das ist heute nicht mehr so. Nur schon deshalb, weil Polizei und Behörden über die Länder viel besser vernetzt sind als früher.
Kommt dazu: Heute ist es oft auch so, dass italienische Gemeinden und Städte Forderungen aus Bussen an private internationale Inkassofirmen abtreten. Und diese treiben die Gelder dann sehr effizient ein. Wer nicht fristgerecht bezahlt, muss danach mit weiteren steigenden Kosten rechnen. Mehr Information über den Umgang mit Bussen aus dem Ausland gibt es hier.
Wo soll man sein Auto parkieren und was kostet das?
Bezüglich Parkieren würde ich zwischen zwei Situationen entscheiden. Wenn es nur um eine Nacht geht, sollten wir das Problem schon damit gelöst haben, dass wir entlang der Route nur Hotels wählen, die auf Booking.com oder anderen Hotel-Portalen mit (kostenlosem) Parkplatz gelistet sind.
Wenn es um längere Hotel-Aufenthalte geht, würde ich die Parkplatz-Sache vorab per Chat oder Anruf ins Hotel klären. In Catania, Sizilien, beispielsweise steht das grosse Parkhaus mitten in der Stadt, just am Ort, wo der werktägliche Markt Fera O’ Luni abgehalten wird. Pro Tag kostet die Macchina-Unterkunft im Parcheggio Bellini Multipiano von Catania zwölf Euro. Nicht gerade wenig. Aber dafür ebenso zentral wie sicher und kühl.
Man kann zwölf Euro dümmer ausgeben, finde ich. Ich mindestens habe zwölf Euro bestimmt schon dümmer ausgegeben.
Was hat es mit der Abkürzung ZTL auf sich?
Kleines Kürzel, grosses Thema: ZTL steht für Zona a Traffico Limitato. Was bedeutet: Fahrverbote oder Fahreinschränkungen aus Umweltschutzgründen, meistens im Zentrum einer Stadt.
Für unbedarfte Automobilisti kann das bei Nichtbeachten schnell teuer werden. Etwa dann, wenn man ein solches Schild nicht sieht oder nicht rechtzeitig entziffert hat. Wer verbotenerweise in eine solche Zone fährt, wird oft von Videokameras erfasst, was auf eine saftige Busse hinauslaufen kann.
Fast jede Gemeinde und jede Stadt regelt das Thema ZTL auf ihre Art und Weise. Schwierig, sich da vorab einen Überblick zu verschaffen. Vor allem dann, wenn man an den einzelnen Orten jeweils nur kurz pausiert.
Am besten tritt man mit seiner Unterkunft ein paar Stunden vor Ankunft in Kontakt. Dort weiss man in aller Regel Bescheid über alle Regeln (und alle Ausnahmen von der Regel). Besser noch: Meist können Hotels ihren Gästen für den An- und Abreisetag eine Berechtigung verschaffen.
Tipp zehn für Deinen Roadtrip in Italien: Mal Google fragen, mal Menschen
Wenn es um die grossen Richtungen und Distanzen geht, kann man seinem Auto-Navigationssystem oder Diensten wie Google Maps in aller Regel vertrauen. Wenn es um sehr lokale Begebenheiten geht, ist menschlicher Spürsinn oder menschliche Ortskenntnis meist besser. Oder sicher nicht schlechter.
Mein Beispiel: Ab Sapri befuhren wir statt der Autobahn für einmal eine herrliche Küstenstrasse: Die Stradale Statali SS 18, die von der Region Kampanien in die Basilikata führt, mit den Stationen Acquafredda und Maraeta. Eine zauberhafte Route, eigentlich.
Die SS18 ist zwar nicht eine Trophäenstrecke wie etwa die Amalfiküste bei Neapel in der süditalienischen Provinz Salerno, aber punkto Fahrgenuss, Feeling und Aussicht ein richtiges Schmuckstück. So muss Roadtrip Italien! Da lässt man sich auch nicht per Vorwarnung mittels Doppelschild mit Fahrverbot und Lastwagen-Silhouette beeindrucken.
Bis dann die Strasse urplötzlich verbarrikadiert ist und endet. Weder Navi noch Google Maps wussten etwas davon. Da hätte man wohl eher einen Menschen fragen sollen. Vorher.
Rundreise Italien im eigenen Auto: Fazit
Ich würde Italien jederzeit wieder mit dem eigenen Wagen bereisen. Beim nächsten Mal würde ich wohl etwas mehr Zeit für die Hinreise berechnen. Es macht halt schon einen Unterschied, ob man – wie wir – sechs bis sieben Stunden täglich am Steuer sitzt. Oder, bei etwas gemächlicherem Tempo, nur vier bis fünf Stunden.
Beim Wetter hatten wir Glück auf auf unserem Roadtrip Italien, meist lachte die Sonne, bei bis zu 17 und 18 Grad. Es kann aber natürlich auch mal heftig regnen im italienischen Winter, auch im süditalienischen, notabende. Deshalb gehören ein guter Regenschutz, wasserdichte Schuhe und Wäsche zum Wechseln im Tagesrucksack zum Gepäck hinzu.
Und fürs grosse Reisegepäck empfiehlt der Internaut: Musse, Entdeckergeist, eine gewisse Ruhe – und flächendeckend guten Appetit.