Here & There

Evely Baum Helmis (Destination Manager DACH von Visit Estonia) und Bert Rähni (Betreiber des Reisebüros NaTourEST) nutzen die ITB, um die Faszination ihres Landes auzuzeigen. Bild: PHU

Der Estland-Bärentraum

Bären und Luchse sind die Aushängeschilder Estlands. Vor allem Schweizer lieben es, diese Wildtiere vor Ort zu beobachten, wie an der ITB von den Tourismusverantwortlichen zu erfahren ist. 

1000 Braunbären tummeln sich in den estnischen Wäldern und etwa 600 bis 700 Luchse. «1000 Braunbären sind selbst für uns viel», erklärt Bert Rähni, der mit NaTourEST ein Reisebüro betreibt, das auf Nachhaltigkeit setzt.

Er selber führt immer wieder Gruppen zur Bärenbeobachtung in die Wälder, wo die Naturliebhaber meistens eine Nacht in einer einfachen Hütte verbringen und zu «80 bis 90 Prozent» auch einen Bären sichten. Bei den Luchsen sei dies weniger wahrscheinlich. Die Wildkatzen seien extrem scheu.

Fast Vor-Corona-Niveau

Bekannt ist Estland bei uns vor allem durch die Hauptstadt Tallinn, das als eigentliches Zugangstor in die baltische Welt gilt. Dieses Jahr wird Tartu im Süden Tallinn im Norden diese Position streitig machen. Tartu ist Europas Kultur-Hauptstadt 2024.

Schweizerinnen und Schweizer lieben das baltische Land, nicht zuletzt wegen seiner Vielfältigkeit. Sie verbringen gerne Zeit in der unberührten Natur, sei es beim Biken, Wandern oder beim Kanufahren, wie Evely Baum-Helmis, Destination Manager DACH von Visit Estonia beim Gespräch in Berlin ausführt. Die Ruhe sei garantiert: In einigen Regionen leben gerade mal 6,5 Einwohner auf einem Quadratkilometer.

Baum-Helmis erwähnt, dass Estland von den guten Flugverbindungen profitiere. 2023 verzeichnete Estland fast 43 Prozent mehr Übernachtungen aus der Schweiz im Vergleich zum Jahr 2022. «Der Trend ist sehr positiv», so Baum-Helmis. Die Anzahl Übernachtungen lag 2023 zwar noch etwas unter dem Vor-Corona Niveau von 2019, doch sie glaube, dass 2024 zu einem Rekordjahr werden könnte, nicht zuletzt wegen Tartu.

Die positive Entwicklung habe aber sicherlich auch mit den neuen Flugverbindungen der Swiss zu tun. Die Airline plant in den kommenden Sommermonaten neun Mal pro Woche zu fliegen, im Jahr 2023 waren es sechs wöchentliche Flüge. Zu den Swiss-Flügen kommen noch gute Air Baltic-Verbindungen via Riga hinzu, wie auch Flüge mit Finnair, LOT und Lufthansa via deren Hubs.

Estland ist mit 45'000 Quadratkilometern etwas grösser als die Schweiz, hat aber keine Berge. Dafür eine 3800 Kilometer lange Küstenlinie und 2000 Inseln mit vielen Sandstränden. Das unterscheidet Estland von den baltischen Nachbarn Lettland und Litauen. Lettland hat eine einzige Insel, Litauen hat gar keine. Auch sonst sind die sprachlichen Unterschiede gross, so dass sich die Bewohner der drei Staaten auf Englisch unterhalten müssen. Estnisch ist vergleichbar mit Finnisch.

Fünf Jahreszeiten

Estland verfügt über sechs Nationalparks. Die Taiga-Wälder lassen Camperherzen höher schlagen. Der Frühling gilt als beste Zeit, um Zugvögel zu beobachten. Im Herbst sammeln Esten Beeren und Pilze. Die Fertigkeit, einen giftige Pilz vom einem essbaren zu unterscheiden, lerne jedes Kind.

Estland hat nicht nur nur vier Jahreszeiten, sondern deren fünf. Das ist dann der Fall, wenn tief gelegene ländliche Gebiete unter Wasser stehen und Fahrten mit nach uralter Tradition gefertigten Einbaum (Haabjas) über Strassen hinweg und sogar in die Wälder möglich sind. All dies hat dazu geführt, dass Estland einen Green Award erhalten hat.

Bekannt ist mittlerweile auch die estnische Küche. 24 Restaurant sind beim Guide Michelin gelistet, 2 haben gar Sterne. Schweizer müssen sich wegen der kaum verständlichen Sprache keine Sorgen machen: Weil im 19. Jahrhundert auch die Deutschen vor Ort waren, sprechen sehr viele Esten Deutsch. Auch heute noch.

(PHU)