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Die Schweizer Yacht Alinghi Red Bull Racing will in Barcelona für Furore sorgen. Bild: HO

So meistert Barcelona den America's Cup

Mateu Hernández, der Direktor von Barcelona Tourismus, beantwortet die Frage von Travelnews, ob sich Barcelona mit dem America's Cup nicht zu viel zumutet und sagt, wieso der letztmalige Sieger aus Neuseeland sich für Barcelona entschieden hat.

Die Schweiz war einmal eine Ski-, Fussball- und Tennisnation. Am Samstag um 11.55 Uhr sass das ganze Land vor dem TV, um den Start der Herrenabfahrt in Kitzbühel oder Wengen nicht zu verpassen. Und dann kam das Jahr 2007.

Plötzlich war die Schweiz, oder zumindest waren es die Schweizer Sportfans, im Bann des America's Cup von Valencia. Statt Hundschopf, Offside und Longline waren Begriffe wie Spinnaker, Achterdeck oder Mastbruch geläufig. Und nach mehrwöchigen Regatten schwang dann sogar das Schweizer Team Alinghi obenauf und gewann den ältesten Pokal der Welt. Spätestens jetzt war Valencia und das Segeln fast jedem Kind ein Begriff. Der weltweite Werbeeffekt des Events ist immens.

17 Jahre später kommt der wichtigste Segelwettbewerb wieder nach Spanien. Und zwar nach Barcelona. Der 37. America's Cup beginnt am 22. August und endet am 25. Oktober 2024.

1,5 Milliarden Zuschauer weltweit

Doch wieso in Barcelona? Einer Stadt, die auf Touristen bereits eine enorme Strahlkraft hat und oft unter Overtourism leidet? Wo sich im Hafen die Kreuzfahrtschiffe stauen? Diese Fragen hat Travelnews dem Direktor von Barcelona Tourismus gestellt, Mateu Hernández. Eine halbe Stunde später ist klar, doch, Austragungsstätte zu sein für diesen Grossevent, macht aus Sicht von Barcelona sehr wohl Sinn.

«1,5 Milliarden TV-Zuschauer weltweit werden das Hafenviertel und die Strandpromenade von Barcelona im Auge haben, gleichzeitig die modernste Technologie und Nachhaltigkeit dieser Schiffe kennenlernen. Diese Yachten fliegen über das Wasser, das ist unglaublich und sehr faszinierend», schwärmt Barcelonas Tourismusdirektor schon ein halbes Jahr vor dem Start des Americas' Cup.

Mateu Hernández (General Director Turisme Barcelona, links) und Mateo Asensio (Head Promotion Turisme Barcelona) zu Besuch auf der Travelnews-Redaktion. Bild: TN

Dass die Wahl auf Barcelona traf, war nicht initial eine Eingabe aus Barcelona. Denn, wie es die Tradition will, präsentiert der letztmalige Sieger des America's Cup, das Team aus Neuseeland, das nächste Austragungsziel. Saudi-Arabien soll auch in der Diskussion gestanden haben, doch die Wahl fiel dann auf Barcelona. Und die Stadt wehrte sich offensichtlich nicht, Austragungsstätte dieses historischen Sportevents zu sein.

Wie Mateu Hernandez erklärt, habe sich Neuseeland beim vorletzten Gewinn der America's Cup für eine Austragung in Neuseeland entschieden, was sich im Nachhinein als nicht ideale Entscheidung erwiesen habe, insbesondere was die TV-Zeiten weltweit betraft – Europäerinnen und Europäer etwa mussten den Regatten morgens um 3 Uhr folgen, was eben dann auch den weltweiten Werbeeffekt des Events schmälerte, schliesslich stehen dem America's Cup die top Luxusbrands zure Seite, von Prada bis Louis Vuitton.

Keine Angst vor Overtourismus

«Sehr wichtig beim America's Cup ist zudem, dass Teams und Sponsoren viele Gäste einladen. Auch das erwies sich in Neuseeland als schwierig, hierzu bietet Barcelona zahlreiche Vorteile». Nun habe das Emirates Team New Zealand sich für unsere Zeitzone entschieden, wie auch für unsere Werte. Dazu gehören die Nachhaltigkeit und dass wir offen beim Thema Diversität sind. Neu werden wir zudem auch einen Segelwettbewerb für Frauen durchführen.»

Zudem ist Barcelona auch bezüglich der Infrastruktur bereit, die Heimstätten der sechs Team sind im Port Vell, dem alten Hafen, was Publikumsnähe garantiert in Gehdistanz vom City Center. Zudem können Zuschauer vom Strand aus die Wettbewerbe verfolgen.

Anesprochen auf das Thema Overtourism, wollte Travelnews von Mateu Hernández zudem wissen, ob sich Barcelona angesichts des latenten Themas der zu vielen Touristen mit dem America's Cup nicht zu viel zumutet? Barcelonas Tourismusdirektor widerspricht: «Wenn wir von 1,5 Milliarden Zuschauern sprechen, sitzen die meisten von ihnen ja vor dem Fernseher, es werden nicht grosse Menschenmassen zusätzlich nach Barcelona kommen. Was der America's Cup aber mit sich bringt, sind vor allem auch viele Gäste der Sponsoren und Teams, was Barcelona auch eine hohe Besucherqualität bieten wird.»

Barcelona sei wegen Overtourism nicht mehr besorgt, weil eine Besucherlimite festgesetzt wurde und entsprechend die Anzahl Hotels nicht mehr ausgebaut wird. «Was wir einzig steigern, ist die Qualität der Besucherinnen und Besucher».

Das Race Village des America's Cup befindet sich im alten Hafen Barcelonas, dem Port Vell. Bilder: americascup.com

(GWA)