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Die Halbinsel in der Stadtmitte von Chongqing, mit dem Chaotianmen-Platz und dem Raffles-City-Gebäude, ist ein beliebter Touristenort. Hier treffen die beiden Flüsse Jangtsekiang (links) und Jialing aufeinander. Bild: Adobe Stock

Wer kennt sie – die grösste Stadt der Welt?

Im Schatten von Shanghai und Peking: Die chinesische Metropole Chongqing gilt als die grösste Stadt der Welt - dabei ist sie so gut wie unbekannt. Einen Einblick in das, was die grosse Unbekannte ausmacht und was sie zu bieten hat.

Mit 82’200 Quadratkilometern Grösse ist sie doppelt so gross wie die Schweiz: Die Rede ist von der chinesischen Stadt Chongqing («Tschung-Tsching»). Die Metropole im Südwesten Chinas ist flächenmässig die mit Abstand grösste Stadt der Welt, dies hängt auch damit zusammen, dass die Regierung die ganze Provinz administrativ zur Stadt erklärt hat.

Die «Stadt» setzt sich also aus der Kernstadt und einem grossen Anteil ländlicher Gebiete zusammen. Mit rund 32 Millionen Einwohnern gehört sie auch gemessen an der Einwohnerzahl zu einer der grössten der Welt. Chongqing ist unter Chinesinnen und Chinesen längst ein Besuchermagnet – doch bei uns scheint sie kaum jemand zu kennen.

Chongqing war bis zum 14. März 1997 Teil der Provinz Sichuan. Im Zuge des Go-West-Programms der chinesischen Regierung wurde Chongqing aus der Provinz Sichuan gelöst und hat den Sonderstatus einer regierungsunmittelbaren Stadt erhalten. Diesen Status tragen unter anderem auch Shanghai, Peking und Tianjin.

Ein Fluss prägt die Stadt

Der Jangtsekiang ist mit seinen 6300 Kilometern der längste Fluss Asiens und fliesst dabei auch durch Chongqing, wo er auf den Fluss Jialing trifft. Nach dem Bau des Drei-Schluchten-Staudamms wurde die heute grösste Stadt der Welt zu einer florierenden Metropole. Der Damm, der sich rund 500 Kilometer von der Stadt entfernt befindet, machte die beiden Flüsse Jangtse und Jialing schiffbar und liefert der Stadt Energie im Überfluss.

Chongqing gilt längst als Vorzeigestadt, welche von der chinesische Regierung mit Milliardenbeträgen unterstützt wird. Fast kein Haus in Chongqing soll älter als 30 Jahre alt sein, obwohl die Geschichte der Stadt tausende Jahre zurückreicht.

Bis auf den Stadtteil Ciqikou ist in Chongqing die Tradition der Moderne gewichen. Bild: Jerry Wang

Die chinesische Metropole soll derzeit eine der am schnellsten wachsende Stadt der Welt sein – jährlich kommen rund 500'000 Menschen hinzu. Viele der insgesamt 1,4 Millionen Menschen, die im Laufe des Baus des Drei-Schluchten-Damms umgesiedelt wurden, leben ebenfalls in Chongqing.

Die Wirtschaft boomt, in nur kurzer Zeit nach der Fertigstellung des Staudamms hatten sich bereits an die 2000 Firmen in Chongqing niedergelassen, vorwiegend aus den Sparten Robotik, dem Internet der Dinge, Smart Cars, erneuerbare Energien, Biomedizin und Umweltschutz. Schon jetzt soll jeder dritte weltweit verkaufte Laptop in Chongqing produziert worden sein.

Sehenswürdigkeiten

Wer nach Chongqing reist, dem wird es bestimmt nie langweilig. Nebst vielen Sehenswürdigkeiten bieten sich auch einige Ausflüge ausserhalb der Stadt an, die man nicht verpassen sollte:

Jangtse-Seilbahn: Touristen können mit der Seilbahnfahrt über den Jangtse die Stadt aus einer speziellen Perspektive geniessen. Die Fahrt ist ein Erlebnis und verbindet den Yuzhong- und den Nan'an-Bezirk in effizienter Weise.

Fengdu: Die Stadt der Geister befindet sich rund 170 Kilometer ausserhalb der Kernstadt und beheimatet die in der Han-Dynastie erstmals entstandenen daoistischen und buddhistischen Tempelanlagen. Die Tempelanlagen sollen eine Art Tor zur Unterwelt und deren Geistern und Königen sein.

Ciqikou: Ciqikou befindet sich am Jialing-Fluss und ist der traditionsreichste Stadtteil Chongqings. Hier schlägt noch der Puls einer längst vergangener Zeit: alte Wohnhäuser und Geschäfte im typisch chinesischen Baustil, lokale Künstlerstudios und mehr als einhundert Teehäuser.

3 Schluchten Staudamm und Museum: Das Drei-Schluchten-Museum liegt im Zentrum von Chongqing und ist nicht nur das größte monografische Museum in China, sondern auch zuständig für die Erhaltung, Bildung, wissenschaftliche Forschung in Bezug auf kulturelle Relikte und die natürliche Umgebung von Chongqing und der Drei-Schluchten-Region.
Wer den Drei-Schluchten-Staudamm live sehen möchte, der kann eine Flusskreuzfahrt auf dem Jangtse von Chongqing nach Yichang unternehmen, wo sich der grösste Staudamm der Welt befindet.

Felsskulpturen von Dazu: In einem westlichen Vorort, rund 160 Kilometer von Chongqing gelegen, befindet sich mit den Felsskulpturen von Dazu ein UNESCO Weltkulturerbe. Es ist eine der am besten erhaltenen buddhistischen Grotten in China. Über 60'000 geschnitzte Steinfiguren, die sich hauptsächlich auf den Buddhismus beziehen, sind auf 76 Stellen in Dazu verteilt und gehen bis ins 7. Jahrhundert zurück.

Chaotianmen-Platz: Am Chaotianmen-Platz findet der Zusammenfluss von Jangtse und Jialing auf der Halbinsel des Bezirks Yuzhong in Chongqing statt. Zudem befindet sich auf der Halbinsel mit dem Raffles-City-Gebäude eine der beeindruckendsten Bauten der Stadt.

Anreise und Mobilität in der Stadt

Wer eine Reise nach Chongqing plant, der muss mit einer Reisezeit ab 15 Stunden rechnen. Die Swiss fliegt fast täglich von Zürich nach Shanghai, wo man dann mir Air China nach Chongqing weiterfliegen kann.

Ist man vor Ort angekommen, so empfehlen sich die verschiedenen Metrolinien oder die zahlreichen Taxis als Fortbewegungsmittel. Die fahrt mit der Metro ist zugleich auch ein Erlebnis: Chongqings Metro-Linie Nummer 2 macht Halt im 8. Stock eines Hochhauses. Die Station heisst «Liziba».

Diese Bewohner haben die Metrostation wortwörtlich vor der Haustür: Die Station Liziba befindet sich mitten in einem Hochhaus. Bild: Max Zhang

Die meisten Sehenswürdigkeiten in Chongqing liegen maximal 15 Minuten zu Fuss von einer Metro-Station entfernt. Auch die verkehrenden Busse sind eine Möglichkeit, das gilt aber als komplexer für alle, die der chinesischen Sprache nicht mächtig sind, da die Busse nur auf Chinesisch beschriftet sind.

Wer ein wenig zu Fuss unterwegs sein möchte, der muss sich auf ganz viel Treppensteigen einstellen. Die Metropole wird nicht um sonst «Bergstadt» genannt: Aufgrund der hügeligen Topografie finden man in der Stadt überall Treppen. Lange beheimatete Chongqing auch die längste Rolltreppe in ganz Asien.

Gut zu wissen

Alle Fans der scharfen Küche, sollten einen Besuch in Chongqing nicht auslassen. Die Spezialitäten der Stadt entspringen der Sichuan-Küche und bestechen durch ihre Schärfe. Traditionell mit weissem Pfeffer und Sichuanpfeffer gewürzt, aber auch mit den in der Neuzeit aus Amerika eingeführten Chilis, wird nur den mit scharfem Essen vertrauten Touristen geraten, davon zu probieren.

Die wohl berühmteste Spezialität ist der Chongqing-Feuertopf mit seiner höllischen Schärfe. Dem Fondue Chinoise ähnlich, werden Fleisch-, Fisch- und Gemüsestückchen eigenständig von den Gästen in einer heissen Brühe gegart. Für alle, die scharfes Essen jedoch nicht mögen, gibt es genügend Ausweichmöglichkeiten.

In der Stadt herrscht subtropisches Klima: Im Sommer ist es heiss und schwül, in der Winterhälfte des Jahres wird es bei milden Temperaturen sehr neblig. Die Temperaturen reichen von maximal -2 Grad im Januar bis durchschnittlich 33 Grad im August.

Chongqing ist zudem für ein pulsierendes Nachtleben bekannt, welches vor allem in den Bezirken Jiefangbei und Jiangbei stattfindet.

(MLD)