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Wegen verbreiteter Gewalt in den Gefängnissen und der Flucht eines Drogenbosses gilt in Ecuador der Ausnahmezustand. Bild: Adobe Stock

Ausnahmezustand in Ecuador

Weil die Sicherheitslage im Land höchst angespannt ist, hat der ecuadorianische Präsident Noboa den Ausnahmezustand verhängt. Dieser dauert vorerst 60 Tage.

Nach dem Gefängnisausbruch eines berüchtigten Drogenbosses hat Ecuadors Präsident Daniel Noboa den landesweiten Ausnahmezustand verhängt und nächtliche Ausgangssperren angeordnet. Mit seinem Dekret wolle er sicherstellen, dass die Streitkräfte die volle politische und rechtliche Unterstützung im Kampf gegen die Drogenkriminalität haben, erklärte Noboa auf der Social-Media-Plattform Instagram.

Der Ausnahmezustand ermöglicht es dem Präsidenten, das Militär 60 Tage lang auf den Strassen und in den Gefängnissen des Landes einzusetzen. Die Ausgangssperre gilt von 23 bis 5 Uhr. Der Zugang zu den Flughäfen ist weiterhin uneingeschränkt möglich, sofern Reisende ihren Pass und ihre Bordkarte vorweisen können.

Der einflussreiche Bandenchef José Adolfo Macías alias «Fito» war am Sonntag aus dem Hochsicherheitsgefängnis in der Hafenstadt Guayaquil entkommen. «Die gesamte Staatsgewalt wird eingesetzt, um diese extrem gefährliche Person zu finden», sagte Präsidentensprecher Roberto Izurieta. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, sie habe Anklage gegen zwei Gefängniswärter wegen möglicher Beihilfe zur Flucht Macías erhoben.

Drogenboss müsste 34-jährige Haftstrafe verbüssen

Der Anführer der kriminellen Bande «Los Choneros» sitzt seit 2011 eine 34-jährige Haftstrafe wegen organisierter Kriminalität, Drogenhandels und Mordes ab. Macías war bereits 2013 aus dem Gefängnis ausgebrochen, damals wurde er nach dreimonatiger Flucht wieder gefasst. Der 44-Jährige war im August nach der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in das Hochsicherheitsgefängnis in Guayaquil verlegt worden.

Der Bandenchef soll Villavicencio in der Vergangenheit mit dem Tod bedroht haben, Ecuadors damaliger Präsident Guillermo Lasso machte Mitglieder des «organisierten Verbrechens» für den Mord an dem Politiker verantwortlich.

Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden grössten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren ist Ecuador aber selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel geworden. Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen.

EDA überarbeitet Reisehinweise

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat seine Reisehinweise zu Ecuador am 10. Januar angepasst. Neu heisst es: «Der persönlichen Sicherheit ist grosse Aufmerksamkeit zu schenken. Die Kriminalitätsrate ist sehr hoch. Auch bekämpfen sich verschiedene Drogenbanden und andere kriminelle Gruppen gegenseitig.»

Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden sowie Schiessereien zwischen Sicherheitskräften und kriminellen Banden haben laut dem Aussendepartement im ganzen Land stark zugenommen. Auch Entführungen, insbesondere sogenannte Express-Entführungen hätten zugenommen. «Vermehrt werden auch Anschläge durch Drogenbanden und kriminelle Gruppierungen verübt.»

Weiter schreibt das EDA: «Im ganzen Land muss immer wieder mit Streiks, Demonstrationen sowie Zusammenstössen zwischen Demonstrierenden und den Sicherheitskräften wie auch Verkehrsblockaden gerechnet werden. Dabei kann es zu Sachbeschädigungen und Gewaltanwendung kommen. Dies kann im Extremfall die Bewegungsfreiheit vorübergehend beeinträchtigen oder verunmöglichen.»

Das EDA empfiehlt, sich vor und während der Reise in den Medien und via Reiseveranstalter über die aktuelle Lage zu informieren und grosse Menschenansammlungen sowie Demonstrationen zu meiden.

(TN)