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Caspar David Friedrich war von den Kreidefelsen auf Rügen besonders angetan, sie dienten ihm als Inspiration für zahlreiche Werke. Bild: Alle Tiemann

Mecklenburg-Vorpommern mit grossem Jubiläum

Cornelia Höhling

Caspar David Friedrich feiert bald seinen 250. Geburtstag. Mecklenburg-Vorpommern huldigt seinem weltbekannten Maler ab Januar 2024 mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm. Mit von der Partie ist auch das Zürcher Kammerorchester.

Ausgerechnet der Knabe, dem sein Vater, der Seifensieder und Kerzengiesser Adolf Gottlieb Friedrich, handwerkliche Fähigkeiten absprach, wurde zum berühmtesten Sohn seiner Geburtsstadt Greifswald. Doch nicht nur die Universitäts- und Hansestadt, sondern ganz Mecklenburg-Vorpommern feiert 2024 den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich (1774–1840).

Ganz im Zeichen der Romantik findet im ganzen Bundesland ein umfangreiches Programm statt. Zu den mehr als 160 geplanten Veranstaltungen gehört die Welturaufführung «Das Eismeer» durch das Zürcher Kammerorchester am 26. Juli. Den Werdegang des Künstlers, der die Landschaftsmalerei revolutionierte, können Interessierte an vielen Orten nachvollziehen und dabei in die bewegte Geschichte der Region eintauchen.

Wo alles begann

Das Caspar-David-Friedrich-Zentrum steht an der Stelle des 1765 von der Handwerkerfamilie erworbenen und über 200 Jahre in Familienbesitz befindlichen Gebäudekomplexes. Hier kam der Maler am 5. September 1774 als sechstes von zehn Kindern zur Welt. Im nahe gelegenen Dom St. Nikolai, wo Capar David die Taufe erhielt, wird am 20. Januar 2024 das Jubiläumsjahr feierlich eröffnet. Der Dom ist mit seinem 99 Meter hohen Turm das Wahrzeichen Greifswalds. Wer die 262 Stufen hinauf bewältigt, kann auch andere authentische Orte des Wirkens von Caspar David Friedrich blicken.

Ein Einblick in den Eldenraum im Caspar-David-Friedrich Zentrum in Greifswald.

Da ist zum Beispiel Deutschlands grösster Museumshafen oder das Fischerdorf Wieck. Bei einem Segeltörn – er segelte viel – können Besucher seine Inspirationen nachvollziehen. Die etwa 5 km entfernte Ruine des 1199 gegründeten Zisterzienserklosters Eldena verwendete er allein 20 mal als Motiv. Einige Originalgemälde werden in dem vom Dom aus erkennbaren Pommerschen Landesmuseum ausgestellt. Hier erfährt man etwa, dass der romantische Maler, Grafiker und Zeichner vor Ort nie Staffelei und Farbe nutzte, sondern nur Skizzen machte. Seine Bilder entstanden erst im Atelier.

Leihgaben aus Winterthur

Für das Jubiläumsjahr werden das Berliner Nationalmuseum und das Museum Winterthur leihweise Gemälde zur Verfügung stellen. Die künstlerische Begabung des kleinen Caspar David wurde schon in der Schule erkannt. Deshalb erhielt er vom Universitäts-Zeichenlehrer private Unterweisungen. 1794 bis 1798 besuchte er die Königlich Dänische Kunstakademie in Kopenhagen, ab 1802 die in Dresden. Seine Werke fanden bereits zu Lebzeiten grosse Aufmerksamkeit, allerdings nicht nur Zustimmung.

Die Ruine des Zisterzienserklosters Eldena verwendete er dutzende Male als Motiv für seine Gemälde und Bilder.

Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Sepiazeichnungen, indem er naturgetreue Ansichten Dresdens und seiner Umgebung aus Tinte oder Tusche fertigte, wobei er sich vom schweizerischen Maler und Kupferstecher Adrian Zingg (1734–1816) beeinflussen liess.

Johann Wolfgang von Goethe bewunderte ihn zunächst und veranlasste, dass er 1805 die Hälfte des ersten Preises der 7. Weimarer Kunstausstellung erhielt, wo er mit den Sepiadarstellungen «Wallfahrt bei Sonnenaufgang» und «Fischer am See» vertreten war. Dann wandte sich Goethe von ihm ab. Bei der Berliner Akademieausstellung 1810 wurde Caspar David Friedrich zum auswärtigen Mitglied der königlichen Kunstakademie ernannt. Der preussische Kronprinz und der russische Zar kauften Bilder von ihm. Manche seiner Werke befinden sich noch heute in Privatbesitz, einige verbrannten 1931 im Münchner Glaspalast, andere 1945 bei der Bombardierung Dresdens.

Romantik auf dem Velo

Im Rahmen des Jubiläums soll die in Greifswald beginnende Themen-Radroute der Norddeutschen Romantik, die Kultur- und Naturerlebnis verbindet, über die Hansestadt Stralsund bis zum Kap Arkona im Norden der Insel Rügen ausgeweitet werden. An zehn ausgewiesenen Stationen befinden sich Informationstafeln, wo die Motiv- und Inspirationsorte Caspar David Friedrichs und seiner Freunde wie Friedrich August Klinkowström (1778–1835) einbezogen werden.

So geht es auch zu dessen Geburtshaus, dem spätbarocken Schloss Ludwigsburg, wo die pommersche Herzogsgeschichte mit Schwedenzeit, Flucht und Vertreibung dokumentiert wird. In der Schlosskapelle sind zwei religiöse Original-Gemälde von Caspar David Friedrich zu sehen.

Das spätbarocke Schloss Ludwigsburg, das Geburtshaus von Friedrich August Klinkowström, kann ebenfalls besichtigt werden.

Einer der Höhepunkte ist das Nationalparkzentrum Königsstuhl auf der Insel Rügen, denn eins der berühmtesten Gemälde des Künstlers ist inspiriert von den dortigen Kreidefelsen, die er mehrmals besuchte. Seit 2011 geniesst das Nationalparkzentrum Königsstuhl Welterbestatus und steht unter Naturschutz. Caspar David Friedrich hat mit seinen Gemälden massgeblich zur Bekanntheit des Ortes beigetragen.

Der jüngste und spektakulärste Anziehungspunkt auf Rügen ist der Skywalk über dem Königsstuhl, der eine Länge von 185 Metern hat. Die ellipsenförmige Aussichtsplattform zum Kreidefelsen gilt als Besuchermagnet. Ein Abspannmast hält den sogenannten Königsweg, der über dem 118 m hohen Königsstuhl schwebt und den Blick über die Ostsee, die Kreideküste und Kliffhangwälder freigibt. Hier scheinen sich Himmel und Erde zu treffen.

Weitere Infos zum Jubiläum sowie das Programm finden Sie unter diesem Link.