Here & There

«Wir haben die Flüge nach Sharm El Sheikh gestrichen»
Reto SuterDie Buchungen für Ferien in Ägypten gingen nach dem Ende der Corona-Pandemie durch die Decke. Hotelplan Suisse zum Beispiel bezeichnete das Land noch im Sommer 2023 als Boom-Destination schlechthin (Travelnews berichtete). Auch für den Herbst war Ägypten allenthalben sehr gut gebucht.
Dann kam der 7. Oktober 2023. Der Nahost-Konflikt eskalierte, und auf einen Schlag war nichts mehr wie vorher. Seither tobt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas der Krieg.
Die Folge: Viele Touristinnen und Touristen fragen sich, ob sie noch bedenkenlos in der Region Ferien machen können. Das schlägt sich in der Zahl der Buchungen nieder, wie eine Umfrage von Travelnews bei Reiseanbietern zeigt.
Jordanien leidet, Ägypten schwächelt
Wenig überraschend ist Israel seit dem unvergleichlichen Massaker der Hamas von der touristischen Landkarte verschwunden. Die Nachfrage sei verbunden mit der Reisewarnung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) komplett auf null gesunken, so Marcel Gray, Product Manager beim Arabien- und Israel-Spezialisten Let's go Tours in Schaffhausen.
Auch Reisen nach Jordanien und Ägypten werden seit dem Gewaltausbruch am 7. Oktober zurückhaltender gebucht. «Neuanfragen kommen in den letzten Wochen weniger rein», sagt Romy Nawwary, Product Managerin Ägypten und Jordanien bei Amin Travel in Zürich. Das habe einerseits sicherlich mit dem Nahost-Konflikt zu tun, andererseits sei dies aber auch saisonal bedingt. Marcel Gray von Let's go Tours ergänzt: «Für Jordanien ist die Nachfrage bei uns stark zurückgegangen.»
Ludovic Rigel, Managing Director der FTI Schweiz, stellt bei vielen Reisebüros eine «gewisse Unsicherheit» fest. «Die bekommen wir zu spüren», sagt er auf Anfrage. «So verzeichnen wir im stationären Vertrieb tendenziell einen leichten Rückgang der Buchungen für Ägypten und Jordanien, nicht aber bei denen, die online durchgeführt werden.» Dort seien die Buchungsstände verhältnismässig hoch. «Daraus schliessen wir, dass unsere Gäste weiterhin Ferien in Ägypten machen wollen», erklärt Rigel.
Sharm El Sheikh hat zu kämpfen
FTI verzeichnet den grössten Rückgang in den Baderegionen Hurghada und Sharm El Sheikh, obwohl diese Orte Hunderte Kilometer vom Konfliktherd im Gazastreifen entfernt sind. «In Marsa Alam, das noch weiter südlich liegt, ist die Zurückhaltung weniger spürbar», sagt der Managing Director der FTI Schweiz. Die selben Erfahrungen macht Amin Travel, wie Product Managerin Romy Nawwary bestätigt: «Für Nilfahrten und Ferien an der Küste zwischen El Gouna und Marsa Alam ist die Nachfrage weniger stark eingebrochen als bei den Destinationen auf der Sinai-Halbinsel.»

Travelnews hat auch bei den beiden Veranstaltern Hotelplan Suisse und TUI Suisse nachgefragt, wie sich die Ägypten-Buchungen bei ihnen entwickeln. Sowohl Nicole Pfammatter, CEO von Hotelplan Suisse, als auch Philipp von Czapiewski, Managing Director bei TUI Suisse, wollen rund um die aktuellen Buchungszahlen kein grosses Aufheben machen.
Philipp von Czapiewski sagt auf Anfrage: «Kurz nach der Eskalation des Nahost-Konflikts spürten wir eine gewisse Zurückhaltung bei den Buchungen für Ägypten.» Alles in allem sei er aber sehr zufrieden mit den Zahlen. «Wir haben in Ägypten im Vorjahresvergleich und auch gegenüber der Zeit vor der Pandemie nach wie vor ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich.»
Ähnlich äussert sich Nicole Pfammatter. «Wir hatten in den ersten Wochen nach dem 7. Oktober eine leichte Delle bei den Buchungen für Ägypten» sagte sie im «Travel News Talk». Das Land sei bei Hotelplan Suisse aber nach wie vor eine der Top-5-Destinationen, und inzwischen habe auch eine Erholung eingesetzt.
Ganz spurlos scheint der Nahost-Konflikt diesen Winter und im kommenden Frühling aber nicht an Hotelplan Suisse vorbeizugehen. Darauf lässt zumindest die mittelfristige Planung schliessen: «In Absprache mit Chair haben wir den sonntägliche Flug von Zürich nach Sharm El Sheikh ab Februar bis und mit Ende Mai annulliert», erklärte Pfammatter im Podcast von Travelnews.
Gute Alternativen sind rar gesät
Die Reiseanbieter hatten bisher einzelne Annullationen und Umbuchungen zu verzeichnen. Dabei ist es Romy Nawwary von Amin Travel wichtig zu erwähnen: «Da unsere Destinationen nicht vom Krieg betroffen sind, können die Reisen uneingeschränkt durchgeführt werden.» Man schlage der Kundschaft deshalb auch nicht proaktiv Alternativen zu Jordanien oder Ägypten vor.
«Wenn Kundinnen und Kunden dennoch auf eine andere Destination umbuchen wollen, können wir Reisen nach Portugal, Madeira, auf die Azoren oder die Kapverden als Alternative anbieten», sagt Nawwary. Let's go Tours in Schaffhausen bucht die Reisenden vornehmlich nach Marokko, in den Oman und in die Vereinigten Arabischen Emirate um.
Ludovic Rigel von der FTI Schweiz sagt unmissverständlich, dass das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis in Ägypten mit anderen Destinationen kaum vergleichbar sei. «Wenn Kundinnen und Kunden auf die Kanaren ausweichen, buchen sie dort entweder einfachere Unterkünfte oder verkürzen die Reisezeit. Bei grösserem Reisebudgets würden alternativ für Badeferien in Ägypten auch Fernreisen gebucht.