Here & There

Im Süden Thailands lassen sich bei einem Bootstrip Rosa Delfine entdecken. Bild: Adobe Stock

Zu den Rosa Delfinen von Khanom

Bernd Linnhoff

Beim Bootstrip im Golf von Thailand lassen sich mit etwas Glück seltene Rosa Delfine erblicken. Thailand-Korrespondent Bernd Linnhoff ist rausgetuckert. 

Khanom also. Mal was anderes, haben wir gedacht. Nach Koh Samui oder Koh Phangan konnten wir anschliessend immer noch übersetzen. Beide Inseln sind vom Pier in Don Sak leicht mit der Fähre zu erreichen. Khanom im Süden wird auch das Dornröschen Thailands genannt. Viele Strände, Unterkünfte in allen Preisklassen und dennoch nur wenige Touristen. Eine ordentliche Infrastruktur ist noch kein Glamourfaktor, die Pandemie hat den touristischen Tiefschlaf der Region verlängert, nun geht es langsam wieder aufwärts.

In dieser Ecke des Golfs von Thailands leben, dieser Hinweis fehlt nie, rosa Delfine. Sie sind das Markenzeichen Khanoms. Auch wir wollten sie sehen. Noch bevor wir vom Festland mit dem Boot aufs Meer hinausfuhren, sahen wir sie überall. Allerdings in Stein gehauen.

Quirliges Treiben am Hafen

Zunächst widmeten wir uns den Früchten des Meeres, die am Küstenrand in diversen Restaurants fangfrisch angeboten wurden. Im Khanom Seafood zum Beispiel oder im benachbarten Tonyee Seafood; hier wie dort speisten einheimische Familien, was gewöhnlich für die Qualität der Küche bürgt. So bog sich unser Tisch nur kurz nach der Bestellung unter den handelsüblichen Gerichten eines thailändischen Abendessens am Meer.

Unser Quartier Khanom Hill Resort lag von der Stadt Khanom etwa zehn Kilometer entfernt. Wir wollten beweglich bleiben und mieteten über das Resort zwei 150-ccm-Scooter für je 300 Baht am Tag. Da beim einen die Lenkung einen Hang zum Eigensinn zeigte und bei meinem die Bremsen nicht geeignet schienen, die oft steilen Hänge auf den top ausgebauten Straßen sicher herunterzufahren, verlangten und bekamen wir am zweiten Tag neue und funktionstüchtige Modelle.

Der 13'000-Einwohner-Ort Khanom ist weitgehend frei von Sehenswürdigkeiten, abgesehen vom quirligen und farbenfrohen Treiben am Hafen und auf den Märkten. Der touristische Gast findet ausreichend Läden, Banken/Geldautomaten und Apotheken vor, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.

Selbst in der Trockenzeit, das mussten wir in nassen Klamotten feststellen, ist das Wetter in Thailand nicht mehr so berechenbar wie noch vor zehn Jahren. Oft fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein los, gerieten Minuten später in einen heftigen Guss, ehe die Sonne wieder lachte, bis der nächste warme Regen einsetzte.

Es lohnt sich, rund um das Städtchen die Gegend zu erkunden. Wer erwartet dort schon ein Manneken Piss, den Stiefzwilling der Brüsseler Ausgabe? Clash of cultures: Paulchen Panther sitzt entspannt neben einem Geisterhäuschen. Wenige Meter weiter stehen moderne Cafès wie Frankie`s Café oder das Loma Café mit grandioser Aussicht - Loma heißt auf Thai Delfin. Am Straßenrand lockt ein Pop-up-Café, der Eis-Capuccino schmeckt ausgezeichnet.

Und was war mit den rosa Delfinen?

Nach einer halbstündigen Autofahrt zu einem abgelegenen Pier starteten wir unseren Bootstrip um 8.30 Uhr, um ein paar rosa Delfinen zu begegnen. Die Sonne schien, zumindest zu Beginn, doch böiger Wind sorgte meist für eine unruhige See und eine unruhige Toey – meine Frau kann nicht schwimmen. In der Ferne sahen wir die Fähre auf dem Weg von Don Sak nach Samui, doch schon bald verdrängte die mächtige Natur an der Küste unsere Gedanken an die Schweinswale.

Schwimmwesten empfohlen: bei rauher See kann die Fahrt in kleinen Boot ziemlich unruhig werden. Bild: BL

Von ihnen gibt es im grossen Gebiet nahe Khanom nur zwischen 100 und 150. Es gehört also durchaus Glück dazu, das eine oder andere Exemplar zu sehen, ruhige See hätte die Chancen erhöht. An diesem Tag sollten wir auf Höhe der Fähranleger von Don Sak fündig werden, nach einer Stunde Fahrt. Angestrengt starrten wir aufs Wasser, um ein Tier zu erahnen und zum Auftauchen zu hypnotisieren. Genau in diesen Sekunden setzte wieder Regen ein: Würden sich die Tiere nun in die Tiefe begeben, um nicht nass zu werden?

Plötzlich sahen wir eine Rückenflosse, dann wieder nichts, dann das Wasser hochspritzen oder die Andeutung eines glatten Rückens. Da der Delfin - oder waren es gar zwei? - blitzschnell wieder wegtauchte, schien es unmöglich, einen im Bild einzufangen. Wir hätten uns auch ohne gefreut. Doch Toey gelang der Schnappschuss, auf dem bei vielfacher Vergrösserung ein Flipper zu erkennen ist. Sagt sie.

Im Alter werden sie pink

Auch vor Khanom tragen die meisten Delfine das gewohnte graue Gewand, las ich später, da die eigene Anschauung nicht ausreichte. Erst im Alter werden sie pink. Sie sind extrem smart wie alle ihre Artgenossen. Die intelligentesten können sogar Selfies, verriet uns ein einheimischer Fischer, ehe er uns eins zum Sonderpreis verkaufte.

In Khanom lassen sich viele Rosa Delfine entdecken, die meisten sind allerdings in Stein gehauen. Bild: BL

Auf der Rückfahrt zum Pier frischte der Wind noch einmal auf. Wir kämpfen uns mit unserer Schaluppe mühevoll durch die Wellen kämpften, geleitet von einem erfahrenen Bootsmann. Es war einer der Momente, in dem wirklich fühlt, wie fragil unser Leben sein kann. So waren wir froh, als wir nach zweieinhalb Stunden wieder in den kleinen Hafen einliefen, wo unser Trip begonnen hatte.