Here & There
Tauchgang ins Cockpit
Versinkt ein Flugzeug im Meer, ist das normalerweise eine dicke Eilmeldung in den Nachrichten. Nicht so im Fall der Boeing 747, die 2019 in Bahrain vorsätzlich im Persischen Golf versenkt wurde. Der 70-Meter-Flieger, bis dahin noch regulär im Linienbetrieb in der Luft unterwegs, stellt das Highlight im Unterwasserthemenpark «Dive Bahrain» dar, mit 100'000 Quadratmetern der grösste seiner Art weltweit.
Eine Unterwasserwelt für sich
Zu dem auf rund 20 Meter Wassertiefe befindlichen Areal nahe des internationalen Airports zählen auch Skulpturen und andere Hingucker, etwa die Nachbildung eines traditionellen bahrainischen Perlenhändlerhauses. Dabei beteuern die Organisatoren, grossen Wert auf Umweltschutz zu legen. So liessen sie sämtliche Unterwasserattraktionen inklusive Flugzeug zuvor reinigen und von schädlichen Teilen und Stoffen befreien. Dass die Gegenstände bereits kurz danach von Algen, Meerespflanzen und Fischen besiedelt werden, ist gewollt.
Schliesslich soll das künstliche Riff ein natürliches Korallenwachstum ermöglichen und einen nachhaltigen Lebensraum für Meereslebewesen gewährleisten. «Wir sind sehr stolz, diesen einzigartigen umweltfreundlichen Unterwasserpark in Zusammenarbeit mit dem Supreme Council for Environment und privaten Investoren umsetzen zu können», so Zayed bin Rashid Al Zayani, der Industrie- Handels- und Tourismusminister von Bahrain.
Forscher zeigen sich ebenfalls begeistert, bietet der Unterwasserpark doch eine attraktive Informationsquelle über marine Ökosysteme und stärkt das Umweltbewusstsein für die Erhaltung der marinen Artenvielfalt. Und, na klar, auch den (Tauch-)Tourismus. Einnahmen verspricht man sich nicht nur durch die Lizenzen, die man für eine Tour bei einem der zertifizierten Anbieter erwerben muss, sondern auch durch einen längeren Aufenthalt im Königreich.
Andernorts Panzer und Schiffe
Der jordanische Ferienort Aqaba setzt ebenfalls auf Tauchtourismus – und versenkte 2017 ein Flugzeug. Auf dem sandigen Meeresboden fand eine C-130 Hercules der Royal Jordanian Air Force auf zwölf bis 17 Meter Tiefe ihre letzte Ruhestätte. Seither ist sie auch die Quelle für neues Leben, siedeln sich doch zunehmend Wasserpflanzen und kleine Korallen an, was wiederum Fische, Krebse und viele weitere Kleinlebewesen anzieht.
Ganz in der Nähe wurden indessen noch weitere Gefährte zur Tauchattraktion umdeklariert: ein alter Panzer sowie ein ausgedientes Schiff, die «Cedar Pride». Der beliebteste Spot ist und bleibt jedoch der weitgehend intakte Flieger.
Auch andernorts sorgen betauchbare Flugzeuge für deutlich mehr Tauchurlauber (und bei Naturschützern für Kritik aufgrund möglicher Umweltschäden). So fand ein Airbus 330 vor der türkischen Halbinsel Gelibolu auf 30 Meter Wassertiefe seine letzte Ruhestätte.
In Bulgarien wurde das Dienstflugzeug des ehemaligen Staatschefs und Diktators Todor Schiwkow kurzerhand im Schwarzen Meer versenkt und erlebt nun als künstliches Riff vor der Küste des Badeortes Sweti Konstantin eine zweite Bestimmung.
Auch vor den türkischen Städten Kaş und Kuşadasi sowie vor dem kanadischen Vancouver Island liegen ausrangierte Flugzeuge ganz bewusst auf dem Meeresboden. Vor der Küste von Florida bildet mit der 2006 versenkten «USS Oriskany» ein 275 Meter langer, ausgemusterter Flugzeugträger ein künstliches Riff sowie einen Tauchplatz der besonderen Art. Spitzname: Great Carrier Reef.