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Traumhafte Landschaft im finnischen Winter: Immer mehr Schweizer Reisende zieht es in den hohen Norden. Bild: Tina Törmänen

Weshalb Finnland plötzlich auf der Bucketlist vieler Reisender auftaucht

Reto Suter

Die Trenddestination für Ferien im Winter liegt derzeit nicht im Süden, sondern im hohen Norden. Anbieter von Finnland-Reisen erleben einen regelrechten Boom. Die Gründe für die hohe Nachfrage sind vielschichtig, wie eine Umfrage von Travelnews zeigt.

Obwohl das Christkind hierzulande prominenter ist, sind Reisen in die Heimat des Weihnachtsmanns bei Schweizerinnen und Schweizern so beliebt wie noch nie. Bei Travelhouse, der Spezialisten-Marke von Hotelplan Suisse, ist Finnland im Winter 2023/24 die Trenddestination schlechthin. Seit der letzten Erhebung 2019 hat es im Ranking der beliebtesten Winter-Reiseziele Thailand, die USA und Australien überholt und steht nun an der Spitze.

Andere Nordeuropa-Spezialisten machen die gleiche Erfahrung. «Die Nachfrage nach Ferien in Finnland ist bei uns sehr gross», sagt Claudia Crugno von Glur Reisen in Basel zu Travelnews. «Die Anfragen für den Winter begannen bereits in den frühen Sommermonaten und haben kontinuierlich zugenommen.» Auch Kontiki Reisen berichtet von einem enorm hohen Interesse. Die zwei Wochen über Weihnachten/Neujahr und die Termine in den Sportferien seien schon weit im Voraus sehr gut gebucht gewesen, so Christine Rhomberg, Marketingchefin von Kontiki Reisen.

Lappland soll es sein

Im Normalfall fragen die Kundinnen und Kunden nach Lappland im Allgemeinen. Wo es genau hingehen soll, wollen sie dann im Gespräch mit den Reisespezialisten herausfinden.

«Familien suchen sicher eher nach Orten wie Rovaniemi in Finnisch-Lappland, da man dort den Weihnachtsmann in seinem Dorf besuchen kann», erklärt Claudia Crugno von Glur Reisen. Paare seien mehr auf der Suche nach eher abgelegenen und teilweise exklusiveren Unterkünften wie Glas-Iglus, die in ganz Lappland zu finden sind.

Bei Kontiki Reisen ist der kleine Ort Luosto sehr hoch im Kurs. Auch das etwas geschäftigere Äkäslompolo erfreue sich hoher Beliebtheit bei den Schweizer Reisenden, sagt Marketing-Chefin Christine Rhomberg. «Beide Orte sind mit dem Kontiki-Direktflug gut erreichbar.»

Drei Gründe für den Boom

«Der Wunsch, einmal die Nordlichter im finnischen Winter zu erleben, steht bei vielen Menschen ganz weit oben auf der Bucketlist – auch bei mir», erklärt Sebastian Kickmaier, Director Tour Operating bei Travelhouse. Er selbst habe es bisher leider noch nicht geschafft. Die Faszination für die Polarlichter geht soweit, dass Kontiki Reisen einen SMS-Alarm eingeführt hat, sobald am Himmel ein Nordlicht registriert wird.

Daneben gebe es noch viele andere Naturerlebnisse, die für Finnland-Touristen interessant sind, so Christine Rhomberg von Kontiki Reisen. «Man kann Rentiere hautnah erleben, gemütliche Schneeschuhwanderungen unternehmen und auf Hundeschlitten unterwegs sein», sagt sie. «Zudem stehen viele Kilometer präparierter Loipen für Langlauf-Fans zur Verfügung.»

Die Nordlichter sind einer der Hauptgründe für den Boom von Finnland-Reisen. Bild: Wilderness Hotels

Laut Claudia Crugno von Glur Reisen dürfte die Winterlandschaft ein entscheidender Faktor sein für die hohe Nachfrage nach Finnland-Ferien. «In Lappland herrscht von Mitte Dezember bis Ende März immer noch Schneegarantie für die meisten Regionen», erklärt sie. Schweizer Kundinnen und Kunden seien generell gerne draussen und im Winter bevorzugt im Schnee. «In der Schweiz gibt's die Schneegarantie längst nicht mehr überall. Deshalb suchen sich Reisende Orte aus, in denen die Chancen auf eine richtigen Winter höher sind.»

Als dritten Grund für den Finnland-Boom nennen die Reiseanbieter unisono die Entschleunigung. «Winterferien in Finnland garantieren Ruhe, Abgeschiedenheit, und Erholung – weit weg vom stressigen Alltag», sagt dazu Sebastian Kickmaier von Travelhouse. Saunas und Kaminfeuer seien allgegenwärtig, frohlockt Christine Rhomberg von Kontiki Reisen. Und Claudia Crugno von Glur Reisen bringt den Modebegriff Digital Detox ins Spiel. «Ohne elektronische Ablenkung Zeit draussen verbringen und nachhaltige Erinnerungen für die Zukunft schaffen – diese Bedürfnisse können in Finnland gestillt werden», sagt sie.

Auch Norwegen und Island hoch im Kurs

Finnland ist nicht das einzige Land im Norden, das einen Touristenboom erlebt. Auch Island ist sehr gefragt. Deshalb hat Kontiki zwischen dem 4. Februar und dem 10. März 2024 in Zusammenarbeit mit Edelweiss erstmals Flüge nach Akureyri in Nordisland im Angebot. Wer eine Schneeschuhwanderung am Rand eines Kraters erleben und anschliessend in einem Geothermalbad einen Feierabenddrink geniessen möchte, sei dort genau richtig, sagt Christine Rhomberg von Kontiki Reisen.

Auch das Interesse an Reisen nach Norwegen ist markant gestiegen. Laut Claudia Crugno von Glur Reisen ist Tromsø bei Nordlichtjägern besonders beliebt. Statistisch gesehen stünden die Chance dort sehr gut, ein Nordlicht zu sehen. «Der örtlichen Tourismusverband hat sich inzwischen den strategisch äusserst wertvollen Marketingnamen <Nordlicht-Hauptstadt Europas> gesichert.»

Eine hohe Nachfrage besteht auch für Reisen zu den Lofoten in Nordnorwegen. Und das nicht ausschliesslich im Winter. Der Schweizer Ferienflieger Edelweiss kündigte gestern Mittwoch an, dass er im kommenden Sommer erstmals Flüge nach Evenes auf den Lofoten anbietet (Travelnews berichtete).