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Die fünfte Jahreszeit, wie die Salzburger «ihren» Advent nennen, wird in all seinen Facetten zelebriert. Bild: Günter Breitegger

Salzburg feiert die fünfte Jahreszeit

Silvia Schaub

Zur Adventszeit lohnt es sich ganz besonders, nach Salzburg zu reisen. Dann läuft die Mozartstadt zur Hochform auf.

Salzburger Festspiele, Mozart oder «The Sound of Music» in allen Ehren, aber im Dezember kann man all das getrost vergessen. Dann ist Salzburg im WM-Fieber und die Stadt an der Salzach läuft zur Hochform auf. WM steht hier nicht für Fussball oder sonst einen Sport, sondern für Weihnachtsmärkte. Und die kann man wirklich an jeder Ecke entdecken.

Die fünfte Jahreszeit, wie die Salzburger «ihren» Advent nennen, wird in all seinen Facetten zelebriert. Nicht allein für die Touristen, sondern vor allem auch für die Salzburgerinnen und Salzburger selbst.

Adventsmärkte – vom grössten am Domplatz bis zum Bauernadvent in Glanegg

Mindestens ein Dutzend Adventsmärkte gibt es in und um Salzburg. Und jeder ist eine Überraschung, weil kein Stand das gleiche Angebot hat wie die anderen. Natürlich muss man den traditionellen und grössten Christkindlmarkt auf dem Dom- und Residenzplatz besuchen. Allein schon, um dort einen «Haunsberger» beim Stand der Familie Muckenhammer zu verkosten. Die warme Semmel mit Schweinsbratwurstbrät, Senf, Sauerkraut und Curry gibt es nur im Advent.

Auf dem Hellbrunner Adventsmarkt riecht’s nach Lebkuchen, Tannenästen und Gewürzen. Bild: R. Zauner

Ebenfalls einen ausgiebigen Bummel wert ist der Hellbrunner Adventzauber, etwas ausserhalb der Stadt. Das Lustschlösschen steht dann inmitten eines Märchenwaldes aus über 700 Nadelbäumen, die mit 10 000 roten Kugeln und Lichterketten geschmückt sind. Richtig urig geht’s am Bauernadvent Glanegg zu. Dort riecht’s nach Lebkuchen, Tannenästen und Gewürzen. Die Einheimischen treffen sich an den Handwerksständen und am offenen Feuer, trinken Punsch und essen eine knackige Wurst. www.salzburg.info/advent

Adventsingen im Grossen Festspielhaus

Wer einmal kommt, kommt immer wieder, heisst es über das Salzburger Adventsingen. Es ist ja auch herzberührend, wenn die rund 150 Mitwirkenden im Festspielhaus ihre volksmusikalischen Weisen verbunden mit einer szenischen Erzählung rund um die Weihnachtsgeschichte aufführen – und dies seit 1946.

Die Hirtenkinder beim Adventssingen. Bild: Neumayr

Zu den Höhepunkten gehören die Auftritte der singenden und musizierenden Hirtenkinder und der Andachtsjodler, der am Ende des Stückes, diesmal «Fürchte dich nicht!», zum Mitsingen einlädt und Hühnerhaut-Stimmung erzeugt. www.salzburgeradventsingen.at

Historisches Turmblasen am Christkindlmarkt

Wenn die Lichter am Residenzplatz gedimmt werden, blicken alle Augen nach oben und die Ohren werden gespitzt. Jeweils am Donnerstag und Samstag punkt 18.30 Uhr heben die Bläserinnen und Bläser abwechselnd von den Domarkaden, der Terrasse des Salzburger Weihnachtsmuseums und dem Glockenspielturm ihre Trompeten, Posaunen, Hörner und Alphörner an und spielen weihnächtliche Weisen.

Eine Besonderheit am Salzburger Christkindlmarkt ist das traditionelle Salzburger Turmblasen. Bild: Günter Breitegger

Das traditionelle Salzburger Turmblasen geht aufs Jahr 1952 zurück und knüpft an einen historischen Brauch an. Früher war es an allen wichtigen Höfen Europas üblich, mittels Turmblasen vor Gefahren zu warnen oder wichtige Anlässe zu begleiten. www.christkindlmarkt.co.at

Winterfest unter der Zirkuskuppel

Was für eine andere Ambiance doch im Volksgarten nur wenige Gehminuten von der Innenstadt herrscht! Von Ende November bis Anfang Januar lädt hier ein Zirkuszelt inmitten der mächtigen Bäume zum Winterfest ein. Als kreativer Gegenpol zum traditionellen Advent in Salzburg gedacht, ist das Winterfest seit mehr als 20 Jahren ein fixer Programmpunkt. Es wird zeitgenössische Zirkuskunst von internationalen Künstlern geboten.

Diesen Winter gastiert der schwedische Cirkus Cirkör mit einer mystischen Performance. Die «The 7 Fingers» aus Kanada bieten halsbrecherische Akrobatik und der Cirque La Compagnie aus Frankreich und der Schweiz erzählt kuriose Geschichten um fünf Brüder kombiniert mit origineller Akrobatik. www.winterfest.at

Krampus und andere gruselige Figuren

Wenn sie mit ihren zotteligen Fellen und dumpfen Gebrüll, halb tanzend, halb stampfend, durch die Gassen ziehen, kann einem schon etwas «gschmuuch» werden. Rund um den 6. Dezember sind sie unterwegs, die Krampusse und Perchten. Erstere sind teufelsähnliche Wesen, die ihren Namen aufgrund ihrer Krallen bekommen haben; sie begleiten den Heiligen Nikolaus.

Die Krampusse und Perchten sind wieder unterwegs! Bild: Günter Breitegger

Die Perchten hingegen sind Brauchtumsgestalten mit kunstvoll geschnitzten Masken und sollen den Winter austreiben. Eigentlich treten sie erst in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und Neujahr auf, mittlerweile finden Perchtenläufe schon den ganzen Dezember über statt. www.salzburg.info/advent

Auf der Spur eines Weihnachts-Ohrwurms

Wenn die Weihnachtstage schon so nah sind, muss man unbedingt auch in die Salzburger Umgebung fahren. Dort entstand vor mehr als 200 Jahren der berühmte Ohrwurm «Stille Nacht, heilige Nacht» von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr. Am besten besucht man zuerst das gelbe Haus vor der Wallfahrtskirche in Arnsdorf und lässt sich von Museumsleiter Max Gurtner alle Details über die Entstehung des Weihnachtsliedes erklären.

In der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf wurde am 24. Dezember 1818 das Weihnachtslied zum ersten Mal aufgeführt. Bild: Hermeter

Hier wohnte und schrieb Lehrer Franz Xaver Gruber die Melodie zum Text von Hilfspriester Joseph Mohr, die heute jedes Kind kennt. Nur vier Kilometer entfernt gibt es in Oberndorf einen ganzen Stille-Nacht-Bezirk. In der dortigen Kirche St. Nikola erklangt 1818 die weltberühmte Melodie erstmals. Heute steht an diesem Ort eine kleine Stille-Nacht-Kapelle. www.stillenachtarnsdorf.at, www.stillenacht-oberndorf.com

Stadtwandern durch den Salzburger Advent

Wer bei all diesen adventlichen Angeboten den Überblick verliert, begibt sich am besten auf die Stadtwanderung «Advent in Salzburg». So verpasst man keines der Highlights. Ausgangspunkt ist beim Christkindlmarkt vor dem Dom. Die Route führt entlang des Kapitelplatzes durch den Friedhof von St. Peter zur Stiftskirche. Ein Zwischenhalt lohnt sich hier nicht allein wegen der Krippe in der Kirche, sondern auch wegen der «Weihnachtswunderwelt» im St. Peter Stiftskulinarium, dem vermeintlich ältesten Restaurant Europas (seit 803!).

Auf der Stadtwanderung «Advent in Salzburg» verpasst man keines der Highlights. Bild: Günter Breitegger

Weiter geht’s an die Getreidegasse Nr. 39 zur Sporer Likör- und Punschmanufaktur mit der wohl kleinsten Gaststube weitum. Gerade mal zwei auf drei Meter gross ist sie. Unbedingt den Orangenpunsch probieren! Entlang der Salzbach und über den Müllner Steg gelangt man in den Mirabellgarten samt Schloss zum nächsten Weihnachtsmarkt. Via Steingasse und Mozartsteg ist man bald zurück in der linken Altstadt. Am Mozartplatz hat man die Möglichkeit für einen Besuch im Salzburger Weihnachtsmuseum, das übrigens ganzjährig offen ist. Für den perfekten Ausklang geht’s hinauf zur Festung Hohensalzburg – und einem letzten, kleinen, aber wunderschönen Weihnachtsmarkt mit Blick über die Stadt einlädt.

Weitere Infos

Anreise: Täglich mehrere Verbindungen (ab Zürich teilweise auch direkt) nach Salzburg, Fahrzeit zwischen 7 und 9 Stunden. www.sbb.ch, www.oebb.at

Übernachten: Sheraton Grand Salzburg - Ideal gelegen zu allen Sehenswürdigkeiten, Highlight sind die Skysuiten im obersten Stock des Hotels, hoch über den Dächern Salzburgs, www.sheratongrandsalzburg.com; Hotel Sacher - Das 1866 im Gründerstil erbaute Hotel hat nichts von seiner Aura eingebüsst. Allein schon das für seine klassische österreichische Küche bekannte Restaurant «Zirbelzimmer» ist einen Besuch wert, www.sacher.com; Hotel Goldgasse- Aussen stilvoll zurückhaltend, innen voller Überraschungen - jedes Zimmer im Small Luxury Hotel der Stadt ist einer Szene der Salzburger Festspielen gewidmet, www.hotelgoldgasse.at, Boutiquehotel am Dom - Hier einzuchecken, lohnt sich nur schon wegen des Frückstücks mit regionalen Produkten, das man im mittelalterlichen Gewölbekeller mit den Deckenmalereien serviert bekommt, www.hotelamdom.at

Weitere Infos: Für einen mehrtägigen Aufenthalt lohnt sich die Salzburg Card. Darin enthalten sind Gratiseintritte in alle Sehenswürdigkeiten und Museen sowie kostenlose Nutzung der Verkehrsmittel. www.salzburg.info/salzburgcard; www.austria.info; www.salzburg.info