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Trotz des Direktflugs von Zürich nach Montego Bay kommt Jamaika als Feriendestination nicht richtig auf Touren. Bild: Adobe Stock

Ferien in der Karibik: Kuba im Tief, Jamaika schwächelt

Reto Suter

Eine Umfrage bei den drei grössten Schweizer Reiseveranstaltern zeigt: Gerade in der kalten Jahreszeit sind Ferien in der Karibik nach wie vor beliebt. Nicht alle Reiseziele können die Erwartungen aber erfüllen.

Es ist nass, windig und teilweise auch ziemlich kalt: Gerade an solchen Novembertagen ist die Sehnsucht vieler Schweizerinnen und Schweizer gross, dem europäischen Herbst vorübergehend zu entfliehen – auf der Suche nach Sonne, Wärme, Strand und Meer.

Eine der Regionen, die diese Kriterien uneingeschränkt erfüllt, ist die Karibik. Es locken Destinationen wie die Dominikanische Republik, Kuba und Jamaika. Travelnews wollte von den drei grössten Schweizer Reiseveranstaltern wissen, wie das Karibik-Geschäft dieses Jahr läuft.

Die Dominikanische Republik ist das Zugpferd

«Insgesamt belaufen sich die Buchungen für die klassischen Karibik-Destinationen leicht über 2019», sagt Karin Markwalder, General Manager von Kuoni und Helvetic Tours. Zum erfreulichen Buchungsstand habe hauptsächlich die Dominikanische Republik beigetragen.

Die Dominikanische Republik als Verkaufsschlager: Das ist auch bei Hotelplan Suisse so. «Sie ist vor allem als Badeferiendestination sehr bekannt und deshalb auch äusserst gefragt», erklärt Gloria Talavera, Lead Product Manager Latin America & Caribbean. Die Dominikanische Republik habe aber noch weitaus mehr zu bieten, als «nur» kilometerlange Sandstrände. «Bei Rundreisen mit dem Mietwagen – privat oder auch in einer Gruppe – können Reisende die Vielfalt der Insel und auch das etwas Unbekanntere entdecken», sagt sie.

Die Dominikanische Republik lockt mit traumhaften Sandstränden. Das Land hat aber noch deutlich mehr. Bild: Adobe Stock

TUI Suisse geht bei den aktuellen Buchungsständen nicht auf einzelne Destinationen ein und verzichtet auch auf einen Vergleich mit Vor-Corona. Auf Anfrage heisst es: «Mit Blick auf den zurückliegenden Sommer und die vergangenen Wochen stellen wir fest, dass die Buchungseingänge über dem Vorjahr liegen. Insgesamt sehen wir aber noch Potenzial bei der Karibik für den Winter.»

Jamaika kommt nicht in die Gänge, Kuba serbelt

Abgesehen von der Dominikanischen Republik läuft beim Karibik-Geschäft aber nicht alles rosig. Jamaika liege auf einem ähnlichen Niveau wie vor Corona, bei Kuba seien die Buchungszahlen tiefer als in der Zeit vor der Pandemie, so Karin Markwalder, General Manager von Kuoni und Helvetic Tours. Ähnliche Erfahrungen macht Hotelplan Suisse.

«Bei Kuba liegt der Grund für die zurückhaltenden Buchungen in den geänderten Einreiseregelungen in die USA», so Markwalder. Reisende, die Kuba nach dem 11. Januar 2021 besucht haben, können nicht mehr mit dem ESTA in die USA einreisen, sondern müssen ein Visum beantragen. Ein weiterer Grund für den Buchungsrückgang dürfte der Benzinmangel sein. «Die bei vielen beliebten Mietwagenrundreisen sind deshalb kaum mehr möglich», sagt Gloria Talavera von Hotelplan Suisse.

Und wo harzt es bei Jamaika? «Wir sind trotz des Direktflugs von Zürich nach Montego Bay noch nicht auf dem gewünschten Niveau», gibt Talavera unumwunden zu. «Sie sieht zwei Hauptgründe für die Zurückhaltung bei den Schweizer Reisenden. Einerseits habe das Preis-Leistungsverhältnis teilweise noch Luft nach oben, andererseits sei Angebot vor Ort stark auf amerikanische Gäste ausgerichtet. «Das ist schade, denn Jamaika hat sehr viel zu bieten», sagt die Karibik-Spezialistin.

Wer drängt nach?

Bei TUI Suisse und Hotelplan Suisse kristallisieren sich derzeit keine neuen Trenddestinationen in der Karibik heraus. Anders bei Kuoni und Hotelplan. «Bei Barbados konnte eine signifikante Zunahme festgestellt werden», sagt General Manager Karin Markwalder. «Auch die französischen Antillen, im Speziellen Martinique, verzeichnen eine gestiegene Nachfrage.»

Verstärkt in den Schweizer Markt drängt auch Aruba, mit knapp 180 Quadratkilometer Fläche eines der kleinsten Länder der Welt. Latino Travel, der Karibik- und Lateinamerika-Spezialist von Knecht Reisen, hat die Insel zu seiner «Destination des Jahres» gekürt. «Kein anderes Reiseziel in der Karibik hat so viel Potenzial wie Aruba», sagt Markus Kohli, CEO von Knecht Reisen.

Bisher sind die Gästezahlen aus der Schweiz sehr überschaubar. Laut Karin Luize de Carvalho, die das Fremdenverkehrsamt von Aruba im deutschsprachigen Raum vertritt, verbrachten im vergangenen Jahr rund 2500 Schweizer Reisende ihre Ferien auf dem Inselstaat.

Paula Aliquintui Ruiz (links) und Karin Luize de Carvalho vom Fremdenverkehrsamt Aruba an der Reisewelten-Messe in Windisch. Bild: TN

Knackpunkt ist die Anbindung an die Schweiz. Bisher gibt es keine direkten Flüge. Wer derzeit aus der Schweiz nach Aruba fliegen will, muss das via Amsterdam tun. «Wir sind in Gesprächen mit Edelweiss und bemühen uns um Direktflüge ab Zürich», sagt Karin Luize de Carvalho. Die neuen Edelweiss-Flüge nach Kolumbien, die kommende Woche starten, nähren ihre Hoffnung, dass auch Aruba bald an die Schweiz angebunden werden könnte. «Von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá nach Aruba beträgt die Flugzeit lediglich zwei Stunden», rechnet sie vor.

«Aruba ist eine karibische Perle und hat mit Sicherheit Potenzial im Schweizer Markt», bestätigt auch Karin Markwalder von Kuoni und Helvetic Tours. Gloria Talavera von Hotelplan Suisse ergänzt: «Insbesondere für Honeymooner kann die Destination sehr interessant werden. Ein Direktflug von Zürich nach Aruba wäre natürlich wünschenswert.» Schon gut aufgestellt sieht sich TUI Suisse. «Aruba ist ein interessantes Ziel, das in unserem Portfolio umfangreich vertreten ist», meldet die Medienstelle.