Here & There
So funktioniert das B Smart Hotel ohne bediente Réception
Gregor WaserAuf 23 Standorte ist die Hotelkette B Smart Selection mittlerweile angewachsen. Die jüngste Eröffnung erfolgte im August 2023 in Arbon TG. Ein Hotel ohne Réception? Wie funktioniert das? Und welche Pläne hegt B Smart?
Der Zug stoppt am Bahnhof Arbon, auf der linken Seite der mächtige Bodensee, gleich auf der anderen Seite der Gleise auf dem ehemaligen Saurer-Industrieareal liegt das kompakte, sechsstöckige «b_smart hotel». Gründer Marco Weishaupt und Lukas Fritschi, Head of Operations, führen durchs neue Haus und erklären das neuartige Hotelkonzept.
Nach der ersten Eröffnung 2014 in Sevelen SG startete die Liechtensteiner Hotelkette bald schon durch. Denn die Formel «gut & günstig», gepaart mit einem einfachen Zutriff und Ablauf, traf offensichtlich auf eine grosse Nachfrage – gerade auch bei Geschäftsreisenden und Aussendienst-Mitarbeitenden, die sich kein 400-Franken-Hotel leisten möchten oder in ländlichen Gebieten nicht nur auf den lokalen Gasthof angewiesen sein möchten, sondern eine gute, günstige, moderne Übernachtungsmöglichkeit schätzen.
Gründer und VRP Marco Weishaupt legte 2014 zusammen mit einem befreundeten Bauleiter, der dann aber nicht in den Betrieb einstieg, los. Heute zählt B Smart Selection 210 Mitarbeitende und verfügt über ein cleveres Konzept, das Rentabilität verspricht. Denn mit der automatisierten Réception lassen sich erhebliche Personalkosten einsparen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Kommt hinzu: gerade in der Pandemie war das Self-Check-In äusserst gefragt und stellte einen weiteren Booster für die junge Firma dar.
Gäste schätzen Unbabhängigkeit
Nach der Eingenheit des B-Smart-Konzepts gefragt, sagt Marco Weishaupt: «Der Vorteil ist, dass die Gäste bei uns Effizienz und maximale Flexibilität erhalten. Hier kann man kommen und gehen, wann man will. Diese Unabhänigkeit ist ein Asset, man kann abends spät eintreffen und früh morgens um 5 Uhr wieder gehen ohne Warterei und langen Prozeduren an der Réception.»
Auf mögliche Nachteile und ein fehlendes Sicherheitsgefühl angesprochen, sagt Weishaupt: «Klar fiel anfangs das Stichwort Geisterhotel. Bei unserer Standortwahl schauen wir aber auf die Einbettung in ein gutes, lebhaftes Umfeld», er spricht dabei von einer guten Mikrolage. Und eine gewisse Anonymität im Haus selber verneint er nicht, verweist aber auf die 24-Stunden-Hotline, die einem zur Seite steht.
Bestens bewährt hat sich das Check-In-Prozedere, das Lukas Fritschi im Video erklärt:
Die B Smart Hotels setzen auf dynamische Preise. Aktuell ist beim Klick auf www.b-smarts.net ein Doppelzimmerpreis von 139 Franken publiziert, der kann je nach Nachfrage auch mal leicht tiefer oder höher sein. Mit im Preis inbegriffen ist neben der Übernachtung stets auch ein ausgiebiges Frühstück, WLAN, Parkieren in der Tiefgarage und der Zutritt zum Fitnessraum, im Fall von Arbon liegt der im 6. Stock inklusive Sauna mit Seeblick. Einige der B Smart Hotels wie jenes in Arbon verfügten zudem über moderne Seminarräume.
Von Arbon bis Wolhusen
Bei der Standortwahl setzt Marco Weishaupt bewusst auf kleinere Städte und Ortschaften: «Grössere Schweizer Städte wie Bern oder Zürich verfügen bereits über eine grosse Anzahl moderner Hotels, in vielen ländlicheren Gebieten fehlt aber diese Option.» Entsprechend lauten die B-Smart-Standorte heute Arbon, Basel (als einzige städtische Ausnahme), Bendern (FL), Buchs, Sevelen, Landquart, Menziken, Sachseln, Schaan Kloster (FL), Schaan Motel (FL), Schönenwerd Hotel, Schönenwerd flexy.motel, Spielberg (A), Spitzerberg (A), Stein, Vaduz (FL), Widnau, Wil und Wolhusen – anfangs 2024 folgt Amriswil.
Neben den 23 selber betriebenen Häusern bietet B Smart auch ein Servicemodell an. Die Idee dazu: eine Betreiberin oder ein Betreiber eines Hotels möchte sich verstärkt auf die Gastronomie konzentrieren und nicht mehr an sieben Tage in der Woche arbeiten, um auch noch den Betrieb der 8 oder 15 Hotelzimmer zu gewährleisten. So kann nun der Betrieb auf das B-Smart-Servicemodell setzen, den automatischen Prozess implementieren, vom 24-Stunden-Service profitieren und so auf eine Réception und den dazu nötigen Manpower verzichten. Die Gebühr im einstelligen Prozentbereich des Umsatzes liegt um einiges tiefer als es die Réceptionkosten wären. Bereits 35 Gasthäuser und kleinere Hotels setzen heute auf das Servicemodell von B Smart.
Wie geht es weiter mit der jungen, innovativen Hotelkette? Marco Weishaupt sagt dazu: «Wir haben in den letzten zehn Jahren ein sehr intensives Wachstum hinter uns, dies gilt es nun erst mal zu konsolidieren und die Prozesse weiter zu optimieren und der Grösse anzupassen. Wir werden nicht im selben Tempo weiterwachsen, sondern uns auf einige ausgewählte neue Ortschaften konzentrieren.»
Schlafen heute in den B Smart Hotels rund zwei Drittel Leisure-Gäste und ein Drittel Geschäftsreisende, kamen zuletzt verstärkt auch Langzeitgäste hinzu. Am Standort Arbon erhalten diese dann auch noch Zutritt zu einem Aufenthaltsraum mit Küche, Waschmaschine und Seeblick – und wie alle Gäste: Zugang zum «Raum für alle Fälle»: hier wartet das Hotel ohne bediente Réception mit vielen Zusatzprodukten auf: vom Ersatz-WC-Papier, über Zahnbürsten, zusätzliche Kissen und Bademäntel,