Here & There

Haben die schönsten Wiener Grätzel im Maison Manesse in Zürich-Wiedikon kennengelernt, von links: Pascal Bütler (Pink Alpine), Evelyne Godino (TUI Suisse), Werner Ebert (SBB), Tina Neuenschwander (Railtour), Sahin Ugur (ITS), Doro Engels (SBB), Pino Andreano (Ten Lifestyle), Carmen Breuss (Österreich Werbung), Björn Eckhardt (Hotelplan), Kinga Rudek (Hotelplan), Mike Jakob (Railtour), Kathrin Löffel (Österreich Werbung), David Frauch (ACS), Martina Maio (ITS) und Peter Unsinn (WienTourismus). Bild: TN

Rein in die Heartbeat Streets von Wien

Wiens Grätzel sind Orte ausserhalb des Zentrums, die Kreativität und Austausch versprechen. Gestern hat WienTourismus Schweizer Reiseprofis einige der schönsten Grätzel nähergebracht.

Nicht von ungefähr lud WienTourismus am Dienstag ein Dutzend Schweizer Städtereisen-Spezialisten nach Zürich-Wiedikon ein, dem Trendquartier ausserhalb des Stadtzentrums, um die schönsten Wiener Grätzel vorzustellen. Das sind nämlich jene Stadtviertel, die Geheimnisse im Kleinen versprechen, multikulturell, divers und authentisch sind.

Die gesamte Stadt soll von touristischer Wertschöpfung profitieren oder wie es Peter Unsinn sagt, der Teamleiter Marktmanagement des Wiener Tourismusverbands, man wolle das Besucheraufkommen entzerren – eine Herausforderung, die auch Zürich kennt, mit den Touristenmassen rund um den See und im Zentrum.

«Das Thema Grätzel bringt einen Mehrwert für die Touristen, die nach Wien kommen. Sie haben die Möglichkeit etwas Neues zu erleben, raus aus dem 1. Bezirk zu kommen und neue Viertel zu erkunden», sagt Peter Unsinn. Er glaubt aber auch, dass dies ein Win-Win ist für die lokale Bevölkerung, die Wertschöpfung werde so besser verteilt und der Besuch der Grätzel verspreche «off-the-beaten-track» und «behind-the-scenes» etwas zu erleben. «Zudem ist dies ein Evergreen-Content, den wir noch viele Jahre weiterspielen werden.»

Carmen Breuss (Direktorin Österreich Werbung, Schweiz) und Peter Unsinn (Teamleiter Marktmanagement Wiener Tourismusverband) präsentierten im Maison Manesse in Zürich-Wiedikon die schönsten Wiener Grätzel. Bild: TN

Carmen Breuss, Chefin der Österrreich Werbung in der Schweiz, ist vom Thema Grätzel sehr angetan: «Die Menschen suchen heute einen stärkeren Bezug zum wahren Leben der Bevölkerung und wollen eintauchen in die Lebenswelten der Einheimischen». Wenn man in ein Grätzel gehe, lebe man ein bisschen mit, sehe den Markt und die Leute, wie sie einkaufen und ihr Wochenende in einem typischen Kaffeehaus starten. «Wir sind überzeugt, dass die Schweizer nicht nur nach Österreich fahren, sondern zu den Österreichern und Östereicherinnen», ein Grätzel-Besuch entspreche sehr dem Bedürfnis der Schweizer Gäste.

Und auf das Thema Overtourism angesprochen, sagt Peter Unsinn: «In Wien haben wir noch nicht die Situation, dass wir zu viele Touristen haben. Mit solchen Initiativen kann man aber schon im Vorfeld den Tourismus in diese Ströme lenken und kann dadurch mehr Verständnis schaffen bei der lokalen Bevölkerung und es bietet die Möglichkeit, mehr von einer Stadt zu zeigen, als nur die Top 10 Highlights.»

Das sind Wiens 11 Heartbeat Streets 2024

Freihausviertel (4. Bezirk) – Kreativ-Kosmos: Mit seinen lässigen Läden und Lokalen ist das Grätzel in der Nähe des Naschmarktes ein Hot-Spot für die Wiener Kreativszene. Moderne Galerien in der Schleifmühlgasse und hippe Shops sorgen für einen lebendigen Mix. Legendär ist das Café Anzengruber. Ende Juni steigt jedes Jahr das legendäre Freihausviertelfest.

Gusshausviertel & Karlsplatz (4. Bezirk) – Gründerzeit und Stadtgeschichte: Das neue spektakuläre Wien Museum (Eröffnung am 6. Dezember 2023) und die barocke Karlskirche bilden das Entrée zu diesem Gründerzeit-Grätzel. Das namensgebende Gusshaus wurde 1750 als Kanonengiesserei errichtet. Heute ist es ein Institut der Technischen Universität. Die Kulinarik reicht von internationaler Haubenküche im Z'SOM bis zu Altwiener Küche im Gasthaus Buchecker & Sohn.

Karmeliterviertel (2. Bezirk) – cool und koscher: Noch heute beheimatet das Viertel eine lebendige jüdische Gemeinde. Im Zentrum des Grätzels liegt der Karmelitermarkt, dort und in den Gassen rundherum gibt es auch viel Gastronomie: Im Tewa wird mediterrane, vom Nahen Osten beeinflusste Bio-Küche aufgetischt, im Skopik & Lohn vorwiegend kaltes Bar-Food und eines der legendärsten Schnitzel Wiens.

Kutschkermarkt (18. Bezirk) – bürgerlich und bio: Er ist einer der letzten verbliebenen Strassenmärkte Wiens und liegt im bürgerlichen 18. Bezirk. Vor allem am Samstag ist er einen Besuch wert, wenn zu den fixen Markständen auch Bäuer:innen aus der Region kommen, um ihre Produkte – von Obst bis Fisch, oft in Bioqualität – zu verkaufen. Anfang September eröffnete das neue Marktrestaurant Kutsch.

Meidlinger Markt (12. Bezirk) – herber Charme: Ein deutlicher Kontrast zum Kutschkermarkt ist der Meidlinger Markt. Hier trifft man auf Wiener Originale. Im Arbeiter:innenbezirk Meidling gelegen, bietet er neben klassischen Marktständen auch ein Haubenlokal: Die Wirtschaft am Markt lässt sich vom Ambiente dieses Grätzels beeinflussen und bietet Wiener Küche mit internationalem Touch.

Seestadt (22. Bezirk) – Utopie mit Seezugang: In der Donaustadt wird das Grätzel der Zukunft gebaut. Bis in die 2030er-Jahre sollen in der Seestadt rund um den namensgebenden Badesee mehr als 25'000 Menschen arbeiten und leben. Neben der Ariana Eventlocation steht mit dem HoHo Wien das 84 Meter hohe und damit zweithöchste Holzhochhaus der Welt. Auch die Kulinarik ist hochwertig: etwa im Café Leo und im See22.

Servitenviertel (9. Bezirk) – Klein Paris: Das malerische Viertel mit französischem Flair liegt unweit des Sigmund Freud Museums. Herzstück des Grätzels ist die Servitengasse, die bis November 2023 zur Fussgängerzone und begrünt wird. Die historischen Häuser sind besonders gut erhalten, zahlreiche Gastgärten und (französische) Lokale finden sich in den Erdgeschosen. Hier lässt sich’s wirklich «bon vivre».

Sonnwendviertel & Quartier Belvedere (10. Bezirk) – Stadtentwicklung auf Schiene: Rund um den Wiener Hauptbahnhof ist die Stadtentwicklung auf Schiene. Das Sonnwendviertel ist ein Wohngebiet, das allen Ansprüchen einer modernen Grossstadt gerecht wird. Das grüne Zentrum bildet der 70'000 m² grosse Helmut-Zilk-Park. Für gutes Essen ist gesorgt: Mimi im Stadtelefant, der Feldhase (vegetarische Küche) und Bio Mio (Lebensmittel vom Bauernhof).
Das Quartier Belvedere auf der anderen Seite des Bahnhofs besticht durch moderne Architektur.Das Museum Belvedere 21 ist der zeitgenössische Ableger des gleichnamigen Schlosses und weltberühmten Museums Belvedere.

Spittelberg (7. Bezirk) – Biedermeieridylle: Bekannt ist vor allem der Weihnachtsmarkt (ab 2023 als Öko-Event geführt) in Wiens bekanntestem und nahezu autofreiem Biedermeier-Viertel. Doch das Grätzel gleich hinter MuseumsQuartier und Volkstheater wartet das ganze Jahr über mit romantischen Gassen und Häusern und vielen Lokalen auf.

Stuwerviertel & Prater (2. Bezirk) – Wien ungeschminkt: Früher war hier das Rotlichtmilieu zu Hause. Heute ist das Stuwerviertel nahe der Messe Wien ein immer moderner werdendes Grätzel mit zahlreichen Lokalen (u. a Mochi am Markt und Brösl) sowie dem Vorgartenmarkt. Direkt an das Viertel, nur durch die Ausstellungsstrasse getrennt, grenzt der Wiener Prater.

Yppenviertel (16. Bezirk) – «mit scharf»: Das Viertel um den Yppenplatz mit seinen zahlreichen Lokalen ist eine der buntesten Gegenden Wiens. In der Brunnenpassage finden jährlich über 400 Kunstevents statt. Der angrenzende Brunnenmarkt ist mit seinen mehr als 170 Ständen der längste Strassenmarkt Wiens. Hier fühlt man sich wie im Süden: Vor allem türkische Stände und Geschäfte sind hier zu finden. Gleich neben syrischen Imbissen, afrikanischen Fleischhauern und Wiener Delikatessgeschäften. Hier pulsiert das Leben.

Weitere Infos zu Wiens Grätzel unter «Heartbeat Streets»

(GWA)