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«Patagonien, Tango, Ruta 40, Weine und Fussball»
Constantin KatsoulisUnter dem Patronat der Argentinischen Botschaft empfingen die Vertreterinnen und Vertreter vom Nationalen Institut für Tourismusförderung Inprotur zahleiche Schweizer Reiseprofis im Novotel Zürich City West zu einem Workshop und Stehlunch. Im Anschluss an die Präsentation hatte Travelnews die Gelegenheit, Botschafter Gustavo Martínez Pandiani zu befragen.
Herr Botschafter Martínez Pandiani, was ist der besondere Reiz einer Reise nach Argentinien?
Gustavo Martínez Pandiani: Für Europäer bedeutet eine Reise nach Argentinien, gegen die Jahreszeiten zu reisen. So können sie dem europäischen Winter entfliehen und im argentinischen Sommer ankommen. Was bei einer Reise nach Argentinien besonsers hervorsticht, ist unter anderem die vielfältige Gastronomie. Vor kurzem hat der Michelin-Führer sein Debüt in Argentinien angekündigt und wird am 24. November die mit Sternen und Erwähnungen ausgezeichneten Restaurants in den Destinationen Mendoza und Buenos Aires bekannt geben. Dies ist eine wichtige Anerkennung für die argentinische Küche, denn sie gibt Aufschluss über die Verarbeitung und Zubereitung der Produkte in Argentinien.
Wie hat sich der Tourismus – abgesehen von der Corona-Pause – in den letzten Jahren entwickelt?
In Argentinien gibt es einen starken Fokus auf nachhaltige Reiseziele. Wir sind uns bewusst, dass dies ein globaler Trend ist, und auch die Touristen wollen in diesem Sinne reisen. Es sind viele Ökohütten entstanden, und auch Glamping ist ein wichtiger Trend, nicht nur in Orten wie Salinas Grandes, El Chaltén, Esquel oder Mendoza, sondern auch in verschiedenen argentinischen Provinzen.
Welche Art von Tourismus hat in letzter Zeit an Beliebtheit gewonnen?
In der Schweiz besteht ein starkes Interesse an naturnahen Outdoor-Reisen mit Besuchen in Schutzgebieten. Glücklicherweise verfügt Argentinien über 39 Nationalparks und mehrere Schutzgebiete und Naturreservate, die für alle Arten von Reisenden geeignet sind. Diese Gebiete bieten auch Rundwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden an, so dass Schweizer Reisende die Möglichkeit haben, sich in der Natur mit geringem Schwierigkeitsgrad zu betätigen. Darüber hinaus hat das Ministerium für Tourismus und Sport des Landes ein Programm mit dem Namen «Die Naturroute» entwickelt, mit dem Sie Ihr Reiseziel in Argentinien auf 17 Naturrouten und anderen landschaftlich reizvollen Strecken entdecken können.
Wie entwickeln sich die Zahlen der Gäste aus der Schweiz?
Der Schweizer Markt liegt mit 18'959 Passagieren bis September 2023 auf Platz 7 der Ankünfte in Argentinien unter den europäischen Ländern. Die Schweizer Passagiere haben eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 18 Nächten und die höchsten durchschnittlichen Ausgaben, was sie zu einem wichtigen Bestandteil der argentinischen Werbestrategie macht. Aus diesem Grund veranstalten wir diese Woche im Rahmen des Internationalen Tourismustages drei Geschäftstreffen zwischen privaten Unternehmen wie Reiseveranstaltern, Reisebüros, Fluggesellschaften und der Fachpresse. Ziel dieser Treffen ist es, den Verkauf von argentinischen Tourismusprogrammen und -produkten zu stärken. Was die Einreisewege nach Argentinien betrifft, so kamen 50 Prozent der Passagiere mit dem Flugzeug an, entweder mit Swiss International Airlines, die die Strecke zwischen Zürich und Buenos Aires bedient, oder über unsere nationale Fluggesellschaft Aerolíneas Argentinas sowie über Air Europa, ITA Airways, Iberia und andere, die eine Zwischenlandung in Europa einlegen. Vor kurzem haben wir ein bilaterales Abkommen mit der Schweiz über den Linienflugverkehr unterzeichnet. Dieses Abkommen ist der Schlüssel zur Verbesserung unserer Konnektivität und zur Erhöhung unserer Aufnahmekapazität für Touristen.
Hat der argentinische Tourismus Neuerungen geplant?
Visit Argentina ist die Organisation, die für die Werbung für Argentinien im Ausland zuständig ist und die gesamte Kommunikation verwaltet. Während der Pandemie hat sie erhebliche Anstrengungen unternommen, um ihre digitale Strategie zu verbessern, was die Segmentierung von Kommunikationskampagnen und die Schaffung einer Big-Data-Datenbank ermöglicht. Sie haben eine Plattform entwickelt, um Daten aus verschiedenen Quellen wie IATA, INDEC und ETI miteinander zu vergleichen, um ihre Kommunikationsbemühungen zu verbessern und zu konzentrieren. Visit Argentina ist zur wichtigsten Quelle für touristische Inhalte über Argentinien weltweit geworden. Auch das Ministerium für Tourismus und Sport arbeitet kontinuierlich an der Erstellung und Aktualisierung des Tourismusangebots. Im Rahmen des Programms «50 Reiseziele» wurden über 230 tourismusbezogene Projekte mit einer Investition von 7,2 Milliarden Pesos abgeschlossen, dies entspricht rund 19 Millionen Franken. Zu diesen Projekten gehören unter anderem die Verbesserung von Nationalparks, Provinzparks, Naturschutzgebieten, Unterkünften und Hotelinfrastruktur.
Welches sind Ihrer Meinung nach die Orte in Argentinien, die man unbedingt gesehen haben muss?
Das sind einige. Lassen Sie mich mit der Ruta 40 beginnen. Sie führt von Norden nach Süden durch Argentinien und durchquert dabei drei Regionen und elf Provinzen, um unter anderem die Salinas Grandes in Jujuy, Cafayate und seine hochgelegenen Weine in Salta, die heilige Stadt der Quilmes in Tucumán zu entdecken, die Cuesta del Miranda in La Rioja, Mendoza und seine Weinkellereien, San Martín de los Andes und Villa La Angostura, umgeben von Seen und Natur, Bariloche mit seiner Schokolade und seinen Bergen, Esquel, El Chaltén und El Calafate in Santa Cruz, Städte, die von Gletschern umgeben sind.
Argentinien ist reich an Kultur, mit typischen Tänzen wie dem Tango aus der Stadt Buenos Aires oder der Folklore, die in vielen Provinzen Argentiniens getanzt wird. In der nördlichen Region unseres Landes gibt es «peñas», wo sich die Menschen mit ihren Gitarren versammeln und schöne Räume für Tanz und Musik schaffen. Ausserdem gibt es in dieser Region eine sehr attraktive präkolumbianische Geschichte zu sehen und zu erfahren. Kulturen verschiedener Völker, die noch existieren, wie die der Quilmes, oder Ruinen, die die Geschichte des Landes erzählen, wie die von Tastil oder Tilcara.
Die Region Patagonien ist auch einer der bekanntesten Orte, die zu allen Jahreszeiten erkundet werden können. Im Winter gibt es hier sieben Skigebiete, die für die ganze Familie geeignet sind, aber auch für Amateure und Experten, die sich hier professionell ausbilden lassen. Im Sommer können Sie die Seen, Landschaften und Gletscher genießen. Orte wie Bariloche, San Martín de Los Andes, Villa La Angostura, Puerto Madryn, Esquel, El Chaltén, El Calafate und Ushuaia sind einige der Orte, die man in Patagonien unbedingt besuchen sollte.
Die Wasserfälle von Iguazu sind eines der sieben Naturwunder der Welt und gehören seit 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Iguazu-Nationalpark ist ein Ort, den jeder mindestens einmal in seinem Leben besuchen sollte.
Zu den anerkannten UNESCO-Welterbestätten in Argentinien gehören:
1. Nationalpark Los Glaciares
2. Iguazu-Nationalpark
3. Halbinsel Valdés
4. Nationalparks Ischigualasto und Talampaya
5. Nationalpark Los Alerces
6. Quebrada de Humahuaca
7. Ruinen der Jesuiten-Guarani-Missionen in Misiones
8. Höhle der Hände in Santa Cruz
9. Jesuitenblock und Estancias von Córdoba
10. Qhapaq Ñan (Andenstraßensystem)
11. Die Architektur der Casa Curutchet von Le Corbusier in La Plata
12. ESMA-Museum und Gedächtnisraum in Buenos Aires (neu).
Ausserdem verfügt Argentinien über drei von der UNESCO anerkannte immaterielle Kulturgüter: Tango, Porteño Filete und Chamamé.
Zudem blüht in Argentinien die Leidenschaft für den Fussball. Es gibt zahlreiche Fussballtouren in unserem Land. Stadien wie La Bombonera von Boca Juniors oder das Monumental von River Plate sind nur einige der Möglichkeiten. Wandbilder von Maradona und Messi sind in verschiedenen Städten wie Buenos Aires, Rosario oder Santa Fe zu finden. Die Leidenschaft ist auf den Strassen ständig zu spüren.
Weinrouten in Provinzen wie Mendoza, der Weinhauptstadt, um einen guten Malbec oder Bonarda zu probieren, oder San Juan in der Region Cuyo. Aber auch in den nördlichen Regionen Argentiniens, wie Salta und Jujuy, findet man hochgelegene Weine und den besonderen Torrontés. Auch in anderen argentinischen Provinzen gibt es Weinberge, z. B. in Córdoba, La Pampa, Chubut, La Rioja, Santiago del Estero, Neuquén oder Rio Negro. In Argentinien gibt es Weingüter, die jährlich von den World's Best Vineyards ausgezeichnet werden, wie Zuccardi, Catena Zapata, Salentein, Trapiche oder El Enemigo.
Die Yerba-Mate-Route, die Reise dauert, nicht mehr und nicht weniger als 1200 Kilometer. Die gesamte Route durchquert das gesamte Gebiet von Misiones und erreicht die Provinz Corrientes. Die Route führt zu über 200 Betrieben aller Art, die sich der Yerba Mate widmen: handwerklich, ökologisch und industriell. Natürlich umfasst die Route auch den Produktionsprozess, so dass interessierte Reisende die Anpflanzungen, die Ernte, das Trocknen, das Mahlen und sogar die Endverpackung besichtigen können.
Es ist erwähnenswert, dass laut statistischen Daten aus dem Jahr 2019 die fünf meistbesuchten Ziele in Argentinien von Schweizer Touristen waren: Buenos Aires City (Gastronomie und Kultur im urbanen Raum), El Calafate/Perito-Moreno-Gletscher (Natur und Abenteuer), Salta/Tucumán/Jujuy (Kultur, Natur und Abenteuer), Iguazu-Wasserfälle (Natur und Abenteuer) und die Seenregion (Bariloche, Villa La Angostura und San Martín de los Andes).